Impuls September 2016

Die drei Siebe

sieben (c) www.pixabay.com
Datum:
Do. 1. Sep. 2016
Von:
Georg Lauscher

Die drei Siebe

Zu Sokrates kam einer und sagte: "Hör, Sokrates, das muss ich dir erzählen!" "Halt ein!" unterbrach ihn der Weise, "hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?"

"Drei Siebe?" fragte der andere voll Verwunderung. 
"Ja, guter Freund! Lass sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurchgeht: Das erste ist die Wahrheit. - Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?" 

"Nein, ich hörte es jemanden erzählen und..." 
"So, so! Aber sicher hast du es im zweiten Sieb geprüft. - Es ist das Sieb der Güte. 
Ist das, was du mir erzählen willst, gut?" 

Zögernd sagte der andere: "Nein, im Gegenteil..." 
"Hm", unterbrach ihn der Weise, "so lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden. - Ist es notwendig, dass du mir das erzählst?" 

"Notwendig nun gerade nicht ..." 
"Also”, sagte lächelnd der Weise, "wenn es weder wahr noch gut noch notwendig ist, 
so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit." 


(Sokrates wurde um 470 v. Chr. in Athen geboren und 399 v. Chr. zum Tod durch Vergiften (Schierlingsbecher) verurteilt. Er gilt als Urvater der Philosophie. Da Sokrates selbst hat keine Schriften hinterlassen. Was wir über ihn wissen, verdanken wir vorwiegend seinem Schüler Platon.)

  

Diese drei Siebe also schlägt Sokrates für unser Reden vor:

das Sieb der Wahrheit,

das Sieb der Güte,

das Sieb der Notwendigkeit.

Ist es wahr, was ich sagen will?

Ist es gut, was ich sagen will?

Es ist notwendig, was ich sagen will?