„Wenn die Leute freiwillig zu uns kommen, müssen wir richtig gut sein.“

Im Gespräch mit Christoph Sochart, ehrenamtlicher Begräbnisdienstleiter

Christoph Sochart ist eine persönliche Gestaltung der Trauerfeier wichtig. (c) Privat
Christoph Sochart ist eine persönliche Gestaltung der Trauerfeier wichtig.
Datum:
Do. 27. Okt. 2022
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Christoph Sochart wurde vor vier Jahren für seinen Einsatz im ehrenamtlichen Begräbnisdienst in der Gemeinde St. Laurentius Mönchengladbach-Odenkirchen beauftragt. Der 57-Jährige hatte zuvor eine Ausbildung an der Grabeskirche St. Elisabeth und im Katholischen Forum für Erwachsenen- und Familienbildung Mönchengladbach und Heinsberg durchlaufen. Neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit arbeitet Christoph Sochart als Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Düsseldorf.

Was macht Ihre Arbeit aus? Was gehört alles zu Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit?

In Odenkirchen haben wir einen Bereitschaftsdienst für den Beerdigungsdienst. Unsere Termine besprechen wir einmal im Quartal, so dass ich meine ehrenamtliche Tätigkeit gut planen kann. Ich erhalte vom Pfarrbüro ausführliche Informationen und vereinbare mit den mir genannten Angehörigen ein Trauergespräch. Darin besprechen wir den Ablauf des Gottesdienstes und ich höre mir alle Wünsche an. Da wir recht frei in der liturgischen Gestaltung sind, können wir vielen Bedürfnissen gerecht werden - bis hin zum Bemalen des Holzsarges und Luftballonsteigen am Grab. Als Leiter der Beerdigung fühle ich mich verantwortlich für den gesamten Verlauf und spreche mich sehr genau mit den weiteren Beteiligten ab: also dem Beerdigungsinstitut, dem Verwaltungsleiter des jeweiligen Friedhofes und dem Organisten. Alle sind dabei sehr entspannt und sehr offen. Alle wollen, dass es ‚schön‘ wird und zu dem Verstorbenen und den Angehörigen passt. ‚Von der Stange‘ gibt es bei uns nicht.

Wie sind Sie dazu gekommen?

Leider eine traurige Geschichte. Ich darf sie hier erzählen, weil sie sich in einem anderen Bistum ereignet hat (lacht!). Ich wurde eingeladen zu der Beerdigung des Vaters eines Freundes. Die Angehörigen waren kirchenfern, der Vater aber seit jeher Mitglied der Katholischen Kirche. Formal stimmte alles, aber das Herz spielte nicht mit. Der Gottesdienst wurde regelrecht abgespult. Mein Freund und seine Familie kamen gar nicht mit. Das fing beim Kyrie an und hörte bei der ständigen Wiederholung von ‚unser Bruder Johannes‘ auf (‚War es Dein Bruder oder mein Vater?‘). Nachher waren alle gefrustet und enttäuscht. Getröstet fühlte sich niemand. Ich dachte: das muss doch auch anders gehen! Ich machte meine Ausbildung anschließend bei Ulrike Gresse, Lucia Traut und Michael Schicks und durfte direkt in Odenkirchen anfangen.

Was ist Ihnen an Ihrer Arbeit / Ihrem Ehrenamt besonders wichtig?

Die Beerdigung muss zu den Angehörigen passen. Sie müssen sich sicher fühlen und getröstet werden. Dies kann durch schöne geistliche und weltliche Musik sein, durch eindrucksvolle Rituale und treffende Worte, die den Verstorbenen so beschreiben, wie er tatsächlich war. Zu mir kamen nachher schon häufiger An- und Zugehörige und sagten: ‚Ja, genau so war sie. Als ob Sie sie schon immer gekannt hätten‘. Das macht mich, ehrlich gesagt, ein bisschen Stolz. Weniger wegen mir, sondern weil den Menschen das Gesagte nicht fremd war. Und manchmal lachen wir auch. Ich versuche immer eine Geschichte zu erzählen. Lustige Erlebnisse und Anekdoten spielen dabei ein wichtige Rolle. Zuletzt hatte ich einen echten Schotten beerdigt und im Gottesdienst klärten wir auch die Frage, was der Schotte unterm Rock trägt. Was ich eigentlich sagen möchte: Wenn die Leute freiwillig zu uns kommen, müssen wir richtig gut sein. Also bei Taufen, der Kommunion und Firmung und halt auch bei Beerdigungen. So etwas bleibt hängen und vermittelt ein gutes Bild von Kirche. Das macht uns aus. Und dafür stehen meine ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen und ich.

Gibt es in den Gemeinden noch Bedarf an ehrenamtlichen Beerdigungs-Seelsorgerinnen und -Seelsorgern?

Ja, auf jeden Fall. In vielen Gemeinden gibt es große Lücken und unsere Foren für Erwachsenen- und Familienbildung bilden regelmäßig neue Ehrenamtler aus. Einfach das Pastoralteam fragen. Die freuen sich immer über Interessierte und Engagierte.

Informationen zum Begräbnisdienst