„Die Menschen in Dülken waren in ihrer Jugend alle beim ALO!“

Bettina Passon gibt einen Einblick in die Arbeit der Dülkener Offenen Tür

Bettina Passon (c) Privat
Bettina Passon
Datum:
Do. 17. Nov. 2022
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Seit mehr als 100 Jahren gibt es das Aloisius-Haus – kurz ALO genannt – in Dülken. Ursprünglich wurde es im Stadtkern Dülkens für rein männliche Jugendliche gebaut und hat sich Anfang der 1970er Jahre zu einer organisierten offenen Kinder – und Jugendarbeit entwickelt. Seit nunmehr 30 Jahren ist die Einrichtung der Pfarrgemeinde St. Cornelius und Peter untrennbar mit dem Namen Bettina Passon verbunden. Denn die Sozialpädagogin und jetzige Leiterin ist bereits seit ihrem Anerkennungsjahr in der Einrichtung, hat im alten ALO vieles voran gebracht und den Neubau des Jugendtreffs vor 17 Jahren in der Nähe der Primusschule maßgeblich begleitet.

80 Prozent der Besucherinnen und Besucher kommen zur Zeit aus der Schule direkt nebenan, mit der Bettina Passon eng zusammen arbeitet und über die sie im Rahmen eines Kooperationsvertrages weiteres Personal finanzieren konnte. Ab 12 Uhr beginnt meist der Betrieb. „50 – 60 Kinder und Jugendliche mal eben nach Schulschluss ist normal. Dementsprechend geht hier dann auch mal die Post ab!“, erzählt die Sozialpädagogin. Schülerinnen und Schüler aller Klassen besuchen die Einrichtung. Die klassische OT-Arbeit – Tür auf und alle kommen rein – musste aufgrund der nun zum Teil jüngeren Zielgruppe konzeptionell verändert werden. Jetzt gibt es zusätzlich ein großes Angebot an Workshops von Kochen über Nähen bis hin zu Sägen, zu dem Eltern ihre Kinder anmelden können. Unterstützt wird sie dabei von Honorarkräften, FSJ-lern und Praktikantinnen und Praktikanten.

Über die Jahre ist eine Gruppe Bettina Passon besonders ans Herz gewachsen: junge Mütter und Schwangere. Angefangen hat es bereits im Jahr 1995 mit der Mädchenarbeit. Und dann wurden die ersten Mädchen schwanger. „Da haben wir uns gesagt: Wir müssen etwas machen. Die brauchen eine besondere Unterstützung.“ Denn junge Mütter haben anderen Sorgen und Probleme und benötigen einen eigenen Schutzraum. Die Arbeit mit ihnen ist seit 2003 ein weiterer Schwerpunkt der Sozialpädagogin, den sie mit einer Kollegin der „Frühen Hilfen“ der Stadt gemeinsam gestaltet. „Wir sind da sehr gut vernetzt. Wenn jemand in der Stadt Viersen schwanger wird, dann weiß der genau: Geh mal zu Bettina oder zu Nicole. Da findest Du Hilfe!“ Über die Jahre ist ein großes Netzwerk aus Beratungsstellen, Hebammen, Ärztinnen und Ärzten, Krankenhäusern u.a. entstanden

Immer montags treffen sich die jungen Mütter im ALO. Gesundes Kochen - mal ohne Fixtüte - ist dabei ganz wichtig. Außerdem die Vermittlung, wie mit Kindern gebastelt und was mit ihnen gesungen werden kann. Über eine Textillehrerin können Interessierte Nähen lernen und Kinderkleidung selbst herstellen. „Es geht aber auch darum, dass die Mütter in den zwei Stunden einmal durchatmen oder mit anderen Müttern sprechen können und in den Austausch kommen.“ Hier können Fragen zu Anträgen und Ämtern gestellt und meist auch beantwortet werden. „Während des Lockdowns hatten wir richtig Sorge, wie es den jungen Müttern geht, denn von jetzt auf gleich waren die Kitas zu und die Kontakte weg. Wir haben uns gefragt, ob sie mit dieser Stresssituation klarkommen.“ Über die Bereitstellung von Nähmaschinen und Stoffen zum Nähen von Masken, die anfangs ja überall händeringend gesucht wurden, konnte Bettina Passon den Kontakt zu den Müttern halten. Später setzte sie diesen über Kochtüten und gemeinsames Kochen per Videochat über die Plattform Discord fort. „Und das war super. Denn Essen war ein ganz wichtiger Faktor und wir hatten Nonstop Kontakt zu den Müttern,“ erinnert sich Passon. Kochen zu lernen und gleichzeitig – dank Sponsoren – eine Mahlzeit weniger bezahlen zu müssen und dabei gemeinsam am Monitor zu Essen sei in dieser Zeit total hilfreich gewesen.

Bei all dem sei es gut, dass durch das Aktionsprogramm (Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche) und durch die Kooperation mit der Schule zumindest für dieses Jahr eine zweite volle Stelle finanziert werden konnte. „Das ist ein ganz anderes Arbeiten und müsste zukünftig eigentlich überall passieren,“ plädiert die Leiterin der Einrichtung. Auch eine räumliche Erweiterung wäre wünschenswert. Denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ALO fangen in Dülken vieles auf, was gar nicht statistisch erfasst werden kann. „Wenn Du damals nicht gewesen wärest…,“ hört Bettina Passon bis heute von vielen Ehemaligen. „Ich habe alle Generationen durch“, sagt Bettina Passon schmunzelnd. Den mittlerweile würden die Kinder und Jugendlichen von damals mit ihren Kindern ins ALO kommen.