Impuls Dezember 2016

Charles de Foucauld (c) Wikipedia.de
Datum:
Do. 1. Dez. 2016
Von:
Georg Lauscher
Im Alltag auf der Spur Jesu

Zum 100. Todestag von Charles de Foucauld am 1.12.1916

In allen Religionen und geistlichen Übungswegen kommt dem Alltag eine zentrale Bedeutung zu. Der Alltag ist immer das entscheidende Übungs- und Bewährungsfeld des Glaubens an Gott. Im christlichen Glauben ist Gott selbst in Jesus Christus alltäglich geworden – ohne aufzuhören, Gott zu sein. Gott hat sich an einem bestimmten Ort in einer bestimmten Zeit konkret in den menschlichen Alltag inkarniert.

Doch: „Was kann aus dem grauen Alltag, aus Nazaret schon Gutes kommen?!“ (Joh 1,46) Damals wie in der Geschichte christlichen Glaubens bis heute steckt die Vorstellung tief in der menschlichen Seele: Gott kann nur der ganz Andere sein, einer, der nichts mit meinem gewöhnlichen Alltagsleben zu tun hat. Dass Gott in seiner Menschwerdung diesen unsern persönlichen Alltag angenommen und geheiligt hat, fällt uns Christen bis heute nicht leicht zu glauben und zu realisieren.

Bei den Mystikerinnen und Mystikern in der Geschichte christlicher Spiritualität geriet dies nie in Vergessenheit. Doch niemand entdeckte so wie Charles de Foucauld das unfassbare Mysterium, dass Gott in Jesus 30 Jahre verborgen und unerkannt in dem kleinen Dorf Nazaret lebte und arbeitete. Das setzt die 3 Jahre des öffentlichen Wirkens und Verkündigens, auf die wir uns meist ausschließlich beziehen, ins rechte Licht. Es ordnet diese relativ kurze Zeit des öffentlichen Lebens Jesu ein in den größeren Zusammenhang seines unerkannt gelebten Alltaglebens.

Unter wechselnden Umständen und inneren Entwicklungen bleibt Charles de Foucauld sich darin treu: von den Trappisten angefangen, über Nazaret, Beni Abbes und Tamanrasset, in all den sehr unterschiedlichen Ausgestaltungen ist es die eine zentrale Berufung, die er lebt und die durch alle Unruhen hindurch geläutert und geklärt wird: das verborgene Leben Jesu in Nazaret zu leben.

Wie verändert sich schlagartig die Qualität meines Alltags,

wenn ich mich – darin verborgen – in Gott berge?!