Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen - keine billigen „Arbeitskräfte“!

Statement der Betriebsseelsorge im Bistum Aachen

Ukraine (c) pixabay
Ukraine
Datum:
Di. 29. März 2022
Von:
Kathrin Henneberger
Katholische Betriebsseelsorge (c) Katholische Betriebsseelsorge
Katholische Betriebsseelsorge

Der Krieg in der Ukraine schockiert uns sehr. Ein kleiner Lichtblick ist die große Aufnahme- und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung für die Menschen, die die Ukraine verlassen mussten.

Als Betriebsseelsorger:innen haben wir darüber hinaus die Menschen besonders in Bezug auf Arbeit im Blick und möchten hier unsere Besorgnis ausdrücken.

Anders als bei anderen Flüchtlingsbewegungen gibt es für die aus der Ukraine flüchtenden Menschen einen direkten Zugang zum Arbeitsmarkt. Durch die sogenannte Massenzustrom-Richtlinie der EU ist die Voraussetzung geschaffen, dass die geflüchteten Menschen für mindestens ein Jahr in der EU leben und arbeiten dürfen.

Wir begrüßen diese Regelung und damit die Möglichkeit für die Menschen, für Ihren Lebensunterhalt sorgen und arbeiten zu können, ausdrücklich.

Die Regelung bedeutet, dass reguläre Beschäftigungsverhältnisse möglich sind.
Im Umkehrschluss heißt dies: Die Menschen, die nun zu uns kommen, sollten auch reguläre Beschäftigungsverhältnisse haben.  

Schon heute kommen viele der Frauen und Männer, die in der häuslichen Betreuung und Pflege arbeiten, sogenannte „live ins“, aus der Ukraine. Hier muss darauf geachtet werden, dass sie ordnungsgemäße Arbeitsverträge bekommen, die den in Deutschland gültigen arbeitsrechtlichen Bestimmungen entsprechen. 

Auch im Bereich der Saisonarbeit stoßen wir immer wieder auf irreguläre, ausbeuterische Beschäftigungsverhältnisse, oft für Wanderarbeiter:innen aus Osteuropa. Die Tatsache, dass nun viele potenzielle Arbeitskräfte nach Deutschland kommen, kann zu einem Verdrängungs- und Unterbietungswettbewerb auf Kosten von Arbeitnehmer:innen führen, wenn nicht darauf geachtet wird, dass die Arbeitsverhältnisse geregelt und legal sind.

Dazu wird bereits von der Gefahr vor allem für Frauen und Kinder berichtet, in die Hände von Menschenhändler:innen und die Prostitution zu gelangen.

Wir appellieren daher an alle, die sich für geflüchtete Menschen engagieren, in diesem Sinne die Augen offen zu halten und die aus der Ukraine geflüchteten Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass sie normal arbeiten dürfen und was ihre Rechte sind.

Es kommen Menschen zu uns, die vor Krieg und Gewalt fliehen, keine billigen „Arbeitskräfte“! Sie dürfen nicht Opfer von Ausbeutung werden!