Wir als Kirche können uns nicht damit zufriedengeben

Ein Stimmungsbericht aus der Flüchtlingsseelsorge

Tetyana Lutsyk ist Pastoralreferentin in der GdG Aachen-Nordwest und in der Flüchtlingsseelsorge tätig. (c) Tetjana Lutsyk
Tetyana Lutsyk ist Pastoralreferentin in der GdG Aachen-Nordwest und in der Flüchtlingsseelsorge tätig.
Datum:
Do. 17. Nov. 2022
Von:
Tetyana Lutsyk - Flüchtlingsseelsorge

Die Geflüchteten leben hier seit ein paar Monaten, tragen unterschiedliche Lasten und Gedanken in sich. Viele Menschen sehnen sich danach, in ihr vertrautes oder vielleicht doch in ein verändertes Zuhause zurückzukommen. Viele schätzen die eingetretene Situation realistisch ein und schauen mit Wehmut, aber mutig nach vorne.

Die Geflüchteten leben hier seit ein paar Monaten, tragen unterschiedliche Lasten und Gedanken in sich. Viele Menschen sehnen sich danach, in ihr vertrautes oder vielleicht doch in ein verändertes Zuhause zurückzukommen. Viele schätzen die eingetretene Situation realistisch ein und schauen mit Wehmut, aber mutig nach vorne.

Aus der anfänglichen Erstarrung, Hilflosigkeit und Ohnmacht wird langsam Orientierung – sprachliche, kulturelle, berufliche. Vor allem nach ihren beruflichen Perspektiven halten die meisten Menschen Ausschau und wollen ihre - in der Ukraine erlangten - Qualifikationen und unterschiedlichen Kompetenzen einsetzen: als Erzieherinnen, Lehrerinnen, Medizinerinnen, (Bank-)Kaufleute, Verkäuferinnen etc. 

Auf diesem Weg beruflicher Perspektive stoßen sie auf zahlreiche Hürden, die sie kaum bewältigen können: die Anerkennung der Abschlüsse und Berufserfahrung, fehlende Sprachkenntnisse, ein mangelnder Bezug zur beruflichen Praxis in Deutschland und zum Berufseinstieg. Es war uns in der Flüchtlingsseelsorge klar: Wir als Kirche können uns nicht damit zufriedengeben. So wurden in Kooperation mit der Caritas ehrenamtliche Sprachkurse in die Wege geleitet und Infoveranstaltungen mit verschiedenen Diensten und Institutionen gemeinsam mit der Bischöflichen Akademie organisiert. Auf diese Weise sind Menschen und Strukturen (Arbeitgeber, Jobcenter, Sozialdienste etc.) miteinander in Kontakt gebracht worden. Dank der Vernetzungshilfe von Wolfgang Huber aus dem Bereich Fundraising des Bistums Aachen konnten einige ukrainische Frauen bereits bei IT-Firmen, im Gesundheitswesen oder im Kita-Bereich starten. 

Jedoch bleiben zahlreiche Herausforderungen bestehen: So bedarf es eines gemeinsamen Bekenntnisses, dass all diese Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, wichtig sind und sie ihre Möglichkeiten einbringen können. Als Kirche und Gesellschaft sollten wir das Potenzial und die Ressourcen der Menschen, die hier vorübergehend oder dauerhaft leben wollen, nutzen und für sie einstehen.  


Tetyana Lutsyk
Flüchtlingsseelsorge