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Zwischen Windeln und Wir – Wie „Eltern-werden“ und „Paar-bleiben“ gelingen kann:Forum Magazin: „Eltern werden, Paar bleiben“

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Ein neues Kapitel beginnt

Ein Kind zu bekommen gehört zu den tiefgreifendsten Erfahrungen im Leben. Wenn aus einem Paar Eltern werden, verändert sich alles – der Alltag, die Prioritäten, die eigene Identität. Die Liebe zum Kind ist überwältigend, gleichzeitig steht die Partnerschaft vor neuen Herausforderungen. „Eltern werden – Paar bleiben“ ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Prozess, der Aufmerksamkeit, Kommunikation und gegenseitiges Verständnis braucht. Doch genau darin liegt auch eine große Chance: Die Liebe kann in dieser neuen Lebensphase nicht nur bestehen, sondern wachsen – tiefer, bewusster und lebendiger.

Datum:
Fr. 14. Nov. 2025
Von:
Cornelia Schubert

Zwischen Windeln und Wir – Wie „Eltern-werden“ und „Paar-bleiben“ gelingen kann

Ein neues Kapitel beginnt

Ein Kind zu bekommen gehört zu den tiefgreifendsten Erfahrungen im Leben. Wenn aus einem Paar Eltern werden, verändert sich alles – der Alltag, die Prioritäten, die eigene Identität. Die Liebe zum Kind ist überwältigend, gleichzeitig steht die Partnerschaft vor neuen Herausforderungen. „Eltern werden – Paar bleiben“ ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Prozess, der Aufmerksamkeit, Kommunikation und gegenseitiges Verständnis braucht. Doch genau darin liegt auch eine große Chance: Die Liebe kann in dieser neuen Lebensphase nicht nur bestehen, sondern wachsen – tiefer, bewusster und lebendiger.

Zwischen Nähe und Überforderung

In den ersten Wochen nach der Geburt eines Kindes steht oft alles Kopf: Nächte werden kurz, Routinen lösen sich auf, und selbst kleine Alltagsentscheidungen werden plötzlich zu Teamaufgaben. Elternsein ist ein 24-Stunden-Job – wunderschön, aber auch fordernd. In dieser intensiven Anfangszeit rückt das Paarleben häufig in den Hintergrund. Gespräche drehen sich um Windelgrößen, Stillzeiten und Schlafrhythmen. Zärtlichkeit weicht manchmal praktischer Koordination.

Diese Entwicklung ist ganz normal. Wichtig ist, dass Paare sich bewusst machen: Es ist in Ordnung, erschöpft zu sein. Es ist normal, sich manchmal fremd zu fühlen. Und es ist gesund, sich nach Zweisamkeit zu sehnen. Gefühle von Überforderung bedeuten nicht, dass man als Paar oder Eltern versagt – sie zeigen nur, dass man mitten in einem Umbruch steckt.

Paarzeit – kein Luxus, sondern Lebenselixier

Die gute Nachricht: Liebe lässt sich pflegen, auch (und gerade) im Familienalltag. Paarzeit ist kein egoistischer Luxus, sondern ein notwendiger Bestandteil einer gesunden Beziehung. Denn nur, wenn beide Partner sich auch als Liebende erleben – nicht nur als Eltern – kann ihre Verbindung langfristig tragen.

Das muss nicht immer das große romantische Dinner sein. Oft reichen kleine Rituale: ein bewusstes Gespräch beim Abendtee, eine Umarmung zwischendurch, ein gemeinsames Lachen beim Wickeln. Es geht darum, sich gegenseitig wahrzunehmen, nicht nur als Mit-Eltern, sondern als Mensch und Partner*in. Wer regelmäßig kleine Inseln der Nähe schafft, stärkt das Fundament der Beziehung.

Kommunikation ist der Schlüssel

Viele Missverständnisse in jungen Elternbeziehungen entstehen nicht durch mangelnde Liebe, sondern durch fehlende oder missverstandene Kommunikation. Wer sich permanent im Funktionsmodus befindet, verliert leicht den Blick für das, was der andere gerade braucht oder fühlt. Deshalb ist es hilfreich, Räume für echte Gespräche zu schaffen – nicht zwischen Tür und Angel, sondern mit offenem Herzen und aufmerksamem Ohr.

