„Frieden ist ein Luxusgut, das wir uns alle leisten müssen, ohne geht es nicht“

Am vergangenen Mittwoch hat Marija Schulmeyer, ganz links im Bild, mit anderen ukrainischen Frauen beim Abschlussgebet nach dem traditonellen Aschermittwochsgottesdienst im Aachener Dom über die Lage in ihrem Land berichtet und ihre Ängsten und Sorgen, aber auch ihre Hoffnung zum Ausdruck gebracht. (c) Domkapitel Aachen - Daniela Lövenich
Am vergangenen Mittwoch hat Marija Schulmeyer, ganz links im Bild, mit anderen ukrainischen Frauen beim Abschlussgebet nach dem traditonellen Aschermittwochsgottesdienst im Aachener Dom über die Lage in ihrem Land berichtet und ihre Ängsten und Sorgen, aber auch ihre Hoffnung zum Ausdruck gebracht.
Datum:
Fr. 4. März 2022
Von:
Stabsstelle Kommunikation

Seit vergangenen Donnerstag herrscht Krieg in der Ukraine. Viele Ukrainerinnen und Ukrainer, die in Deutschland leben, haben Hilfsaktionen für ihr Heimatland ins Leben gerufen. Eine von ihnen ist Marija Schulmeyer, die 24-Jährige ist Lehramtsstudentin in Aachen und – neben ihrem Studium - seit einer Woche ständig im Einsatz, um von Deutschland aus zu helfen.

Wie geht es Ihnen Frau Schulmeyer?

Ich bin in Deutschland geboren, habe aber meine Kindheit in der Ukraine verbracht, da meine Mutter damals noch studiert hat. Am vergangenen Donnerstag ist mein Herz wirklich gebrochen. Ich habe sehr viel geweint. Als Kind habe ich jeden Sommer bei meiner Oma in Lwiw in der Ukraine verbracht, habe viele Freunde und Verwandte dort. Mir war vollkommen klar, dass es zu diesem Krieg kommt, wir hatten ja schon seit acht Jahren Krieg in unserem Land.

Was unternehmen Sie von Aachen aus jetzt für die Menschen in der Urkraine?

Mein erster Impuls vergangene Woche war, dass ich sofort selbst in die Ukraine fliege. Und notfalls auch bereit bin, mein Leben dort zu lassen. Meine Eltern waren natürlich dagegen. Aber ich wollte irgendwas gegen meine eigene Ohnmacht tun. Bereits vergangenen Freitag haben wir Ukrainerinnen und Ukrainer uns untereinander vernetzt und eine Whats-App-Gruppe gegründet. Bis jetzt haben wir bereits über 200 Kontakte und es werden beständig mehr. Mir war gar nicht bewusst, wie groß unsere Gemeinschaft hier ist. Wir sammeln Sachspenden und haben zum Glück auch Männer gefunden, die die Sachen mit LKW in die Ukraine bzw. an die polnisch-ukrainische Grenze bringen. Ich bin sehr froh, dass wir das schon geschafft haben und die Fahrer heil wieder zurückgekommen sind. Auch aufgrund des bestehenden Ausreiseverbots für Männer bis 60 Jahre in der Ukraine ist so ein Transport nicht ganz einfach.

Was sind die wichtigsten Dinge, die Sie jetzt für die Hilfslieferungen benötigen?

Vor allem brauchen wir Medikamente, geladene Power-Banks und Batterien. Dinge, die in einem Krieg wichtig werden. Auch Kleidung wird gebraucht. Vor einigen Tagen ist eine Frau mit ihrer Tochter nach Aachen geflohen. Sie hatten nur die Kleidung mit, die sie am Leibe hatten, mehr nicht. Und natürlich brauchen wir auch Essen für diejenigen, die es geschafft haben, bis nach Aachen zu fliehen.

In der Balletschule Revelé, Minoritenstraße 7, in Aachen haben wir eine Sammelstelle für Sachspenden eingerichtet. Dort können montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr Sachspenden abgegeben werden. Von dort bringen wir dann die Materialien in unser Lager und sortieren die Dinge. Wer uns als Helferin oder Helfer unterstützen möchte, kann sich gerne in der Sammelstelle in eine Telefonliste eintragen. Wir weisen keinen ab, egal, wann jemand kommt.

Wie geht es den Geflüchteten und wo kommen sie jetzt unter?

Die meisten Frauen und Kinder finden zunächst einmal Unterkunft bei Verwandten. Wir haben aber auch schon Angebote von Privatleuten, die bereit sind - zumindest vorübergehend - Menschen aufzunehmen. Ich bin überwältigt von dieser Solidarität und sehr dankbar für all die Hilfe. Vor allem die Kinder sind traumatisiert und brauchen psychologische Hilfe. Das können wir alleine nicht leisten. Fast alle Familien wollen so schnell es irgendwie geht, wieder zurück in die Ukraine, in ihre Heimat. Langfristig gesehen werden aber wir jedoch Unterkünfte für die Geflüchteten benötigen.

Wie geht es bei Ihnen in den nächsten Tagen weiter?

Derzeit stehe ich mit vielen Leuten und Ämtern in Kontakt, um Hilfe zu koordinieren. Am Sonntag, 6. März, findet um 14 Uhr auf dem Katschhof in Aachen wieder eine Demonstration für Frieden in der Ukraine statt. Zusammen mit meiner Schwester werde ich dort auch zu Wort kommen.

Manchmal kommt es mir vor, als liefe ich im Autopilot-Modus. Schließlich mache ich das alles auch zum ersten Mal. Aber es hilft mir, etwas tun zu können. Ich möchte mich gerne bei allen Helferinnen und Helfern, allen Spenderinnen und Spendern bedanken. Wir sollten uns bewusst sein, Frieden ist ein Luxusgut, das wir uns alle leisten sollten und müssen, weil es ohne nicht geht.


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