Auch wenn in Düren weit und breit kein Meer zu sehen ist, verbindet man mit dem Bild einer Düne einen weiten Blick, eine Entspannung, ein Aufatmen. Das will Düne Düren Trauernden mit ihrer Arbeit ermöglichen.
Düne Düren ist seit 2022 ein Angebot des Katholischen Forums für Erwachsenen- und Familienbildung Düren-Eifel und kooperiert mit der Lebens- und Trauerhilfe e.V., die im Bereich der Erwachsenentrauerbegleitung seit Jahren fest etabliert ist. Vier Ehrenamtliche engagieren sich hier für trauernde Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Sie haben für ihre Arbeit eine Ausbildung zur großen Trauerbegleitung absolviert. Edeltrud Behr ist eine von ihnen. Die Sozialarbeiterin engagiert sich aus persönlicher Betroffenheit in diesem Bereich und beschreibt die Trauerbegleitung als ein besonders anspruchsvolles Ehrenamt. Als sie die Erfahrung machte, wie unterschiedlich Eltern und Kinder trauern und den Bedarf einer Kindertrauergruppe hatte, gab es weit und breit kein passendes Angebot. Deshalb entschloss sie sich, die Ausbildung zur Trauerbegleiterin zu machen. „Ich möchte mit daran arbeiten, dass andere ein Angebot haben, um mit einer solchen Situation besser umgehen zu können.“
Edeltrud Behr weiß, dass trauernde Angehörige oft nicht die Kraft haben, Kinder gut aufzufangen. Weil sie selber trauern. Hier unterstützen Kindertrauergruppen, in denen Kinder unbefangen über das erzählen können, was sie beschäftigt. „Ohne das Gefühl zu haben, dass sie ihre Eltern damit belasten. Auch für Angehörige gibt es ein Stück Entlastung, indem sie nicht alleine die Trauer der Kinder mittragen, sondern dass es noch andere gibt, die begleiten. Menschen, die sich mit Trauersituationen auskennen und die man jederzeit fragen kann,“ erläutert die Sozialarbeiterin.
Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen und dem Forum Düren-Eifel erarbeitete sie ein Trauer-Begleitungs-Konzept für Kinder und Jugendliche. Seit Januar 2022 bestehen die konkreten Angebote, bei denen das Zusammensein mit anderen Betroffenen im Mittelpunkt steht. Familien werden über die Trauerbegleiterinnen oder über den Flyer auf das Angebot aufmerksam. In der Regel findet nach Kontaktaufnahme ein erstes Gespräch mit einer Trauerbegleiterin und den Eltern statt. „Damit der Weg für die Hilfesuchenden möglichst kurz ist und sie schnell ins Gespräch mit denjenigen kommen, die sie begleiten“. Dabei wird überlegt, welches Angebot in Frage kommen könnte. Während bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen oft eine Einzelbegleitung sinnvoll ist, werden Kinder zur Kindertrauergruppe eingeladen. Sie findet jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat statt und ist ein offenes Angebot, zu denen Kinder immer wieder nach Bedarf dazu stoßen können. Zur Zeit nehmen Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren teil, von denen ein Elternteil oder ein Großelternteil verstorben ist. „Und es gibt immer mal wieder Familien, die sich in einer Ausnahmesituation befinden. Ihnen bieten wir dann zunächst eine Familientrauerbegleitung an“ erläutert die Fachbereichsleiterin.
Kinder thematisieren Trauer anders als Erwachsene. Sie sind nicht so lange mit dem Thema beschäftigt, sondern machen es so, wie sie die Trauer ertragen können, und gehen dann wieder aus der Situation heraus. Man bezeichnet das als "Pfützentrauer". „Sie sind für ein paar Minuten betroffen oder setzten sich in ein, zwei Sätzen mit dem Thema auseinander. Da ist es wichtig, aufmerksam zuzuhören und im richtigen Moment zu reagieren. Aber auch, andere Ausdrucksweisen als die Sprache anzubieten.“ Befürchtungen oder Vorstellungen, dass in einer Kindertrauergruppe eine vorwiegend traurige oder schwere Atmosphäre sei, sind nicht zutreffend. Stattdessen findet sich die ganze Bandbreite der Gefühle, einschließlich Lachen und Fröhlichkeit, in der Kindertrauergruppe wieder. Die Treffen folgen einem ritualisierten Ablauf. Das Entzünden einer Kerze und eine Gesprächsrunde zu Beginn, was in den letzten zwei Wochen gut oder nicht so toll war, gehören genauso dazu wie die "Wünscheschale" am Ende, mit der Wünsche in den Himmel geworfen werden. Außerdem sind gestalterische Elemente wichtig, durch die verschiedene Ebenen wie Gefühle, Kreativität oder Bewegung angesprochen werden. „Nach den Ferien haben wir die Kinder zum Beispiel eingeladen, ein Urlaubsbild zu malen: Wo war ich in Urlaub oder wo wäre ich mit meiner Mama, meinem Papa, die jetzt nicht mehr da sind, gerne einmal hingefahren. Bei einem anderen Treffen haben wir Sonnenblumen gesät, die die Kinder später auf das Grab pflanzen konnten.“ Außerdem ist genügend Zeit zum freien Spiel vorgesehen. „Weil Bewegung und sich Austoben ein wichtiger Bestandteil in der Trauerarbeit mit Kindern sind.“ weiß Edeltrud Behr.
Parallel zur Arbeit mit den Kindern nehmen die Angehörigen ebenfalls an einer Gruppe teil. „Dort haben sie einen Raum für sich, um Erfahrungen miteinander auszutauschen. Es gibt so viele Sachen, die Kinder durch ihr Verhalten ausdrücken, dass man als Erwachsener manchmal ein wenig forschen muss. Da tut es gut, mit dem Erlebten nicht alleine zu sein sondern sich gegenseitig zu unterstützen.“
Zur Zeit wird die „Düne Düren“ von vier ehrenamtlich Engagierten gestemmt. „Wenn es Menschen gibt, die mit dem Thema Tod und Trauer gut umgehen können und die sich vorstellen können, in die Trauerbegleitung für Kinder und Familien einzusteigen und das Team zu unterstützen, würden wir uns freuen“, betont die Fachbereichsleiterin Anna Breuer-Wirges. Eine qualifizierte Begleitung und Ausbildung ist über das Katholische Bildungsforum Düren-Eifel möglich.