Nicht auf die Zinslage fixiert sein

4. Stiftungstag machte Mut, den Blick zu weiten auf die langfristige Aufgabe von Stiftungen und Kirche

4. Stiftungstag - Nov. 2016 (c) Bistum Aachen / Andreas Steindl
4. Stiftungstag - Nov. 2016
Datum:
Do. 10. Nov. 2016
Von:
Thomas Hohenschue
Inspirierende Impulse und intensiven Austausch: Beides bot der 4. Stiftungstag im Bistum Aachen in einer gelungenen Mischung. 110 Frauen und Männer trafen sich am 4. November im Jülicher Haus Overbach, um über die aktuellen Herausforderungen im Stiftungswesen zu sprechen.
4. Stiftungstag - Nov. 2016 (c) Bistum Aachen / Andreas Steindl
4. Stiftungstag - Nov. 2016

Im Auftaktreferat betätigte sich Prof. Dr. Michael Ling aus dem Bistum Mainz als Mutmacher. Der Stiftungsexperte, der sich überdiözesan als Kirchenvertreter im Bundesverband Deutscher Stiftungen engagiert, rückte den Fokus weg von der bedrängenden Niedrigzinsphase. Sicherlich sei die Erträgnislage zurzeit nicht rosig, aber müsse man sich um die Kirche wirklich Sorgen machen? Auf eine Institution, deren Bestehen und Auftrag auf Jahrhunderte angelegt seien?

„Die Menschen können auf die Verlässlichkeit und Sicherheit des Stiftungswesens vertrauen“, bekräftigte Ling mit Blick auf die solide kirchen- und staatsrechtliche Flankierung der Stiftungen. Um einem allzu starken Wertverlust entgegenzuwirken, sei auch der ganz alte Weg, Geld in Felder und Wälder anzulegen, ein guter. Vor dem Aspekt der Ewigkeitsgarantie für den Stifterwillen hält Ling das für einen durchaus praktikablen Weg.

Der Professor warb für Zuversicht. Denn nur mit dieser könne man Menschen überzeugen, ihren Beitrag zum Stiftungswesen beizusteuern. „Stiftungen brauchen Befeuerung“, brachte Ling seinen Gedanken auf den Punkt. „Was haben wir als Kirche zu befürchten? Wir werden weiterbestehen, bis der Herr kommt.“ Keinesfalls sei es geboten, den kurzen Horizont der Börsenökonomie anzunehmen, mit Quartalszahlen und Jahresplänen.

Auch die zweite Referentin des Tages, Sabine Süß, führte den Blick weg vom finanziellen Fokus. Als Teil der organisierten Zivilgesellschaft bewirkten Stiftung viel Gutes für das Gemeinwesen. Sie seien ein idealer Partner, um mit einem langen Atem soziale und kirchliche Anliegen zu fördern. Und das gehe auch in einer Niedrigzinsphase recht gut, wenn man sich mit anderen Stiftungen verbinde und daraus entstehende ideelle und materielle Synergien nutze, sagte Süß.

Die Referentin konnte dies am Beispiel des Bildungsbereiches glaubhaft nachzeichnen, denn sie engagiert sich im Netzwerk Stiftungen und Bildung im Bundesverband Deutscher Stiftungen. Dort sei es gelungen, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen, voneinander zu lernen und miteinander an gemeinsamen Vorhaben zu arbeiten. Im Stiftungsforum des Bistums Aachen sehe sie ganz ähnliche Entwicklungen und Qualitäten, sprach sie den Verantwortlichen ein Kompliment aus.

Das hörte auch Domkapitular Dr. Andreas Frick gerne, der als Leiter der Bischöflichen Verwaltung die Gesamtverantwortung für das Stiftungswesen trägt. Im 4. Stiftungstag entdeckte er viel Einsatz für die gemeinsamen Ziele und Zukunftsperspektiven. Sein Dank galt allen Mitwirkenden rund um den Geschäftsführer des Stiftungsforums, Hans-Josef Siebertz. Und dem Gastgeber: Pater Josef Költringer von den Oblaten Franz von Sales.

Dieser hatte eingangs betont, worum es im Stiftungswesen gehe: nicht einzelne charismatische Persönlichkeiten zu fördern, auch nicht geistliche Gemeinschaften, die stets einem Wandel und heute vor allem einen Schrumpfen unterliegen. Sondern es gehe um Einrichtungen, die mit einer christlichen Haltung in der Welt wirken – und das auch morgen und übermorgen noch tun sollen. Ihren Fortbestand unabhängig von Einzelpersonen und Gemeinschaften zu sichern, sei die zentrale Aufgabe von Stiftungen, sagte Költringer und hatte dabei auch den eigenen Weg der Salesianer und des Hauses Overbach vor Augen.