Diözesaner Tag der Trauerpastoral 2023 - Ein Rückblick

Über 100 Teilnehmende hörten den Vortrag von J. Burkhardt (c) P.Philipp

 

Am Samstag, dem 9. September 2023 fand in der Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule in Krefeld der Diözesane Tag der Trauerpastoral statt. Damit konnte seit 2018 endlich wieder ein Trauerpastoraltag stattfinden, und es wurde eine Tradition wiederbelebt, die durch Corona zum Erliegen gekommen war. 

Der Tag stand unter dem Motto "Jedes Sterben ist ein Riss" und richtete sich an haupt- und ehrenamtliche Seelsorgende im Beerdigungsdienst und in der Trauerbegleitung.  Diese haben unterschiedlich intensive Kontakte mit Trauernden. Mal sind es eher punktuelle Begegnungen, mal kürzere oder längere Begleitprozesse, doch gemeinsam ist allen Kontakten, dass sie für die trauernden Zugehörigen sehr bedeutsam sind. Sie können zu hilfreichen „Trittsteinen“ in der Trauer werden, wenn sie gut und professionell gestaltet sind.

Als Hauptreferent des Tages konnte Jürgen Burkhardt, Pastoralreferent im Bistum Trier mit den Schwerpunkten Trauerpastoral und Hospizarbeit, gewonnen werden. Er begleitet seit über 25 Jahren trauernde Menschen und leitet Fortbildungen für Haupt- und Ehrenamtliche in den Bereichen Trauerbegleitung und Begräbnisdienst, unter anderem im Auftrag des Theologisch-Pastoralen Instituts (TPI) Mainz. Seine Grundlage ist das Gezeitenmodell® „Trauer erschließen“, das er als Multiplikator auch schult.

Jürgen Burkhardt konnte in seinem Vortrag den Blick für Rollen und Aufgaben der Seelsorgenden und für eine qualifizierte Begleitung im Kontext von Tod und Trauer schärfen.

Am Nachmittag vertieften und ergänzten verschiedene Workshops das Gehörte anhand von unterschiedlichen Praxisfeldern. Die Tag klang aus mit einem Ermutigungsgottesdienst.

Der Flyer des Tages kann hier heruntergeladen werden.

Die Ansprache von Beatrix Hillermann im Gottesdienst zur Emmausgeschichte wird hier wiedergegeben:

Kennen Sie diese Situation der Emmausjünger? Ein Mensch, eine Idee oder eine Aufgabe, die ihnen so richtig ans Herz gewachsen ist, ist aus ihrem Leben verschwunden. Niedergeschlagenheit, Wut, vielleicht Tränen, nicht schlafen können, die Gedanken kreisen nur um den Verlust.

Ich habe vor mehreren Jahren meinen Arbeitsplatz verloren. Mit vielen Ideen und großem Engagement hatte ich mich für den Aufbau dieser neuen Einrichtung eingesetzt. Auseinandersetzungen mit der Geschäftsführung – viele mühsame Gespräche, Kompromissversuche und dann doch Ende. Ich musste mein Baby lassen. Mein Körper reagierte auf die psychische Belastung – krankgeschrieben – wie jetzt weiter? Traurig und mutlos lief ich weiter ohne so recht zu wissen wohin. Und dann waren da Menschen an meiner Seite. Menschen, die meine Trauer und meine Tränen, meine Anlehnungsbedürftigkeit und meine schlechte Laune aushielten. Die Freundin, die mich zu den mühsamen Gesprächen begleitete, der Freund, der sagte: „Bea, jetzt müssen wir mal schauen, dass wir für dich eine neue Stelle finden“

Menschen, die mit aushielten, Menschen, die mit gingen, Menschen, die im Gespräch blieben und neue Perspektiven eröffneten.

So ähnlich stelle ich mir die Situation auch bei den Emmausjüngern vor. Die beiden Freunde Jesu, die tieftraurig über die Straße trotten. (Hinweis Bild) Die beiden Freunde, die sich verzweifelt die schaurige Geschichte von der Tötung ihres liebsten Freundes erzählen.

Und dann, plötzlich ist jemand an ihrer Seite, jemand geht mit ihnen , jemand fragt nach ihrer Trauer und ihren Tränen. Erst im Brotbrechen erkennen sie diesen Jemand als Jesus.

Manchmal erzählen mir Trauernde, dass sie die Anwesenheit ihrer lieben Verstorbenen spüren, nicht mehr so wie früher, aber doch in der Gewissheit, dass sie nicht weg sind, dass sie irgendwo anders leben können. Die Freunde Jesu spüren seine Nähe beim Brotbrechen. Eine Tochter hat mir mal in einem Trauergespräch über ihre Mutter gesagt: „Sie war gut wie ein Stück Brot.“ Ich kann das auch über Menschen in meinem Freundeskreis und in meiner Familie sagen. Die sind gut für mich, wie ein Stück Brot. Ich hoffe und vermute, dass es auch für Sie solche Menschen gibt, gut wie ein Stück Brot, das nährt und aufrichtet. Über solche Menschen, die Liebe und Zuwendung geben, können wir Gott und Jesus spüren. Wie die Jünger von Emmaus erkennen wir ihn dann oft nicht, aber er ist da, wo Menschen sich gegenseitig unterstützen, wo sie Freude miteinander haben. Er ist da, wo wir solidarisch sind mit den Schwachen und Kranken und teilen mit den Armen.

Manchmal fragen Menschen, gibt es so eine göttliche Macht? Es gibt in unterschiedlichen Religionen viele Ideen und Vorstellungen, wie Gott sein könnte. Manche ähneln sich, manche sind anders. Für mich ist Gott in diesem Jesus Christus, von dem das Evangelium handelte, Mensch geworden und ich glaube Gott wird immer wieder Mensch, wenn wir wirklich menschlich handeln. Er ist in Jesus einen erbärmlichen Tod gestorben und hat uns so gezeigt, dass er gerade im größten Elend bei uns ist, weil er uns nicht im Tod lässt. Das haben die Jünger von Emmaus dann plötzlich deutlich gespürt. Diese Erfahrung der Jünger von Emmaus wünsche ich Ihnen auf ihren Trauerwegen immer wieder, dass Menschen mit ihnen gehen und sie Gott spüren können in und durch diese Menschen. Ich wünsche Ihnen aber auch, dass sie in ihrem Mitgehen, in ihrem Dabeisein bei trauernden Menschen Gott durchsichtig und spürbar machen. Können.

(Beatrix Hillermann)