Sei mutig und lasse Dich in Gottes Hände fallen

Das ist der Rat von Kaplan Andreas Züll an alle, die im Beruf die Berufung zum Priester verspüren

Andreas Züll (c) Studienhaus St. Lambert
Andreas Züll
Datum:
Mo. 26. Feb. 2018
Andreas Züll stellte früher als Fahrdienstleiter bei der Bahn die Signale für Züge. Er hatte eine verantwortungsvolle Stellung, seine berufliche Karriere war in trockenen Tüchern und das Haus gebaut.

In der Kirche war er lange Jahre als Messdiener und Mitglied des Pfarrgemeinderates aktiv. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, Priester zu werden, antwortete er: „Das mach ich nicht. Damals, mit 31 Jahren, hatte ich echt keine Lust darauf", erinnert sich Züll.

Doch dann kam ein ganz besonderer Moment: „Gemeinsam mit meinem Pfarrer fuhr ich im Jahr 2006 in den Aachener Dom. Als ich dort in der Bank saß, dachte ich: Priester, das wäre doch was für dich. Es hat Klick gemacht", beschreibt Züll sein Berufungserlebnis.

Es dauerte noch ein weiteres halbes Jahr, bis Andreas Züll seinen Entschluss den Eltern mitteilte. Sie unterstützten ihn in seinem neuen Berufswunsch. „Nach einem Gespräch mit dem für die Priesterausbildung zuständigen Direktor des Pauluskollegs in Bonn fuhr ich erst mal nach St. Lambert, schaute mir während einer Interessentenwoche dort die Einrichtung an. Dann stand fest: Das mache ich, obwohl ich kein Abitur habe", so Andreas Züll.

Wer im Beruf den Ruf verspürt, Priester zu werden, muss sein Abitur nicht nachholen. Denn es gibt das Studienhaus St. Lambert im rheinland-pfälzischen Ort Grafschaft-Lantershofen. Hier studieren durchschnittlich 40 Priesteramtskandidaten aus deutschen Bistümern und Ordensgemeinschaften Theologie. Die Möglichkeit, auf dem so genannten dritten Bildungsweg Theologie zu studieren, gibt es seit rund 45 Jahren in Deutschland. „Wir haben alle einen Beruf und sind durch das „Abitur des Lebens" gegangen", sagt Züll. Ausgebildet werden die angehenden Priester in enger Zusammenarbeit mit den Bistümern und Ordensgemeinschaften, von denen sie entsandt wurden. Nach erfolgreichem Abschluss können sie in der jeweilige Heimatdiözese den Pastoralkurs absolvieren, können, der dann zu Diakonats- und Priesterweihe führt.

Diesen Ausbildungsweg absolvierte auch Andreas Züll. „Mit 32 Jahren und nach 15 Jahren Berufserfahrung setzte ich mich wieder auf die Schulbank und war wieder ein Schüler. Das war nicht so leicht." Seinem früheren Beruf blieb er trotz seiner Ausbildung treu: „Ich habe mir mein Studium als Teilzeitkraft bei der Bahn finanziert."

Seine beruflichen Erfahrungen kommen dem heutigen Kaplan bei seiner Arbeit zugute: „Ich schaue entspannter auf Situationen." Für ihn als Priester in unserer heutigen Zeit ist es wichtig, Christus zu den Menschen zu bringen. „Die Menschen hinterfragen heute viel mehr als früher die Kirche und den Glauben. Das sehe ich positiv. Dadurch komme ich immer wieder neu und anders mit meinem eigenen Glauben in Kontakt." Seine Kraft für den Dienst zieht er „aus der persönlichen Verbindung zu Jesus Christus in der Feier der Sakramente und im persönlichen Gebet." Er will für die Gemeinde „authentisch sein und bleiben".

Was rät er jungen Männern, die den Ruf, Priester zu werden, im Alltag hören? „Sei mutig, lasse Dich auf dem Weg, der nicht einfach ist, in Gottes Hände fallen. Wenn man sich Jesus Christus öffnet, wird man in Höhen und Tiefen getragen. Dessen sollte man sich immer wieder bewusst werden."

 

DIE BERUFUNGSKAMPAGNE VON ST. LAMBERT

Der deutsche Priestermangel ist nichts Neues. In vielen Diözesen werden Gemeinden zusammengelegt und Priester betreuen heute mehr Gläubige auf größeren Gebieten. Die Priesterseminare in Deutschland werden auch leerer – wie die Kirchenbänke sich ja auch sonntäglich immer mehr leeren. Berufungen müssen her! Berufungen als Christ in der Welt zu leben, als Ehefrau und Ehemann in Familie, Job und Freizeit. Und Berufungen als Priester, der sich noch einmal besonders in Dienst und Nachfolge Christi berufen führt.

Und hier setzt die Berufungs-Kampagne an. Aus studentischer Eigeninitiative heraus wurde diese Kampagne entwickelt. Br. Lukas Boving OSB, Mönch im Kloster Nütschau und Student im 3. Kurs in St. Lambert hat als ehemaliger Werber die Idee gehabt mit einer Werbekampagne Berufungen zu wecken. Gemeinsam mit seinem Kurskollegen Martin Brummer, der für die Erzdiözese München und Freising studiert entwickelt, realisierte, produzierte und betreut er die Kampagne. Die Hausleitung ist mit Regens Dr. Volker Malburg froh und dankbar für diese Initiative und begrüßt und unterstützt das Vorhaben sehr. Finanziert wird die Kampagne aus Spendengelder.

Allen Beteiligten ist bewußt, dass sie keine Berufungen „machen" können! Nur Einer beruft: Christus selber. "Wir wollen mit der Kampagne Berufungen wecken, die vielleicht weiter schliefen, weil Interessenten den einzigartigen Zugang zum Theologiestudium in unserem Haus „Priester werden ohne Abitur aber mit Lebens- und Berufserfahrung" nicht kennen. Unsere Motive wollen darauf aufmerksam machen." – so Br. Lukas.

www.ruf-mitten-im-beruf.de