„Weihnachten beflügelt unsere Hoffnungen und Wünsche“

Bischof Dr. Helmut Dieser  in der Christmette 2022 (c) Bistum Aachen / Andreas Steindl
Bischof Dr. Helmut Dieser in der Christmette 2022
Datum:
Sa. 24. Dez. 2022
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Aachen, - Als „Fest der Kontraste“ hat der Bischof von Aachen, Helmut Dieser, das Weihnachtsfest in seiner Predigt während der Christmette im Hohen Dom zu Aachen gewürdigt. „Helles und Dunkles, Festliches und Tragisches geben sich die Klinke in die Hand“, erklärte der Bischof in seiner Ansprache.

Während nicht weit von uns ein gnadenloser Krieg tobe, Menschen zu uns flüchteten und Aufnahmekapazitäten immer enger würden, freuten wir uns auf das Weihnachtsfest in der Familie, auf Nähe, Ruhe und Sich-Verstehen. Zugleich steckten wir in einer Energiekrise mit bangen Fragen, wie Heizung und Strom bezahlt werden. „Weihnachten beflügelt unsere Hoffnungen und Wünsche und lässt sie nur umso tiefer werden“, betonte der Bischof.

In seiner Predigt wies Dieser darauf hin, dass sich auch durch das Weihnachtsevangelium des Lukas scharfe Kontraste zögen, durch die es uns jedes Jahr neu berühren könne. Zu dem armen Kind in der Krippe fänden als erste die sozialen Außenseiter von damals, die Hirten. Aber gerade in der Dunkelheit dieser Nacht öffneten sich der Himmel und Gottes Licht und Reichtum, seine „Herrlichkeit“, und die Armut des Kindes sei ein Zeichen der Größe und der Allmacht Gottes. „Gott ist kein Vereinfacher und kein Populist“, hob Dieser hervor. „Gottes Geheimnis, das Geheimnis der Heiligen Nacht, ist inklusiv: Es reißt das allzu Einfache und Verkürzte auf und bringt eine völlig unerwartete Tiefe in alles hinein, was Menschen denken, erleben und anstreben.“ Obwohl Gott im Dunkeln, im Aus und Abseits menschlicher Lebensgeschichten, gefunden werde, bleibe er Gott und höher als alles, habe er die Ehre zuerst und zuletzt. Diese Ehre Gottes in der Höhe aber wirke sich im Frieden auf Erden aus. „Menschen lassen sich anrühren von diesem Gott und dem Kontrast, den er einnimmt zur Logik der Welt und ihrer Machtmittel“, unterstrich Dieser.

„Und sie finden den Mut, in diesem Kind den Retter zu sehen und anzubeten: Denn er rettet uns aus der Gewalt der Trennungen und der Parteibildungen, das Kind in Windeln verweist uns alle auf unsere eigene Herkunft und unsere nie aufgebbare Angewiesenheit auf andere.“ Damit sprenge es die Logik der Echokammern, der Propaganda und der Trollmaschinen, in denen immer die Einen die Besseren und die Anderen die zu Verabscheuenden sind. „Dieses wehrlose Kind rettet uns aus der Logik des Krieges und des Besiegens und Beherrschens, seine Macht ist die eigene Verletzlichkeit, die sich ins Spiel mit uns bringt, ohne das Gleiche anzudrohen“, sagte der Bischof. „Das Christuskind rettet uns aus den eigenen inneren Antrieben von Gier und Habenwollen, durch die wir wie mit dröhnenden Soldatenstiefeln durch die ganze Schöpfung marschieren.“

Des weiteren machte Dieser deutlich, dass die Weihnachtsbotschaft dem ganzen Volk gelte, aber über dieses Volk hinaus zu allen Menschen wandere, denen dieses Kind in der Krippe gefalle, weil Gott in ihm erkennbar werde. „Weihnachten ist inklusiv, weil die Kontraste ineinander greifen, sich nicht mehr gegenseitig ausschließen. Im Dunklen das Licht finden, im Drama die Wende zum Besseren“, betonte der Bischof von Aachen. Ein weiterer Kontrast des Weihnachtsevangeliums sei der zwischen Universalität und Konkretheit: Wegen der Steuererhebung des Kaisers werde Betlehem zum Geburtsort des Retter-Kindes. Betlehem sei gegenüber Rom vollkommen unbedeutend, doch gerade durch die Steuermigration der Heiligen Familie erfülle sich ein universaler Plan Gottes. Das allerdings nicht platt eins zu eins, denn Betlehem sei überfüllt, die Davidsstadt weise ihn ab, für die kleine Familie sei kein Platz in der Herberge, und das Kind werde draußen vor der Stadt geboren.

„Betlehem - das ist ganz konkret und anstößig klein, eigentlich nicht der Rede wert, doch Gott hat hier so gewirkt, dass gerade von dort aus eine große Freude verkündet wird, angefangen in der Heiligen Nacht und unabschließbar bis ans Ende der Zeit: Keiner muss verloren bleiben“, betonte der Bischof. So Weihnachten zu feiern lasse uns begreifen, dass die Kontraste auch unseres Lebens und unserer Zeit einbezogen würden, inbegriffen seien. Das Dunkle werde zum Ort des Lichtes. „In das hinein, was wir entbehren, fällt der Lichtstrahl der Hoffnung und des Trostes, der das Drama zum Guten wendet“, schloss Dieser. „So aber wächst auch unser stilles Wissen: Gott ist da, das Hier und Jetzt gehört ihm schon.“

Homilie von Bischof Dr. Helmut Dieser in der Christmette 2022

Christmette am Heiligabend 2022

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