„Wir haben uns von Anfang an gut begleitet und wahrgenommen gefühlt“

Wie ist das Clara-Fey-Gymnasium in Schleiden mit den Folgen der Flut umgegangen?

Schülerinnen der Clara-Fey-Schule unterstützen beim Reinigen von Schleidener Wohnungen. (c) Schütt-Gerhards, privat
Schülerinnen der Clara-Fey-Schule unterstützen beim Reinigen von Schleidener Wohnungen.
Datum:
Mi. 13. Juli 2022
Von:
Kommunikation Bistum Aachen

In den Tagen und Wochen nach der Flutkatastrophe saß der Schock sowohl bei den Schülerinnen und Schülern als auch innerhalb der Lehrerschaft des Clara-Fey-Gymnasiums in Schleiden groß. Viele Familien waren selbst vom Hochwasser betroffen. Der zweite große Schock: Eine Abiturientin kam bei der Flutkatastrophe ums Leben. Trotz der Ferien baute Schulleiterin Roswitha Schütt-Gerhards schnell ein Notsystem auf. Gemeinsam mit den Klassenleitungen besuchte sie die Jugendlichen und deren Familien aus den am schlimmsten betroffenen Orten Schleiden, Gemünd, Kall, Oberhausen und Nierfeld. „Wir sind so lange dran geblieben, bis wir die Familien gefunden hatten. Es gab ja kein Telefon, nichts funktionierte hier mehr. Einige Familien war zu Verwandten und Bekannten bis Düren geflüchtet“, sagt Schütt-Gerhards. Die Resonanz auf diese spontane Hilfsaktion sei durchweg positiv gewesen - „Wir haben uns von Anfang an gut begleitet und wahrgenommen gefühlt in unserer Situation“, so die Rückmeldungen.

Was passierte noch unmittelbar nach der Flut: Der Förderverein der Schule richtete sofort ein Spendenkonto ein. Die Folge: Relativ schnell konnten 40 betroffene Familien finanziell unterstützt werden. Auch die älteren Schülerinnen und Schüler haben richtig mit angepackt - geschaufelt und geputzt bei Menschen, die es alleine nicht schafften und Unterstützung gut gebrauchen konnten.

Darüber hinaus war aber auch psychische Hilfe notwendig. Über den Schulträger kam Schulleiterin Schütt-Gerhards mit dem Team des Katholischen Beratungszentrums Mönchengladbach in Kontakt. Über die Arbeit mit den Kolleginnen und Kollegen des Beratungszentrums und den Umgang mit der Flutkatastrophe haben wir mit Schulseelsorgerin Astrid Sistig gesprochen.

Wie haben Sie die Arbeit mit den Kolleginnen und Kollegen des Katholischen Beratungszentrums Mönchengladbach wahrgenommen?

Im Kollegium der Clara-Fey-Schule herrschte eine große Verunsicherung darüber, wie wir mit den Folgen der Flutkatastrophe umgehen sollten. Wir haben viele Kinder aus den betroffenen Regionen, aber auch viele Kinder aus dem Simmerather Raum, die gar nicht wussten, was passiert war. Die Mitarbeitenden der Beratungsstelle waren von Anfang an in unsere Dienstbesprechungen vor Schulbeginn eingebunden. Sie haben uns sehr viel Mut gemacht, uns gestützt, wie wir damit umgehen können. Zu viert waren sie fast anderthalb Wochen in der Schule, sind in die Klassen gegangen und haben die Kinder gestützt. Da eine Abiturientin in der Flut ertrunken war, musste in unserer Schule erhebliche Nachsorge geleistet werden. Das hat sich in der intensiven Form noch bis Weihnachten gezogen. Und auch heute noch sind Kolleginnen und Kollegen der Beratungsstelle immer noch in Kontakt mit der Familie, deren Tochter verstorben ist. Die Hilfe aus Mönchengladbach war wirklich Gold wert. Das kann ich nicht anders sagen. Das hätten wir alleine nicht hinbekommen. 

Ist die Flut auch heute noch Thema in ihren Gesprächen mit den Jugendlichen? 

In fast jedem Gespräch kommt irgendwann das Thema Flut auf. Es gibt immer noch viele Kinder, die mit den Wetterphänomenen sehr zu kämpfen haben. Oder die auf einmal gedanklich weg sind. Die Schäden sind einfach noch da. Vieles ist repariert worden aber längst noch nicht alles. Die Familien, die im Schleidener Tal besonders betroffen waren, sind mittlerweile ganz gut aufgestellt. Dennoch gilt unser Angebot der Unterstützung nach wie vor.

Gab es ein Ereignis, dass Sie in der Zeit nach der Flut besonders berührt hat?

Was mich sehr berührt hat war ein Schüler, der die Einschulungsfeier der neuen Schüler musikalisch begleitet hat. Er schrieb mir während der Ferien, er würde das gerne machen, aber er hätte keine Noten. Diese seien abgesoffen. Auf die Nachfrage, ob es für ihn überhaupt möglich sei, zu spielen, antwortete er: ‚Ja, Normalität ist das, was wir brauchen‘. Da fand ich ganz bemerkenswert. Auch in der Schule war Normalität wichtig. Es stellte sich überhaupt nicht die Frage, dass die Schülerinnen und Schüler nicht zur Schule kommen wollen. Und wenn es mal nicht ging, waren die Kolleginnen und Kollegen aus Mönchengladbach sofort da.