„Nach den Treffen fühlte ich mich immer etwas leichter und getröstet“

Teilnehmerinnen aus Trauerbegleitgruppen in der Region Heinsberg erzählen

Trauergruppen sind zurzeit nachgefragt wie noch nie. (c) Pixabay
Trauergruppen sind zurzeit nachgefragt wie noch nie.
Datum:
Do. 27. Okt. 2022
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Elke Schnyder und Brigitta Schelthoff sind Trauerbegleiterinnen in der Region Heinsberg. Zeitweise werden Sie von Erika Minnaert unterstützt, die als Gemeindereferentin bereits im Ruhestand ist und ihnen ehrenamtlich zur Seite steht. „Wir versuchen grundsätzlich, mit wenigstens zwei Begleitungen da zu sein, da es manchmal erforderlich ist, mit einer oder einem Trauernden den Raum zu verlassen, falls sehr starke Emotionen auftreten. Die Andere arbeitet dann in der Gruppe weiter“, berichten die beiden Trauerbegleiterinnen, die anonymisierte Erfahrungsberichte aus ihren Begleitgruppen eingeholt haben.

Ines F. (Witwe mit Anfang 60 Jahren, der Lebensgefährte verstarb im September 2021):

„Ich gehe zur Trauergruppe, weil ich die Trauerbewältigung alleine nicht schaffe. In der Trauergruppe mit den Menschen, die das gleiche Schicksal erlebt haben, fühle ich mich geborgen und schöpfe neuen Lebensmut und Kraft für die Zukunft.“

Nergiz K. (Witwe, die ihren Mann im September 2021 durch einen plötzlichen Herztod verlor. Sie ist Türkin und Muslima. Er war Deutscher und Katholik):

„Ich kann nur sagen, dass es mir sehr gut getan hat, wenn ich zur Trauerbegleitung gehen kann. Ich bin nicht alleine mit meinem seelischen Schmerz und jetzt sehr froh, dass ich euch alle als tolle Menschen kennenlernen konnte. Es tut mir gut, dass ich mit euch reden kann und ich wünsche mir, dass auch anderen Menschen geholfen werden kann und ich bedanke mich bei dir, Brigitta und Elke und Erika Minnaert und auch A. und B. Seitdem ich euch kenne, geht es mir etwas besser. Nochmal Dankeschön an alle.

Katharina S. (Witwe mit 54 Jahren, der Mann verstarb plötzlich im Frühjahr 2022):

"Liebe Brigitta, ich gehe zur Trauergruppe, weil ich nichts mehr gegessen habe und Angst um mein Leben hatte. Weil ich ganz alleine zurück geblieben bin und hoffte, seelische Hilfe zu bekommen von Menschen, die auch wirklich verstehen, was man sagt und fühlt. – Mit der Hoffnung, dass es mir leichter fällt, mich diesen Menschen zu öffnen und mich und meinen Schmerz besser zu verstehen. Ich bin Euch, Dir, Brigitta und Elke so unsagbar dankbar, diesen Schritt gewagt zu haben – Es ist so aufbauend verstanden und in unserem geschützten Raum alles sagen zu können. Das ich auch gleich zwei wunderbare Freundinnen M. und F. gefunden habe, macht alles soooo …. viel leichter. Ich danke euch für alles, was ihr für unsere Gruppe getan habt, ihr seid einfach nur großartig."

Frau B. B. (Ehemann verstarb im Alter von Mitte 50 innerhalb von zehn Stunden an Corona im Herbst 2020):

"Wieso die Trauergruppe für mich wichtig ist:

- Mit Menschen zu sprechen, die in der gleichen Situation sind, da viele nicht  wissen, wie  sie mit trauernden Menschen umgehen sollen.

- Immer wieder auftretende Situationen, die einen erschüttern, zu besprechen.

- Anregungen und Tipps zu erhalten, wie man bestimmte Situationen meistert.

- Einen geschlossenen Rahmen zu haben, wo man auch mal weinen kann.

- Gleichgesinnte zu treffen, aus denen eventuell Freundschaften entstehen können.

Frau M. C. (Ehemann verstarb beim Joggen im Alter von 54 Jahren):

„Mein Mann verstarb Ende 2020 plötzlich und unerwartet. Ich wurde komplett aus meinem bisherigen Leben gerissen und wusste nicht, wie ich mit dieser vollkommen neuen und furchtbaren Situation fertig werden sollte. Ich habe mich um psychologische Hilfe bemüht, aber kurzfristig war keine Therapie möglich, die Wartezeit beträgt ca. ein Jahr. Durch eine Zeitungsanzeige wurde ich auf die Trauerbegleitung aufmerksam. Das erste persönliche Trauergespräch war sehr einfühlsam und tröstend. Die Trauergruppe ist ein geschützter Raum und man kann offen über alle Probleme reden, die in unserer Situation eintreten.

Wir hören uns gegenseitig zu und haben die gleichen Probleme. Das frühere Umfeld versteht die neue Situation, in der man sich befindet, leider nicht. Deshalb ist das Reden mit anderen Trauernden besonders wichtig. Bei jedem Treffen wurde es persönlicher und wir lernten uns viel besser kennen, dadurch konnten wir uns auch gegenseitig unterstützen. Nach den Treffen fühlte ich mich immer etwas leichter und getröstet. Die Trauergruppe hat mit sehr geholfen und ich bin dankbar, die Menschen in dieser Gruppe kennengelernt zu haben. Aus dieser Gruppe sind  Freundschaften entstanden."