Da sagte Pilatus zu ihm:

Wochenimpuls-Foto-211121-Blüte (c) Edith Furtmann
Wochenimpuls-Foto-211121-Blüte
Datum:
So. 21. Nov. 2021
Von:
Edith Furtmann

Joh 18, 37

„Da sagte Pilatus zu ihm:
Also bist du doch ein König?
Jesus antwortete:
Du sagst es, ich bin ein König.
Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen,
dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“

Die Wahrheit. Ein großes Wort. Was ist Wahrheit? Es gibt da dieses schöne Bild eines Autos: die rechte Seite blau, die linke rot. Nun kommt es zu einem Unfall, und ein Zeuge sagt die Wahrheit: das Auto war blau. Und ein anderer Zeuge sagt ebenfalls die Wahrheit: das Auto war rot. Beide sagen die Wahrheit und doch wird der Richter das nicht erkennen. Hinzu kommt, dass wir Sachen immer subjektiv erleben: alles, was ich beobachte und höre, beobachte und höre ich im Kontext meiner Erfahrungen. Und manches meine ich auch nur zu sehen oder zu hören – für mich bleibt es wahr. Ich habe das immer wieder in Prozessen erlebt, z.B. bei einem Autounfall, als auf schmaler Straße mit Mittelstreifen zwei Autos mit den Kotflügeln aufeinander fuhren. Beide Fahrer sagten, sie seinen auf ihrer Seite geblieben. Und der andere lüge. Ich bin fest davon überzeugt: beide sagten die Wahrheit, ihre subjektive Wahrheit aus ihrer Wahrnehmung heraus.
Was ist Wahrheit? Gibt es überhaupt Wahrheit?
Vielleicht geht es hier viel mehr um Wahrhaftigkeit. Wahrhaftig ist (meiner Ansicht nach) jemand, der aufrichtig ist und handelt, jemand der genau das tut, wovon er sozusagen in Wahrheit überzeugt ist, jemand, der lebt, was er spricht, der, wenn er Wasser predigt, dieses auch trinkt und keinen Wein.
Und da stellt sich mir dann die Frage: wie wahrhaftig bin ich eigentlich? Wo lebe ich aufrichtig, wo nicht? Und wo stelle ich eigentlich die Wahrheit und Wahrhaftigkeit meines Gegenübers in Frage, weil meine Wahrnehmungen und Lebenserfahrungen anders sind als seine? Ich denke, diese Fragen werden mich in der nächsten Woche begleiten.