Wohin führst du mich?

Neugier gehört zu den Dingen, die uns von Natur aus mitgegeben sind, genauso wie Kreativität. Etwas Neues entdecken, etwas Neues erschaffen – beides ist Ausdruck von Lebendigkeit und gehört eng zusammen. Wenn wir uns auf Neues einlassen, auf Entdeckungsreise gehen, gehören dazu auch immer Mut, sich auf Unbekanntes einzulassen und Vertrauen in die eigene Kraft und Kreativität, um auf Unvorhergesehenes reagieren zu können.

Nur wenn wir uns auf „Neulandsuche" begeben, bleiben wir wach und schärfen unsere Sinne und unseren Verstand. Es geht dabei um mehr als nur ums Überleben. Wir sammeln Erfahrungen, die uns Wege eröffnen, die uns Wege finden lassen, die uns unseren Weg finden lassen. Für mich hat sich mein künstlerischer Weg schon im Kindesalter angedeutet. Ohne mir dessen bewusst zu sein, bot mir das Malen und Zeichnen die Möglichkeit, mich selbst zu spüren, meine eigenen Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken. Es ist ein Weg, der nach innen führt. Die Auseinandersetzung mit der Leinwand, mit den Farben und den Formen ist eine ständige Übung in Konzentration, Achtsamkeit und Loslassen. Ich entwickle mein Bild im Tun. Bevor ich anfange, habe ich nur vage Vorstellungen, die oft schon nach kurzer Zeit in eine ganz andere Richtung gehen können durch „Fakten", die ich auf der Leinwand schaffe. Im Prozess des Malens durchlaufe ich immer auch Phasen großer Unsicherheit. Umso glücklicher bin ich dann, wenn das Bild allmählich Gestalt annimmt und an Klarheit gewinnt. Das „Neue", das dann entstanden ist, enthält jedoch auch vieles „Alte", eine Formensprache, die sich im Laufe vieler Jahre künstlerischer Arbeit entwickelt und herauskristallisiert hat, Formen die mehr oder weniger frei erfunden sind aber viel Raum für freie Assoziationen lassen. Sie „schweben" und „tanzen" über die Leinwand und bilden so einen neuen spannenden Zusammenhang. (Christel Wermuth)

Christel Wermuth (c) Domkapitel Aachen / Angelika Kamlage