Aachener Friedensappell an die Russisch-Orthodoxe Kirche

Aachener Friedensappell: Unter Erst-Unterzeichnenden Erzbischof Kaigama (Nigeria) und Kardinal Sako (Irak) – „Wir erinnern an das fünfte Gebot: Du sollst nicht töten!

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Datum:
Do. 24. März 2022
Von:
missio - Internationales Katholisches Missionswerk e.V.

Aachen (24. März 2022) Profilierte Friedensaktivistinnen und Aktivisten der katholischen Kirche in Afrika, dem Nahen Osten, Asien und Ozeanien fordern gemeinsam mit dem Päpstlichen Missionswerk missio Aachen die Russisch-Orthodoxe Kirche und den Moskauer Patriarchen Kyrill I. auf, sich endlich bei der russischen Regierung für Frieden mit der Ukraine einzusetzen. „Wir erinnern an das fünfte Gebot, das für alle Christen gilt: Du sollst nicht töten, beschwören die Erst-Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des Aachener Friedensappells Patriarch Kyrill I. aus Anlass der Invasion vor genau einem Monat am 24. Februar. 

Patriarch Kyrill I. soll die russische Regierung und Präsident Wladimir Putin auffordern, dass erstens alle militärischen Handlungen durch die russischen Streitkräfte in der Ukraine sofort eingestellt werden. Zweitens sollen humanitären Hilfen für die Menschen in der Ukraine durch internationale Hilfsorganisationen garantiert und vor militärischer Gewalt durch russisches Militär geschützt werden. Drittens soll das russische Militär keine völkerrechtlich geächtete Munition einsetzen und Angriffe auf zivile Einrichtungen sofort stoppen. „Verlassen Sie nicht den Weg des Friedens, wie ihn uns allen Jesus Christus vorgelebt hat und von uns erwartet“, appellieren missio Aachen und seine Partner aus dem globalen Süden an Patriarch Kyrill I. 
 
„Wir kennen in Afrika, dem Nahen Osten und Asien Krieg nur zu gut aus eigener Erfahrung“

„Wir kennen bei uns in Afrika, dem Nahen Osten und Asien Hass, Gewalt und Krieg nur zu gut aus eigener leidvoller Erfahrung. Wir wissen nur zu gut, dass letzten Endes allein der regelbasierte internationale Dialog sowie die Bereitschaft zu Frieden und Versöhnung über ethnische und nationale Grenzen hinweg Konflikte lösen und die Menschen vor Tod und Zerstörung bewahren können“, schreiben die missio-Partner.
 
Zu den Erst-Unterzeichnenden unter den missio-Partnern gehören zum Beispiel Erzbischof Ignatius Kaigama aus Nigeria. Gemeinsam mit muslimischen Partnern kümmert er sich um Betroffene der Gewalt der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram und organisiert Versöhnungsprojekte zwischen Christen und Muslimen. Unterschrieben hat missio-Partnerin Thérèse Mema Mapenzi aus der Demokratischen Republik Kongo. Sie baute dort Traumazentren für Opfer des Krieges um Rohstoffe im Osten des Landes auf und ist eine weltweit aktive katholische Frauenaktivistin. Weiterer Unterzeichner des Aachener Friedensappells ist Kardinal Louis Raphael Sako, Erzbischof von Bagdad im Irak und Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche. Er fördert nach den langjährigen Kriegen und gewalttätigen Auseinandersetzungen im Nahen Osten Versöhnungsinitiativen. Alle Erst-Unterzeichnenden sind in ihrer Heimat selbst mit den Folgen von Hass, Gewalt und erzwungener Migration konfrontiert. Deshalb ist ihnen der Aachener Friedensappell ein dringendes Anliegen.
 
Kritik an Patriarch Kyrill I. wegen der Rechtfertigung des völkerrechtswidrigen Angriffs auf die Ukraine

Sie kritisieren an Patriarch Kyrill I. zudem, dass er die Rechtfertigung des völkerrechtswidrigen militärischen Angriffs auf die Ukraine von Präsident Putin offensichtlich teilt und als Grund für die Invasion eine angebliche kulturelle und militärische Bedrohung Russlands zitiert. „Sie sprechen von einer metaphysischen Bedeutung des Krieges. Wir meinen: Diese Ängste und metaphysischen Überlegungen rechtfertigen keinen einzigen Toten und kein einziges zerstörtes Gebäude in der Ukraine“, reden die missio-Partner Patriarch Kyrill I. auch theologisch ins Gewissen.

Sie verweisen in dem Aachener Friedensappell nicht zuletzt darauf, dass der Ukraine-Krieg schon zu weltweiter politischer Instabilität, steigenden Lebensmittelpreisen und Nahrungsmittelknappheit im globalen Süden geführt hat. „Unseren Bürgerinnen und Bürgern droht Hunger“, führen sie Patriarch Kyrill I. vor Augen.  
 
Zu den Erst-Unterzeichnenden des Aachener Friedensappells gehören:
Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von missio Aachen; Dr. Gregor von Fürstenberg, Vize-Präsident von missio Aachen; Johannes Seibel, Pressesprecher von missio Aachen; Erzbischof Ignatius Kaigama (Abuja, Nigeria); Kardinal Louis Raphael Sako (Erzbischof von Bagdad, Irak); Thérèse Mema Mapenzi (Friedens- und Frauenaktivistin, Demokratischen Republik Kongo); Erzbischof Bejoy N. D’Cruze OMI (Erzdiözese Dhaka, Bangladesh); Ben Mendoza, (Programmdirektor Catholic Office for Emergency Relief and Refugees COERR, Thailand); Bischof Bernard Paul D.D. (Präsident Caritas Malaysia); Charles Bertille (Generalsekretär Caritas Malaysia); John Kardinal Ribat MSC (Erzbischof von Port Moresby, Papua-Neuguinea). Weitere Unterzeichnerinnen und Unterzeichner folgen. Sie sind alle Projektpartner von missio Aachen. 
 
