Warum ich Diakon bin ...

Mathias Dederichs, Diakon an St. Katharina

Diakon Mathias Dederichs
Datum:
Mi. 6. März 2013
Von:
Mathias Dederichs

„Handelt, wie ich an Euch gehandelt habe.“

Dieser Satz aus dem Johannes-Evangelium stand als Leitmotiv über der Weiheliturgie, in der ich am 20. Juni 2009, zusammen mit sechs Mitbrüdern des Diakonatskreises 13, durch unseren Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff im Aachener Dom zum Diakon geweiht wurde.

Diakonenweihe 2009

Nachdem ich sieben Jahre lang im Pastoralen Dienst des Bistums Aachen, zunächst als Gemeindeassistent in der Pfarrgemeinde St. Gregorius im Aachener Süden, dann als Gemeindereferent in den Pfarren St. Josef und St. Hermann-Josef in Stolberg tätig war, beauftragte mich unser Bischof als Ständiger Diakon im Hauptberuf für die Gemeinschaft der Gemeinden Aachen – Forst/Brand mit Schwerpunkt in der Pfarre St. Katharina in Aachen – Forst.

Da ich sowohl in den Gemeinden als auch in den Arbeitsfeldern Neuland betrat, begann ich behutsam, mich mit der neuen Situation vertraut zu machen. Große Unterstützung erhielt ich dabei vom Pastoralteam, das mit dem Pastor, dem Kaplan, drei Gemeindereferentinnen, vier Subsidiaren und dem Kirchenmusiker aus vielen hauptamtlich in der Pastoral Tätigen bestand. Der Auftrag des Bischofs beinhaltete für mich, der ich in diese neue Rolle als Diakon hineinzuwachsen versuchte, in einer Brückenfunktion tätig zu sein. Mein Platz sollte sowohl in der Mitte der Gemeinde als auch dort sein, wo Gemeinde noch nicht oder nicht mehr ist. So begann ich meine Tätigkeit in allen drei Grunddiensten: in der Liturgie, in der Verkündigung und im christlichen Geschwisterdienst.

„Handelt, wie ich an Euch gehandelt habe.“ (Joh 13,15)

Dieser Satz aus dem Johannes-Evangelium stand nicht nur als Leitmotiv über unserer Weiheliturgie, sondern er begleitet mich auch bei meiner tagtäglichen Arbeit als Ständiger Diakon. Einer meiner Schwerpunkte und für mich ein neues Arbeitsfeld sind die Aufgaben in der Trauerpastoral: Trauergespräche, die Gestaltung von Trauerfeiern, Verabschiedungen, Erdbestattungen und Urnenbeisetzungen, die Mitarbeit im ökumenischen Trauercafé und die Gewährleistung der Nachsorge für trauernde Angehörige.

Dieser Dienst verlangt viel Empathie und Wertschätzung, mit denen die Trauernden zu begleiten sind; außerdem ist viel eigene Authentizität und Kraft gefordert, da jede Familiensituation sich anders darstellt und jeder Trauerprozess individuell abläuft.

Im Bereich der diakonischen Pastoral sind meine Aufgaben und Arbeitsschwerpunkte in den Seelsorgebezirken St. Bonifatius, Christus unser Friede, St. Josef und St. Katharina sehr vielfältig. So arbeite ich mit im Leitungsteam der „Fraternität“, einer Gemeinschaft, in der körperbehinderte, langzeitkranke und auch gesunde Menschen gemeinsam auf dem Weg sind. Grundlage dieser Gemeinschaft ist in erster Linie das Evangelium im Neuen Testament der Bibel.

„Steh’ auf und geh’…“ (Mt 9,6)

diese Worte Jesu beinhalten für die Gruppe der „Fraternität“ einen Auftrag: sie macht sich auf den Weg für ein Miteinander und Füreinander in christlicher Geschwisterliebe. Weil der Mensch in seiner Ganzheit nur durch die Liebe wächst, stärkt eine solche Gemeinschaft Behinderter und Nichtbehinderter das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen der einzelnen Mitglieder. „Steh’ auf und geh’“ beinhaltet auch, dass behinderte Menschen nicht mehr nur „Betreuungsobjekte“ sind, sondern an der Verwirklichung der Liebe Gottes zu uns Menschen aktiv teilhaben und teilnehmen. Hier bin ich als Diakon für die Planung und Durchführung von religiösen Einkehrtagen, von Glaubensgesprächen und Gottesdiensten zuständig und begleite die Mitglieder des Leitungsteams auf ihrem spirituellen Weg. Als Präses der KAB bin ich auch hier für das Planen und Durchführen geistlicher und spiritueller Angebote verantwortlich. Jeden Montag übernehme ich im „Café Miteinander“, einer Einrichtung der KAB, den Dienst an den Tischen und bediene die Rollstuhlfahrer des Hauses, die dort gemeinsam ihr Mittagessen einnehmen.

„Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.“ (1 Joh 4,16)

Ein anderer Schwerpunkt meiner Tätigkeit ist die Mitarbeit im Caritasausschuss der Pfarre, der sich um die Betreuung, Begleitung und Unterstützung von sozial schwachen Gemeindemitgliedern, von Migranten, Asylanten, von Kranken und Behinderten kümmert. In der Pfarre gibt es einen Caritasladen, in dem tagtäglich gespendete Kleidungsstücke für wenig Geld angeboten werden, und eine wöchentlich stattfindende Caritassprechstunde, in der Bedürftige für einen Euro haltbare Lebensmittel einkaufen können; außerdem bietet der SKM bei Bedarf soziale Beratung an.

„Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.“ (Ps 23)

Monat für Monat bringe ich kranken und behinderten Gemeindemitgliedern die Krankenkommunion; durch diesen Dienst werden alte, aber auch kranke und gebrechliche Menschen, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können, in das Gemeindeleben miteinbezogen. Durch das Überbringen der Krankenkommunion fühlen sie sich in besonderer Weise mit den Messfeiern in unserer Pfarrgemeinde verbunden. Wenn ich diese urchristliche, diakonale Tätigkeit ausübe, bin ich immer wieder bemüht, auf die besondere Situation der alten und kranken Menschen Rücksicht zu nehmen.

In der fusionierten Pfarre St. Katharina gibt es vier Angebote für Senioren: zwei Seniorenbegegnungsstätten und zwei Altenstuben. Auch hier arbeite ich von Zeit zu Zeit mit, indem ich besondere Seniorengottesdienste zusammen mit einem Team vorbereite und gestalte; manchmal werde ich von den Seniorengruppen auch eingeladen, um mit den Senioren über ein diakonales Thema ins Gespräch zu kommen.

„Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ (1 Kor 11,24)

In den Eucharistiefeiern an den Hochfesten und bei besonders festlichen Gottesdiensten im Laufe des Kirchenjahres übernehme ich den liturgischen Dienst des Diakons. Dabei ist es meine Aufgabe, der versammelten Gemeinde deutlich zu machen, dass der Gottesdienst und der Dienst am Menschen eine Einheit bilden. Dabei ist es mir als Diakon wichtig, alle Aspekte des Lebens der Menschen, die ich begleite und betreue, ihre Freude und Hoffnung, aber auch ihre Not und ihr Leiden in den Gemeindegottesdienst mit einzubringen.

Im Bereich der Verkündigung bin ich sowohl beim monatlichen Predigtdienst als auch in der Vorbereitung der Teamsitzungen mit der Exegese, der Gottesdienstgestaltung, dem Verfassen des Leitartikels und des geistlichen Impulses für den Pfarrbrief eingebunden. Außerdem leite und begleite ich zusammen mit der evangelischen Pfarrerin die ökumenischen „Exerzitien im Alltag“, die wir seit zwei Jahren in der Fastenzeit als Vorbereitung auf das Osterfest anbieten.

Neben der regelmäßigen Assistenz bei der Messfeier am Sonntag bin ich auch mit der Vorbereitung und Leitung von Wort-Gottes-Feiern, die unter der Woche stattfinden, betraut; hier verstehe ich mich auch als Verbindungsglied zwischen dem Pastoralteam und den ehrenamtlichen Gottesdienstleiterinnen.

„Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ (Mt 28,19)

Die Vorbereitung und Leitung von monatlich stattfindenden Tauffeiern, einschließlich der Taufgespräche mit den Eltern und manchmal auch mit den Paten der Täuflinge, nehmen einen breiten Raum meiner Arbeitszeit ein. In letzter Zeit kommt es in unserer Pfarre häufiger vor, dass auch Erwachsene getauft werden möchten. Erwachsene, die um die Taufe bitten, bringen ihre bisherigen Lebenserfahrungen, Fragen und Werte mit. Ihre Lebensgeschichte gilt es auf dem Weg des Katechumenats anzuschauen, darin Erfahrungen zu entdecken, die für eine Deutung aus dem christlichen Glauben offen sind und die bisherigen Antwortversuche ergänzen, vertiefen oder korrigieren können. Es geht darum, immer tiefer die eigene Lebensgeschichte als Glaubensgeschichte verstehen zu lernen und die Spuren der Nähe Gottes im Leben zu entdecken. Ein solcher Weg verläuft nicht immer geradlinig; er kennt Unterbrechungen und Stillstand, Zweifel und Unsicherheiten und verlangt viel Sensibilität von mir, wenn ich den Prozess als Seelsorger begleite.

Im Bereich der Liturgie nehme ich auch noch folgende Aufgaben wahr: die Planung und Durchführung von Sondergottesdiensten bei Wallfahrten, Prozessionen, Bußandachten und Gemeindekreuzwegen und die Leitung von Trauungsgottesdiensten, einschließlich der Brautgespräche, die der Vorbereitung dienen.

„Dass ein Mensch Gott in sich empfängt, das ist eine gute Sache. Dass aber Gott im Menschen fruchtbar werde, das ist noch besser.“ (Meister Eckhart)

Ohne eine Spiritualität, die in der Seele tief verwurzelt ist, ohne tägliche Gebetspraxis, bei der auch der Anliegen und Nöte der mir anvertrauten Menschen gedacht wird, ohne Meditation und Kontemplation, ohne das Spüren der Nähe Gottes und ohne die Unterstützung meiner Frau und meiner Kinder wäre die Bewältigung dieser vielfältigen, oben beschriebenen diakonalen Aufgaben nicht zu schaffen. Ich bin getragen von der Hoffnung, dass Gott unsere Wege begleitet und wir gemeinsam aufgerufen sind, die Botschaft Jesu Christi in dieser Welt zu leben.

Mit einem Text von meinem Freund Wilhelm Bruners, den er mir zu meiner Weihe geschenkt hat, möchte ich schließen:

Per ducatum evangelii

 

Ich gebe Dir

mein Wort

mein RingWort

mein versiegeltes

Gib mir Gelegenheit

es einzulösen

Auf die Innenseite

meines Herzens

schreibe ich

AMEN

 

Aachen, am Gedenktag des Heiligen Ephräm des Syrers

Mathias Dederichs

Diakon an St. Katharina

Aachen-Forst

Diakonenweihe am 20. Juni 2009, Matthias Dederichs 4. v. r.
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