Wer es immer noch nicht weiß: Ich liebe Krimis. Puzzleteil um Puzzleteil werden fehlende Informationen zusammengetragen und im letzten zahlt sich logisches Denken aus, um den Fall zu lösen.
Logik ist nun nicht unbedingt eine Begrifflichkeit des Glaubens. Wir siedeln unseren Glauben zumeist auf der Ebene der Sinnlichkeit an.
Und ja, ich lasse mich auch anrühren von Gefühlen; aber Emotionen sind wankelmütig, stimmungsabhängig und sie sind sehr individuell. Vor allem aber: Gefühle sind verführerisch und können zuweilen ablenken von einer nüchternen Wirklichkeit. Deshalb ist ein Glaube – unser Glaube – nur dann wirklich tragfähig, wenn er auch der Ratio, der Vernunft standhält. Und da müssen wir eines konstatieren:
Gott ist anders als wir Menschen oft denken; er ist anders, als es uns unsere kindliche Naivität oft weiß machen möchte. Im Blick auf Gott vergessen die Erwachsenen oft, dass sie erwachsen sind und die Gefahr ist groß, zurückzufallen in eine Kindlichkeit, in der sie mit gutem Gewissen ihre Verantwortung delegieren konnten: ‘der liebe Gott wird’s schon richten. Wenn ich ganz fest bete, dann wird alles gut. Und wenn es nicht gut wird, dann hing es an meinem mangelnden Vertrauen.’ Gott, der Weltenlenker und der Weltenrichter. Und der Mensch: das sündige Wesen, das sich aus der Umklammerung Gottes befreien möchte, und dann vom rechten Pfad abweicht. Und dafür gibt es dann das Sakrament der Buße, wo man wieder zurückgeführt wird – bis zur nächsten Sündenkatastrophe.
Aber Gott ist anders.
Das ist wohl die Quintessenz dessen, was Jesus seinen Freundinnen und Freunden vermitteln wollte damals. Gott ist keine Seelen-Waschmaschine. Wir hören es heute unmissverständlich aus Jesu Mund: Du musst dein Haus, dein Leben selbst bestellen. Du bist auf dich allein gestellt. Du trägst die Verantwortung für dein Reden und Handeln. Du kannst dein Leben nicht Gott überantworten und die Hände in den Schoß legen.
Leben, als sei Gott nicht in der Welt: Dazu fordert uns Jesus auf. Dem müssen wir uns stellen: Gott ist nicht in der Welt. Denn was Welt ist, kann nicht Gott sein. Welt ist eng und begrenzt. Welt ist gebunden an Dimensionen. Welt kann ich fassen. Aber alles, was ich fassen kann, kann nicht Gott sein. Nur, was nicht Welt ist, was nicht geschaffen ist, was nicht der Wechselhaftigkeit des Lebens unterworfen ist, kann Gott sein. Gott ist jenseits alles Fassbaren.
Was in der Welt ist, das kann mich auf Gott verweisen, aber nichts von all dem kann Gott sein. Diese Weisheit hat mit mein verehrter Lehrer Peter Knauer gelehrt: Was in der Welt ist, kann mich auf Gott verweisen, aber nichts von dem, was in der Welt ist, kann Gott sein.
Dieses der Vernunft entspringende Gedankenspiel macht neugierig, vor allem dann, wenn wir Jesus bei Wort nehmen, der Hausherr, Gott also, sei verreist. Gott ist nicht da, er ist nicht in der Welt.
Ein Fest, das wir jedes Jahr feiern, erhält in unserem heutigen Gedankenspiel eine sehr konkrete Bedeutung: Christi Himmelfahrt.
Wenn das Geschehen dieses Festes ernst gemeint ist in unserem Glaubensgepäck, dann sind die Konsequenzen unabdingbar. Gottes Sohn, in den Himmel aufgefahren, kann nicht mehr auf der Erde sein. Gott hat mit der Menschwerdung ein Zeichen gesetzt und sich in diese Welt eingebracht. Aber genau so hat er sich auch wieder entzogen. Die Erde ist nicht der Himmel.
Gott hat die Erde berührt, so dass alles, was ist auf dieser Erde, alles Leben, alles Sein, ein für alle Mal von Gottes Geist durchtränkt ist. Das ist die pfingstliche Botschaft: Alles, was ist, kann so auf Gott verweisen. Alles, was lebt, kann auf Gott hinweisen.
Es gibt Begriffe in der Kriminalistik – und ich darf wieder zurückkommen auf meine Begeisterung gegenüber Krimis – die das, was ich meine, auf den Punkt bringen.
An der Hand eines möglichen Täters oder einer Täterin werden „Schmauchspuren“ gesucht, die darauf hinweisen, ob es einen Kontakt mit der Mordwaffe gegeben hat. Kleidungsstücke werden untersucht, ob sie konterminiert sind mit kleinsten Partikeln, die sich einem Menschen zuordnen können.
Finden sich in unserem Leben Schmauchspuren Gottes? Sind wir konterminiert mit Gottes Wesensmerkmalen?
Jesu Worte heute deuten in die gleiche Richtung: Sind wir selbst ein Verweis auf Gott hin? Lassen sich in unserem Leben Spuren Gottes finden?
Wir Menschen sind nicht in abhängiger Weise der Spielball Gottes; was wir aber sehr wohl sind: die von ihm bestellten Verwalterinnen und Verwalter seiner Schöpfung. An uns liegt es, ob Menschen in dieser Welt Hinweise finden auf Gott.