Hier der Aachener Friedensappell im Wortlaut: 
 
Aachener Friedensappell an die Russisch-Orthodoxe Kirche
 
Seine Heiligkeit, Kyrill I. Gundjajev, Patriarch von Moskau und ganz Russland,

als Christinnen und Christen, die weltweit über konfessionelle Grenzen hinweg in der Aufgabe der Verkündigung der Frohen Botschaft Jesu Christi von Gerechtigkeit und Frieden verbunden sind, beten wir für den Frieden in der Ukraine, für die von Tod und Zerstörung getroffenen Menschen in der Ukraine und für die Menschen in Russland. 
 
Wir kennen bei uns in Afrika, dem Nahen Osten und Asien Hass, Gewalt und Krieg nur zu gut aus eigener leidvoller Erfahrung.

Wir wissen nur zu gut, dass letzten Endes allein der regelbasierte internationale Dialog sowie die Bereitschaft zu Frieden und Versöhnung über ethnische und nationale Grenzen hinweg Konflikte lösen und die Menschen vor Tod und Zerstörung bewahren können. Dieses Wissen um die Kraft des Friedens und des Dialoges leitet insbesondere uns Christen und Christinnen.
 
Wir nehmen zur Kenntnis, sehr geehrter Patriarch Kyrill I., dass Sie die Begründung der Regierung der Russischen Föderation unter Präsident Vladimir Putin für den militärischen Angriff auf die Ukraine, der das Völkerrecht verletzt, teilen. Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie diesen Angriff mit den Verweisen rechtfertigen, dass aus ihrer Sicht die kulturelle Integrität Russlands gefährdet und Russland militärisch bedroht sei. Sie sprechen von einer metaphysischen Bedeutung des Krieges.

Wir meinen: Diese Ängste und metaphysischen Überlegungen rechtfertigen keinen einzigen Toten und kein einziges zerstörtes Gebäude in der Ukraine.

Wir erinnern an das fünfte Gebot, das für alle Christen gilt: Du sollst nicht töten!

Die bestehenden Konflikte können nur in einem friedlichen gesellschaftlichen, ökumenischen und interreligiösen Dialog aufgearbeitet werden.

Bitte bedenken Sie zudem: Dieser Krieg hat auch gefährliche Folgen für die Bürgerinnen und Bürger in Afrika, dem Nahen Osten und Asien aufgrund der dadurch ausgelösten weltwirtschaftlichen Turbulenzen und einer destabilisierten internationalen Ordnung. Sie leiden jetzt schon unter stark gestiegenen Lebensmittelpreisen und Nahrungsmittelknappheit. Ihnen droht Hunger.

Deshalb bitten wir Sie aus ganzem Herzen in christlicher Verbundenheit:

  1. Setzen Sie sich bei der Regierung der Russischen Föderation und Präsident Vladimir Putin dafür ein, dass alle militärischen Handlungen durch die Streitkräfte der Russischen Föderation in der Ukraine sofort eingestellt werden und die Russische Föderation zu ernsthaften und belastbaren Verhandlungen mit der Regierung der Ukraine über einen gerechten Frieden zusammenkommt.
  2. Setzen Sie sich bei der Regierung der Russischen Föderation und Präsident Vladimir Putin dafür ein, dass humanitäre Hilfe für die Menschen in der Ukraine durch internationale Hilfsorganisationen möglich wird und diese Missionen vor militärischer Gewalt durch Streitkräfte der Russischen Föderation geschützt sind.  
  3. Setzen Sie sich bei der Regierung der Russischen Föderation und Präsident Vladimir Putin dafür ein, dass die Streitkräfte der Russischen Föderation keine völkerrechtlich geächtete Munition einsetzen und Angriffe auf zivile Einrichtungen gestoppt werden.
  4. Verlassen Sie nicht den Weg des Friedens, wie ihn uns allen Jesus Christus vorgelebt hat und von uns erwartet. Wir bleiben im Gebet für einen gerechten Frieden verbunden.

Diese Bitten äußern wir gemeinsam mit dem Internationalen Katholischen Missionswerk missio e.V. in Aachen / Deutschland.

Und nicht zuletzt appellieren wir an die Bürgerinnen und Bürger, Politikerinnen und Politiker in aller Welt: So wie die Ukraine brauchen so viele Konflikte und Kriege in Afrika, dem Nahen Osten und Asien eine friedliche Lösung. Vergessen Sie diese Konflikte und Kriege nicht!
 
Die Erst-Unterzeichnenden
 
Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von missio Aachen,
Dr. Gregor von Fürstenberg, Vize-Präsident von missio Aachen, 
Johannes Seibel, Pressesprecher von missio Aachen,
Erzbischof Ignatius Kaigama (Abuja, Nigeria), 
Kardinal Louis Raphael Sako (Erzbischof von Bagdad, Irak), 
Thérèse Mema Mapenzi (Friedens- und Frauenaktivistin, Demokratischen Republik Kongo), 
Erzbischof Bejoy N. D’Cruze OMI (Erzdiözese Dhaka, Bangladesh), 
Ben Mendoza, (Programmdirektor Catholic Office for Emergency Relief and Refugees COERR, Thailand), 
Bischof Bernard Paul D.D. (Präsident Caritas Malaysia), 
Charles Bertille (Generalsekretär Caritas Malaysia), 
John Kardinal Ribat MSC KBE (Erzbischof von Port Moresby, Papua-Neuguinea).
 
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