Christus du Herrscher - Ein Lied des Vertrauens
Text: Vinzenz Stebler 1975
Melodie: Reiner Schuhenn 2005
- Christus, du Herrscher Himmels und der Erde, Herr über Mächte, Du bist der Erste, Anfang und Ende.
- In deinen Händen ruht der Menschen Schicksal. Nichts kann auf Erden Du sprichst das Urteil voll des Erbarmens.
- Reiche erstehen, blühen und zerfallen, aber das deine denn deine Herrschaft ewigen Ursprungs.
- Keiner der Großen kann sich mit dir messen; Herrscher der Herren, Abglanz des Vaters, thronend im Himmel.
- Dir sei die Ehre, dir und deinem Vater, und auch dem Geiste Gott, dem Dreieinen, immer und ewig. Amen
Der Text richtet den Blick über menschliche Maßstäbe hinaus. In einer Welt, in der politische und wirtschaftliche Mächte oft unantastbar wirken, setzt dieses Lied ein starkes Zeichen: Kein Mächtiger dieser Erde kann sich mit Christus messen – er verkörpert Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.
Die fünf Strophen sammeln biblische Bilder von der Herrschaft Christi und verdichten sie zu einem hymnischen Lobgesang. Worte wie Reiche, Throne, Hoheit und Mächte erinnern zwar an alte Monarchien, greifen aber vor allem biblische Sprache auf. Christus wird als Erster und Letzter besungen, als Ursprung und Ziel, als Abglanz des Vaters und Spiegel seiner Herrlichkeit. Die letzte Strophe führt in eine Doxologie – ein feierliches Lob des dreifaltigen Gottes..
Wer dieses Lied singt, bekennt: Unser Vertrauen gilt nicht den Starken dieser Welt, sondern Christus, dessen Herrschaft ewig währt und der allein wahren Frieden schenken kann.
Melodie
Reiner Schuhenns Melodie ist unabhängig vom Text entstanden, trägt ihn aber in besonderer Weise. Sie bewegt sich in weiten Bögen, die der Sprache Raum geben. Besonders die langen Noten am Ende der Zeilen heben Schlüsselworte wie „Christus“, „Herrscher“, „Anfang“ oder „Ende“ hervor. Dadurch erhalten sie besonderes Gewicht, fast so, als blieben sie im Raum stehen, um nachzuklingen. Die Melodie ist ruhig und klar, gut singbar und frei von modischen Effekten. Sie betont das Zeitlose und Beständige und unterstreicht so das Bekenntnis des Textes: Christus ist Ursprung und Ziel, über alle Mächte erhaben.
Liedeinführung
Die Melodie von GL 370 ist übersichtlich gebaut. Auch wenn der Text zunächst umfangreich wirkt, können alle schnell einsteigen: Gleichmäßige Schritte und klare Linien machen das Mitsingen leicht. Das Lied gewinnt gerade dann, wenn es sofort mit der ganzen Gemeinde gesungen wird – ohne lange Vorübung. So wird es zu einem eindrucksvollen Bekenntnislied, das Vertrauen schenkt und deutlich macht: Nicht die Mächtigen dieser Welt haben das letzte Wort, sondern Christus, dessen Herrschaft ewig währt.
Liturgische Verwendung
Besonders passend ist dieses Lied am Christkönigsfest, am Ende des Kirchenjahres. Aber auch in Gottesdiensten, die Christus als Herrscher und Friedensfürst in den Blick nehmen, entfaltet es seine Kraft. In Kombination mit Friedensliedern wie GL 549 „Es wird sein in den letzten Tagen“ ergibt sich ein spannender Kontrast: Während GL 549 die Vision des endzeitlichen Friedens ins Heute holt, richtet GL 370 den Blick auf Christus selbst – Ursprung und Ziel, der allen Mächten überlegen ist. Zusammen machen beide Lieder deutlich: Unsere Hoffnung gründet nicht in menschlicher Macht, sondern in Christus, dem Herrn der Welt.
Friederike Braun
Höreindruck GL 370