Dabei darf es auch um eigene Bedürfnisse gehen: „Ich fühle mich gerade überfordert“ oder „Ich vermisse unsere Zweisamkeit“ sind keine Vorwürfe, sondern wichtige Signale. Wenn beide Partner sich trauen, ehrlich zu sein, entsteht Nähe. Gegenseitiges Zuhören, ohne sofort Lösungen parat haben zu müssen, kann Wunder wirken. Und manchmal reicht schon ein „Ich sehe dich“ oder „Danke, dass du da bist“, um ein Lächeln zurückzubringen.

 

Gleichgewicht zwischen Rollen finden

Mit dem Elternwerden kommen neue Rollen hinzu – Mutter, Vater, oft auch Versorger*in oder Organisator*in. Doch die alten Rollen sind nicht verschwunden. Aber es braucht Zeit und bewusste Entscheidungen, um ein neues Gleichgewicht zu finden. Hilfreich ist, wenn beide offen über ihre Vorstellungen von Elternschaft sprechen: Wer übernimmt welche Aufgaben? Wie viel Zeit für sich selbst ist möglich? Welche Unterstützung brauchen wir? Die gleichberechtigte Aufteilung von Verantwortung entlastet nicht nur – sie schafft auch Raum für gegenseitige Wertschätzung.

Unterstützung annehmen – ein Zeichen von Stärke

„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen“, sagt ein afrikanisches Sprichwort. Doch viele junge Familien versuchen, alles allein zu schaffen. Dabei ist es kein Zeichen von Schwäche, Hilfe anzunehmen – im Gegenteil: Es zeigt Stärke und Weitsicht.

Ob Großeltern, Freunde, Nachbarn oder professionelle Angebote der Familienbildung – wer sich Unterstützung holt, entlastet nicht nur sich selbst, sondern schützt auch die Paarbeziehung. Ein freier Abend, ein offenes Ohr oder ein paar helfende Hände können wahre Wunder wirken.

Paar bleiben heißt: gemeinsam wachsen

Eltern zu werden verändert vieles – aber es kann auch die Liebe vertiefen. Wenn zwei Menschen gemeinsam schlaflose Nächte durchstehen, sich über das erste Lächeln ihres Kindes freuen und einander in neuen Rollen erleben, entsteht eine ganz neue Form von Verbundenheit. Das Geheimnis liegt darin, einander nicht aus den Augen zu verlieren. Sich immer wieder neu kennenzulernen. Sich auch als Paar weiterzuentwickeln. Mit Geduld, Humor und Offenheit. Und dem Vertrauen, dass Liebe nicht perfekt sein muss, um stark zu sein.

Fazit: Liebe lebt von Begegnung

„Eltern werden – Paar bleiben“ ist keine Aufgabe, die man einmal abhakt. Es ist ein Weg – mal leicht, mal steinig, aber immer voller Möglichkeiten. Mit liebevoller Kommunikation, kleinen Gesten im Alltag , der Bereitschaft zur Unterstützung und dem Mut, auch schwierige Phasen gemeinsam zu meistern, können Paare ihre Beziehung stärken und vertiefen.

Denn am Ende ist es genau dieses Miteinander, das Familien trägt: Wenn zwei Menschen einander immer wieder neu begegnen – mitten im Trubel des Alltags, zwischen Spielzeug und Wäschekorb, mit einem Lächeln, einer Umarmung oder einfach mit dem ehrlichen Wunsch, füreinander da zu sein.

Tipp am Schluss: Kleine Paarmomente bewusst schaffen

  • Jeden Tag ein paar Minuten ungestört miteinander sprechen
  • Wöchentlicher „Paarabend“ – auch wenn er nur zu Hause auf dem Sofa stattfindet
  • Ein Dank oder Kompliment pro Tag – ehrlich und konkret
  • Unterstützung organisieren – durch Familie oder externe Angebote
  • Gemeinsame Erinnerungen schaffen – auch im Kleinen

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