"Ich blicke kritisch auf die IV. Synodalversammlung zurück. Zu viele Bischöfe haben am Donnerstagabend ein beschämendes Verhalten gezeigt: Sie hatten sich im Vorfeld nie in die Beratung eingebracht, haben die von ihnen geforderten, separaten Bischofshearings geschwänzt, zahlreiche Möglichkeiten der Einflussnahme nicht genutzt, nicht ihre Kritik geäußert und dann bei der Abstimmung ihre Macht genutzt, um einen von großer Mehrheit getragenen Text zu Fall zu bringen. „Faulheit und Feigheit“ diagnostizierte der Stuttgarter Stadtdekan Msgr. Dr. Christian Hermes bei ihnen. Neben diesen persönlichen Defiziten offenbart sich in dem Verhalten auch die Krise des Bischofsamts, insbesondere im Umgang mit Macht. Zudem und insbesondere muss man das Verhalten inhaltlich (und pastoral) in Frage stellen. Denn letztlich wurden nicht irgendwelche Textpassagen abgelehnt. Vielmehr wurden insbesondere queere – z.B. homosexuelle, trans, inter, non-binäre – Menschen abgelehnt. In Genesis 1,31 heißt es „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut.“ Dem muss man nicht widersprechen.
Auch das häufige Einfordern von „mehr Zeit“ und die Idee, man müsse jetzt nochmal darüber nachdenken, was mit Synodalität gemeint sein könne, vermag mich nicht zu überzeugen. 2010 ist der furchtbare Missbrauch am Canisius-Kolleg öffentlich geworden. Es liegen mittlerweile zig Gutachten auf dem Tisch, die zeigen, dass Missbrauch systematisch vertuscht worden ist und systemische Ursachen benennen. Seit drei Jahren üben alle miteinander im Synodalen Weg, wie Synodalität gehen könne. Genug Wissen und Erfahrungen liegen vor, um in einem zukunftsfähigen Verständnis von Macht einen anderen Umgang mit ihr zu praktizieren. Etwas mehr Tempo täte der Sache und den Menschen gut, denn Verhinderung von Missbrauch sollte oberste Priorität haben.
Natürlich gab es in Frankfurt auch Ermutigendes: Nach dem Donnerstag-Desaster sind keine Texte mehr durchgefallen. Unser Bischof Dr. Helmut Dieser hat sehr pointiert agiert, mit viel Einsatz und Entschiedenheit für die Reformen gekämpft und sich an die Seite der Menschen gestellt, die das im besonderen Maße betrifft. Das ist ein gutes Zeichen und sollte die Menschen im Bistum Aachen ermuntern, sich auch im Sinne des abgelehnten Textes zu verhalten und Kirche zu verändern. Gerne auch mit Tempo."