Zukunft braucht Wahrheit

Abschlussbericht der Wahrheitskommission vorgelegt

Hay futuro si hay verdad - Es gibt eine Zukunft, wenn es Wahrheit gibt (c) privat
Hay futuro si hay verdad - Es gibt eine Zukunft, wenn es Wahrheit gibt
Datum:
Do. 30. Juni 2022
Von:
Carina Delheit

Am 28. Juni hat der Vorsitzende der kolumbianischen Wahrheitskommission, Padre Francisco de Roux, in Bogota den Abschlussbericht dieses auf Basis des Friedensabkommens von 2016 entstandenen Gremiums vorgelegt. Die in den sozialen Medien Kolumbiens live übertragene Präsentation zieht Bilanz für die Zeit von 1985 bis 2018. Etwa 450.000 Tote des bewaffneten Konflikts sind für diesen Zeitraum dokumentiert, davon knapp die Hälfte Opfer von Paramilitärs, alle weiteren gehen auf das Konto unterschiedlicher Guerillagruppen, des Militärs und der Polizei sowie von kriminellen Organisationen, die v. a. in Zusammenhang mit dem Drogenhandel agieren. Die Kommission geht von einer deutlich höheren Dunkelziffer bei den Todesopfern aus. Als eine der tragischsten Folgen dieser humanitären Katastrophe benennt die Wahrheitskommission, dass sich viele  Menschen an das gewaltsame Töten gewohnt haben und der Wert von Menschenleben entsprechend sinkt.

Der Abschlussbericht mit der Überschrift "Hay futuro si hay verdad" (Es gibt eine Zukunft, wenn es Wahrheit gibt) hat keine rechtsverbindlichen Konsequenzen, soll aber Weichen für Wiedergutmachung und Gerechtigkeit stellen. In diesem Zusammenhang sind die Empfehlungen interessant, die die Kommission auf der Basis ihrer Situationsbeschreibung macht. Hier ist besonders die Frage virulent, wie es mit der Umsetzung der Vereinbarungen des Friedensabkommens von 2016 weitergeht. Der designierte Präsident Gustavo Petro nahm an der Veranstaltung teil.
Im Zentrum des Berichtes, für den in den letzten Jahre viele Konfliktopfer interviewt wurden, steht das Leid der Opfer. Dabei werden in der Darstellung die verschiedenen Perspektiven der unterschiedlichen Gewaltakteure eingenommen, um die oft komplexe Zuschreibung und Verknüpfung von Tätern und Opfern besser zu verstehen und zu verdeutlichen. Das Dokument bietet mit dieser Spannbreite eine kritische Sicht auf Vergangenheit und Gegenwart, die in 10 Kapitel gegliedert ist. Darin werden verschiedene Formen von Menschenrechtsverletzungen ebenso analysiert wie besonders betroffene Personengruppen und besonders relevante Konfliktursachen wie die Landfrage.