Gemeinschaft über die Grenzen hinweg

Ökumenischer Gottesdienst im Aachener Dom zur Gebetswoche für die Einheit der Christen

Ökumenischer Gottesdienst (c) Bistum Aachen / Andreas Steindl
Ökumenischer Gottesdienst
Datum:
Mi. 22. Jan. 2020
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

„Sie waren uns gegenüber ungewöhnlich freundlich“ (Apostelgeschichte 28,2), unter diesem Leitwort stand der zentrale ökumenische Gottesdienstes zur Gebetswoche für die Einheit der Christen, den Aachens Bischof Helmut Dieser, Bischof Evmenios von Lefka und die Superintendenten Hans-Peter Bruckhoff (Kirchenkreis Aachen), Jens Sannig (Kirchenkreis Jülich), Dietrich Denker (Kirchenkreis Gladbach-Neuss) sowie die erst kürzlich eingeführte Superintendentin Dr. Barbara Schwahn (Kirchenkreis Krefeld-Viersen) gemeinsam im Aachener Dom feierten. Als der Aachener Dom erbaut wurde, gab es noch keine Spaltung der Christen, so Bischof Helmut Dieser. "Dass das wieder so werden möge, darum sind hier heute in diesem Dom versammelt", betonte der Aachener Bischof.

Es ist eine gefährliche Reise über das Mittelmeer, die Menschen an Bord des Schiffes sind den Mächten des Meeres und des Sturms hilflos ausgeliefert. Als sie endlich Land erreichen, ist ihre Reise ins Ungewisse noch nicht beendet, wissen sie doch nicht, wie man sie dort empfangen wird, feindselig oder gastfreundlich? Die beschriebene Situation stammt aus der Apostelgeschichte, wo geschildert wird, wie der heilige Paulus vor Malta Schiffbruch erleidet. Sie könnte aber auch aus den aktuellen Nachrichten unserer Tage sein, wo sich Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer den gleichen Naturgewalten und Gefahren aussetzen, ohne zu wissen, ob die Menschen dort, wo sie ankommen, ihnen freundlich begegnen werden.

Ausgewählt haben Text und Leitwort Christen aus Malta und Gozo, die die diesjährige Gebetswoche für die Einheit der Christen vorbereitet haben. Sie erinnern damit nicht nur an die Ankunft des christlichen Glaubens auf ihren Inseln sondern auch daran, wie sehr die Flüchtenden heute auf eine Gastfreundschaft angewiesen sind, wie sie Paulus und seine Begleiter glücklicherweise erfahren haben.

Die Geschichte vom Schiffbruch des Paulus und vor allem, die ungewöhnlich freundliche Art und Weise, wie die Menschen auf Malta ihn und seine Mitreisenden aufnahmen, solle uns heute „Mahnung und Hilfe sein, dass auch wir gemeinsam als an Christus Glaubende diese Freundlichkeit Gottes heute den flüchtenden Menschen und jedem unserem Nächsten entgegenbringen wollen“, erklärte Bischof Dieser. Superintendent Bruckhoff spitzte dies in seiner Predigt zu: „Gastfreundschaft ist keine Geschmacksfrage sondern unabdingbare Verbindlichkeit menschlichen Lebens“ – und damit Verpflichtung der Kirchen, „um Menschen zu retten und die Menschlichkeit zu wahren“. Ausgangpunkt für seine Predigt war, neben der Lesung aus der Apostelgeschichte, die Superintendentin Schwahn zuvor vorgetragen hatte, eine Postkarte aus der Aachener Grabeskirche St. Josef. Hier findet jedes Jahr zum Weltflüchtlingstag ein „stiller, bewegender, ökumenischer Gottesdienst“ statt, wie Hans-Peter Bruckhoff erläuterte. Die Karte, die an alle Gottesdienstbesucher verteilt wurde, zeigt einen Ausschnitt aus dem Tryptichon „Himmlisches Jerusalem“ der Künstlerin Rita Lausberg. Zu sehen ist ein überfülltes Flüchtlingsboot , im Hintergrund eine Mauer, die sich schließt und an der Seite ein Neugeborenes, dass trotz der Gefahr sicher und geborgen zu sein scheint.

Schauen wir noch hin oder doch weg, wenn wir dem Leid der Flüchtlinge unserer Tage begegnen? „Gott schaut hin, Europa schaut weg, seine Regierungen machen die Mauer dicht“, erklärte der Aachener Superintendent. Als Christen sollten wir es Gott gleichtun, hinschauen, widersprechen - und handeln. Als Beispiel nennt er die Rheinische Landeskirche, die ein Schiff zur Seenotrettung kaufen wolle. Diese Schiffe würden festgesetzt und ihre Kapitäne kriminalisiert. So wie Paulus, der seine Mittelmeerreise als „Verbrecher“ machte, als Gefangener, der nach Rom gebracht werden sollte und dessen Reise doch so anders endete. „Wo wir das eigene Menschsein nicht verraten, findet Gott Raum, da ist Gott gegenwärtig“, sagte Bruckhoff. Das Wort „Menschenfischer“ erhalte so eine ganz neue Bedeutung: Menschen retten und sie nicht untergehen lassen.

Gemeinschaft über Grenzen hinweg mindere Not. Die Einheit der Christen sei „kein Selbstzweck sondern sie ist besonders für den Notleidenden, Hilfsbedürftigen und Fremden offen“, hatte Bischof Dieser es in der Einladung zu dem Gottesdienst formuliert. Sie werde „nicht nur dadurch entdeckt, einander Gastfreundschaft zu gewähren, sondern auch durch Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen und Religionen“. Mit Begegnung klang daher auch der ökumenische Gottesdienst im Dom aus. Im Anschluss daran waren alle Besucher noch zu einem Empfang ins Foyer des Bischöflichen Generalvikariats eingeladen.

Ökumenischer Gottesdienst

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