Diözesanveranstaltung zum christlich-jüdischen Verhältnis:Nicht Du trägst die Wurzel, die Wurzel trägt dich (Röm 11,18)

Von der Aufarbeitung des christlichen Antijudaismus zur Erneuerung der Kirche
Die Menschheitskatastrophe der Schoa hat eine lange Vorgeschichte der Ausgrenzung und Diffamierung von Jüdinnen und Juden. Obwohl an seinem biblischen Ursprung die eine Kirche aus Juden und Heiden steht, hat das Christentum dabei vielfach eine unrühmliche Rolle gespielt. Die eigene Heilsgewissheit wurde nicht selten in Abgrenzung zum Judentum profiliert. Jüdinnen und Juden wurden zur Projektionsfläche für religiöse, politische und verschwörungsideologische Verwerfungen in aller Welt. Wer die dunkle Spur des christlichen Antijudaismus durch die Erneuerung der Theologie nach Auschwitz und (inzwischen sechs) Jahrzehnten christlich-jüdischen Dialogs seit der bahnbrechenden Erklärung „Nostra Aetate“ des Zweiten Vatikanischen Konzils oder durch die wegweisenden Erklärungen der evangelischen Landeskirchen zum christlich-jüdischen Verhältnis ein für allemal überwunden glaubte, wird heute durch wachsenden Antisemitismus und die permanente Wiederholung antijüdischer Stereotype eines Schlechteren belehrt.
Ist der christliche Antijudaismus also in Stein gemeißelt? Leider ja und nicht nur sprichwörtlich. Die Bistümer und Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen haben deshalb im März 2025 unter dem Titel „… und jetzt? Leitlinien zum Umgang mit antijüdischen Bildwerken in und an Kirchengebäuden“ veröffentlicht und die Gemeinden zu einem sensiblen und sachkundigen Umgang mit solch problematischen Artefakten eingeladen. Erfreulicherweise findet diese Einladung vielfache Resonanz. Unter den begleitenden Schritten für die Aufarbeitung vor Ort will auch diese Veranstaltung einen Beitrag leisten: mit theologischen und praktischen Impulsen sowie ersten Erfahrungen im Umgang mit antijüdischen Darstellungen. Es besteht ein tiefer Grund zur Hoffnung auf Besserung, weil sich die Kirche nach dem Wort des Apostels Paulus ihrer jüdischen Wurzel rühmen darf. Diese gilt es wiederzuentdecken und neu zum Tragen zu bringen.
Das Angebot richtet sich insbesondere an theologisch qualifizierte oder interessierte Pastoralverantwortliche in Haupt-, Neben- oder Ehrenamt sowie Religionslehrerinnen und -lehrer. Einladende ist das Bistum Aachen in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Mönchengladbach und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Mönchengladbach.