Kirchliche Kettenreaktion

Pfarreien und Verbände aus den Aachener Regionen beteiligen sich an der Menschenkette gegen Tihange

Menschenkette Nachrichtl (c) Lars Kuckelkorn
Datum:
Di. 20. Juni 2017
Von:
Andrea Thomas
Ein deutlich sichtbares Zeichen setzen will die grenzüberschreitende Initiative gegen die Kernkraftwerke in Tihange und Doel: am Sonntag, 25. Juni, mit einer 90 Kilometer langen Menschenkette zwischen Aachen und Tihange.
Menschenkette Quadrat (c) Lars Kuckelkorn

Mit dabei bei dieser „Kettenreaktion“ sind auch zahlreiche Katholiken aus den beiden Aachener Bistumsregionen. Sie wollen damit Stellung beziehen gegen Atomkraft und ihre Risiken und für den Schutz der Schöpfung. In Herzogenrath hat sich die Pfarrei St. Josef in Straß mit dem Förderverein Arbeit, Umwelt und Kultur, dem Soziokulturellen Zentrum Klösterchen, dem Verein Klatschmohn sowie dem Biobauernhof „Gut Paulinenwäldchen“ zu einem breiten Bündnis zusammengeschlossen. So sollen möglichst viele Menschen für die Aktion mobilisiert werden, die dann einen entsprechend langen Streckenabschnitt der Menschenkette stellen.

Außerdem wollen die Organisatoren so all denen ein Angebot machen, die sich alleine etwas verloren vorkämen. „Eine gemeinsame Teilnahme macht viel mehr Spaß, und man kann sich so mit einem möglichst großen Block aus Herzogenrath auf den Weg machen“, heißt es im gemeinsamen Aufruf. Dass die Pfarrei einer der Akteure in diesem Bündnis ist, liegt nicht nur daran, dass viele derer, die sich hier kirchlich engagieren, auch in einer der anderen Gruppen aktiv sind. Es spiegelt vielmehr die Grundhaltung der Pfarrei wider, die sich in vielen Bereichen gesellschaftlich und sozialpastoral engagiert – quer durch alle Generationen, wie Gemeindereferent Wilfried Hammers unterstreicht.

Das zeigte sich schon bei der „Probe-Menschenkette“ im Anschluss an einen Familiengottesdienst, die durch die Kirche nach draußen über den Vorplatz bis auf den Schulhof der benachbarten katholischen Grundschule reichte. „Wir waren positiv überrascht, wie gut das angenommen wird, auch bei einigen Älteren in der Gemeinde, die zwar nicht selbst teilnehmen werden, aber das Anliegen unterstützen“, sagt Wilfried Hammers. Ihn freut jedoch vor allem das Engagement der Jüngsten in der Gemeinde. Die Offene Ganztagsschule der Grundschule St. Josef unterstützt die Menschenkette ebenso wie die Straßer Messdiener. Eine Gruppe hat sich dazu noch etwas Besonderes überlegt: Wer demonstriert, bekommt auch Hunger. Sie packen daher Verpflegungsbeutel mit Brötchen einer örtlichen Bäckerei, Wurst, Käse, einem Getränk und einem Apfel, die sie zum Selbstkostenpreis an die Teilnehmer verkaufen wollen.

 

Möglichkeit der Teilnahme für die, die am Aktionstag verhindert sind

Eine gute Idee hat auch die KAB-Gruppe aus der Pfarrei St. Severin in Aachen-Eilendorf gehabt. Nachdem sie immer öfter auf die Frage, „Seid Ihr dabei?“ die Antwort „Schade, da kann ich nicht“ zu hören bekam, hat sie überlegt, wie man die mitnehmen kann, die nicht selbst dabei sein können. Aus Tapetenbahnen haben sie Kettenglieder gebastelt, und wer am 25. Juni verhindert sein wird, konnte ein Foto von sich einschicken, das, versehen mit Name und Ort, darauf aufgeklebt wird. „Das sind 30 echte Menschen, die dem ausdrücklich zugestimmt haben, um so virtuell dabei zu sein und zu helfen, Meter zu machen“, sagt Andris Gulbins aus dem Diözesanbüro der KAB, selbst einer der 30, die auf diesem Weg dabei sind. Außerdem bietet die Gruppe, ähnlich dem Herzogenrather Bündnis, Interessierten die Möglichkeit, in der Gemeinschaft teilzunehmen. Etwas, von dem beide Seiten profitieren. Nicht nur wird auf diese Weise die Anreise per Bus günstiger, für die KAB ist das auch eine gute Gelegenheit, sich und ihr Engagement Menschen vorzustellen, die der Kirche eher fern stehen. Ein Nachtreffen ist bereits geplant.