„Hier hat der Herrgott mich hingestellt“

Krankenhausseelsorger Christian Hohmann hat die Flutkatastrophe im St.-Antonius-Hospital Eschweiler hautnah miterlebt und hilft bei den Aufräumarbeiten. (c) Bistum Aachen / Jari Wieschmann
Krankenhausseelsorger Christian Hohmann hat die Flutkatastrophe im St.-Antonius-Hospital Eschweiler hautnah miterlebt und hilft bei den Aufräumarbeiten.
Datum:
Fr. 23. Juli 2021
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Krankenhausseelsorger Christian Hohmann hat die Flutkatastrophe im St.-Antonius-Hospital
Eschweiler hautnah miterlebt, steht den Menschen bei und packt auch selbst mit an.

Auch über die Hospitalgasse drang das Wasser in die unteren Etagen des Krankenhauses ein (c) Bistum Aachen / Jari Wieschmann
Auch über die Hospitalgasse drang das Wasser in die unteren Etagen des Krankenhauses ein

Als sei die Zeit stehen geblieben: In der Kapelle des St.-Antonius-Hospitals in Eschweiler ist dieser Zustand in den Tagen nach der Hochwasserkatastrophe noch deutlich sichtbar. Das ewige Licht war seit Freitag, 16. Juli, erloschen. „Heute habe ich es wieder angezündet. Das war mir wichtig“, berichtet Krankenhausseelsorger Christian Hohmann vier Tage nach der Katastrophe (20. Juli). Der kleine Andachtsraum und vor allem sein Marien-Altar waren auch schon in der Vergangenheit eine wichtige Anlaufstelle für alle Eschweilerinnen und Eschweiler in Not und Bedrängnis. „Auch die Identifikation der Menschen mit ‚ihrem Krankenhaus‘ ist schon immer sehr hoch gewesen“, betont der 61-Jährige. In den Tagen nach der Hochwasserkatastrophe treffe dies umso mehr zu. Seit dreieinhalb Jahren ist Christian Hohmann als Krankenhausseelsorger im St.-Antonius-Hospital tätig und mit viel Engagement und Leidenschaft dabei. Dass er nun in Latzhose gekleidet bei den Aufräumarbeiten anpackt und sich im wahrsten Sinne des Wortes die Hände schmutzig macht, ist für ihn nur selbstverständlich: „Hier hat der Herrgott mich hingestellt. Ich will nicht nur in ‚normalen‘ Zeiten den Menschen beistehen, sondern auch während dieser unvorstellbaren Krise.“ Gerade in dieser Extremsituation zeige sich sein persönliches Verständnis einer solidarischen Seelsorge. Auf den Punkt gebracht: „Da sein, wo wir gebraucht werden. Im Gespräch, im guten Wort, einer Umarmung, Tränen trocknen und Müllcontainer befüllen.“

Dramatische Stunden

Den Verlauf der Flutkatastrophe, die sich in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli zugespitzt hat, beschreiben alle Beteiligten als dramatisch. „Das Ganze lief in drei Phasen ab: Rettung von Menschenleben, Sicherung des Gebäudes und in Phase drei die Aufräumarbeiten in Verbindung mit der Wiederherstellung der Energie- und Wasserversorgung“, sagt Pressestellen-Mitarbeiter Paul Santosi. In den Etagen unterhalb der Kapelle stand alles unter Wasser. Dort befanden sich unter anderem die Radiologie und die medizinischen Geräte für die Strahlentherapie. Am Freitag, 16. Juli, war eigentlich die technische Inbetriebnahme eines millionenteuren MRTs geplant. Doch anstatt die ersten Patienten einer Kernspintomografie zu unterziehen, haben unvorstellbare Wassermaßen das tonnenschwere Gerät wie ein Spielzeug aus der Verankerung gehoben und für immer unbrauchbar gemacht. Dass die Kapelle und damit auch alle Räume ab dem Erdgeschoss nicht geflutet worden sind, hält Christian Hohmann für ein „kleines Wunder, das allein durch Gottes Fügung und der Hilfe von Profis“ habe realisiert werden können.

Eine gigantische Solidarität

Nun gehe es darum, das Haus wieder in Gang zu setzen. „Bei der kompletten Belegschaft – von der Reinigungskraft bis hin zum Chefarzt – sehe ich eine gigantische Solidarität und einen enormen Zusammenhalt. Jeder packt mit an.“ Dies galt im Übrigen auch für die Evakuierung der Intensivpatienten, die über das Dach des Krankenhauses per Hubschrauber ausgeflogen wurden. Insgesamt mussten in dieser Nacht 295 Patienten entweder vorzeitig entlassen oder aber in die umliegenden Krankenhäuser verlegt werden. Durch den Stromausfall fielen nicht nur die Fahrstühle aus; auch mussten die medizinischen Geräte durch mobile Notstromaggregate betrieben werden. „Am Ende war es eine Sache von dreißig Minuten, bevor die Versorgung komplett zusammengebrochen wäre. Das dabei niemand zu Tode gekommen ist, haben wir mit Gottes großer Hilfe geschafft“, so Christian Hohmann.