„Widerstehen wir aller Propaganda, die uns den Hass bringen will!“

Friedensgottesdienst mit Bischof Dr. Helmut Dieser im Aachener Dom

Friedensgottesdienst mit Soldatinnen und Soldaten im Aachener Dom (c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Friedensgottesdienst mit Soldatinnen und Soldaten im Aachener Dom
Datum:
Do. 23. Juni 2022
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Aachen, - „Russland hat die Ukraine überfallartig angegriffen und damit lastet die Verantwortung für diesen Krieg auf Russland mit unabsehbaren Folgen für die weitere politische Entwicklung ganzer Generationen. Und dieser Angriffskrieg ist ungerecht, mit nichts zu rechtfertigen, schon gar nicht mit einer schamlos verlogenenen Propaganda. Und die Brutalität, die Menschenverachtung und die Zerstörungen dieses Angriffskrieges, die den Menschen in der Ukraine angetan werden, sind überaus böse“, betont Bischof Dr. Helmut Dieser beim Gottesdienst mit Soldatinnen und Soldaten im Aachener Dom. Traditionell am Weltfriedenstag feiert der Aachener Bischof jedes Jahr einen Friedensgottesdienst mit Soldatinnen und Soldaten – in diesem Jahr unter anderen Vorzeichen. In Europa herrscht Krieg.

Ein Krieg, der auch für die Angehörigen des Militärs eine Zeitenwende bedeutet: War es in den vergangenen 33 Jahren seit der friedlichen Revolution von 1989 bis zum Ende des Kalten Krieges immer deutlicher ein Fragezeichen, dass Soldatinnen und Soldaten zu spüren bekamen, so sei es heutzutage ein Ausrufezeichen, vielleicht sogar drei davon: „Ja, wir müssen unsere demokratische Gesellschaftsform und unsere Sicherheit im Rahmen des NATO-Bündnisses verteidigen können! Ja, wir müssen dazu nachholend sehr kostenintensiv in die militärische Ausrüstung investieren! Und noch ein drittes Mal: Ja, wir müssen den Verteidigungskampf des Militärs in der Ukraine in großem Umfang unterstützen!“

Denn, so zitiert der Aachener Bischof ein Sprichwort: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Und so betont Dr. Helmut Dieser deutlich: Ja, die Ukraine hat das Recht, sich militärisch zu verteidigen! Ja, wir unterstützen die Ukraine auch deshalb, weil wir selbst und die europäischen Demokratien durch ein solches Regime in der Nachbarschaft nicht mehr sicher sind! Ja, die Europäische Einigung ist ein Friedenswerk, das niemanden bedroht, sondern das fähig ist, viele verschiedene Interessen zu integrieren, Grenzen durchlässig zu machen und ganze Völker in bester Nachbarschaft zueinander zu entwickeln! Die Ukraine hat das Recht selbst zu bestimmen, dazu gehören zu wollen!“ Gleichzeitig erneuerte Bischof Dr. Helmut Dieser seine Kritik an Patriarch Kyrill: „Es ist unsagbar tragisch und beschämend, dass der Patriarch der Russisch-Orthodoxen Kirche den Angriffskrieg Russlands gutheißt und das mit Argumenten von Verachtung und imperialistischer Aggression. Ich halte das für nicht mit dem Evangelium zu vereinbaren!“

Bei den Soldatinnen und Soldaten bedankt sich der Aachener Bischof für ihre geleistete Arbeit: 600 Angehörige des Stammpersonals in den Kasernen Eschweiler und Aachen führen jährlich rund 550 Trainings durch mit rund 4000 Teilnehmenden des Heeres der Bundeswehr. Zuletzt haben sie in Aachen und in Idar-Oberstein rund 100 ukrainische Soldaten in 40tägigen Crashkursen in Sachen Instandsetzung geschult. „Ihr Beruf ist sinnvoll und menschenfreundlich, wenn Sie Menschen verteidigen und schützen, wenn Sie den Frieden sichern und immer anstreben und niemals hassen“, so Dr. Helmut Dieser. Denn Hass müsse es nicht geben. „Der Mensch will nicht hassen! Niemand wird so geboren, in keinem Volk, in keiner Kultur, in keiner Religion! Und weil das so ist, dürfen wir keinen bösen Nachbarn, der uns je den Frieden rauben will, nur als solchen ansehen und behandeln, sondern uns beharrlich weigern, ihn zu hassen, obwohl wir uns verteidigen. Widerstehen wir aller Propaganda, die uns den Hass bringen will!“

Die Feier des Weltfriedenstages mit den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr geht zurück auf die Bitte von Papst Paul VI., der diesen Tag zum 01. Januar 1968 zum ersten Mal ausrief und damit die Bitte verband, dass der Weltfriedenstag in jedem Jahr begangen wird. Die Militärseelsorge als ‚Kirche unter den Soldaten‘ greift dieses Anliegen seit 1977 auf und lädt in vielen deutschen Diözesen zusammen mit den Ortsbischöfen zu einem Soldatengottesdienst anlässlich des Weltfriedenstages ein. So hat die Feier des Weltfriedenstages auch im Bistum Aachen schon eine sehr lange Tradition. Den Gottesdienst federführend vorbereitet hatte Militärseelsorgerin Maike Seelhorst.

Friedensgottesdienst im Aachener Dom

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