Seelsorge per E-Mail: Das ist schon eine besondere Herausforderung. Gemeindereferentin Elke Schnyder stellt sich dieser Aufgabe täglich, denn sie ist seit 2014 Online-Seelsorgerin, hat die Internetseelsorge im Bistum Aachen aufgebaut und für eine bistumsübergreifende Vernetzung des Angebots mit der Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP) gesorgt. Seit nunmehr zehn Jahren stellt diese der Internetseelsorge aller beteiligten Bistümer die Website www.internetseelsorge.de zur Verfügung. Insgesamt 45 Seelsorgerinnen und Seelsorger aus neun Bistümern können hierüber anonym, kostenlos und datensicher kontaktiert werden.
Die Internetseelsorge des Bistums Aachen: ein digitaler Ort von Kirche.:Anonym, kostenlos und datensicher.

Die Internetseelsorge des Bistums Aachen: ein digitaler Ort von Kirche.
Seelsorge per E-Mail: Das ist schon eine besondere Herausforderung. Gemeindereferentin Elke Schnyder stellt sich dieser Aufgabe täglich, denn sie ist seit 2014 Online-Seelsorgerin, hat die Internetseelsorge im Bistum Aachen aufgebaut und für eine bistumsübergreifende Vernetzung des Angebots mit der Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP) gesorgt. Seit nunmehr zehn Jahren stellt diese der Internetseelsorge aller beteiligten Bistümer die Website www.internetseelsorge.de zur Verfügung. Insgesamt 45 Seelsorgerinnen und Seelsorger aus neun Bistümern können hierüber anonym, kostenlos und datensicher kontaktiert werden.
„Mailbasierte Seelsorge ist anders. Wir sehen keine Mimik oder Gestik, sondern erfahren nur einen Bruchteil eines Menschen. Dennoch ist es erstaunlich, wie sehr man trotzdem eine Beziehung aufbauen kann und dass Menschen mir ihr Vertrauen schenken. Das hätte ich vorher so nicht gedacht“, erzählt Elke Schnyder von ihren Erfahrungen. Anonymität senke die Hemmschwelle und ermögliche den Menschen, für sie schwere Dinge mitzuteilen. „Nähe durch Distanz ist unser Ansatz. Dadurch entsteht eine Vertrautheit“, erläutert die Seelsorgerin.
Menschen, die den Kontakt zur Internetseelsorge suchen, tun dies oft nachts bzw. morgens zwischen zwei und vier Uhr. Und bereits durch das Schreiben der ersten Mail öffnet sich ein Ventil, erfolgt eine Auseinandersetzung und bewegt etwas in dem Menschen, der Hilfe sucht. Binnen 48 Stunden erhält er eine Rückmeldung des Seelsorgers bzw. der Seelsorgerin, die er kontaktiert hat. Denn im Gegensatz zur Telefonseelsorge können Hilfesuchende hier gezielt Kontakt zu einem Ansprechpartner bzw. einer Ansprechpartnerin aufnehmen, der / die für sie am besten passt. Alle Mitarbeitenden stellen sich dazu auf der Plattform mit Bild und Profil kurz vor. „Wenn ich kontaktiert werde, schreibe ich nie am ersten Tag zurück. Denn diese zeitversetze Antwort ermöglicht den Schreiberinnen und Schreibern eine weitere Reflektion. Ich nutze diese Zeit außerdem, um das ‚weiße‘ zwischen den schwarzen Zeilen zu lesen und Schlüsselwörter zu finden, um herauszufinden, um welches Anliegen es sich handelt. Manchmal ist nämlich das, was die Menschen zu Beginn schreiben, nur ein Aufhänger. Und oftmals kommt dann etwas ganz anderes dabei heraus,“ berichtet Elke Schnyder von ihren Erfahrungen.
Es sind meist existentielle Fragen, in denen Menschen Hilfe suchen. Immer dann, wenn sie an Grenzen stoßen, keinen Weg in einer für sie ausweglosen Situation sehen und daran zu zerbrechen drohen. Die Bandbreite der Anliegen entspricht der Bandbreite des Lebens. Einsamkeit oder Beziehungsprobleme werden genauso thematisiert wie der Umgang mit Verlust und Trauer oder Mobbing am Arbeitsplatz. Mit Wertschätzung und Achtsamkeit bearbeitet die Gemeindereferentin jedes einzelne Anliegen. „Das ist unser christlicher Auftrag, so behutsam und respektvoll wie möglich nach Lösungen zu suchen“, bekräftigt die Seelsorgerin.
In der Regel werden bei einer Beratung mehr als 20 Mails zwischen dem Seelsorger bzw. der Seelsorgerin ausgetauscht. „Ich habe allerdings auch Menschen, die ich schon ein Jahr begleite. Oder die sich einige Monate nach der Beratung noch einmal an mich wenden. Das kommt immer auf das Anliegen an“, erzählt Elke Schnyder. Die Seelsorgerin berät nie mehr als fünf Menschen gleichzeitig. Ein Kontakt endet, wenn der Schreiber bzw. die Schreiberin das Gefühl hat, auf einem guten Weg zu sein und alleine weiterzukommen. „Das ist ein schöner Moment für mich, wenn meine Beratung eine Perspektive aufzeigt oder ein Aha-Erlebnis entsteht“, erzählt die Gemeindereferentin.
Herausfordernd sind für Elke Schnyder Kontakte mit Menschen, die suizidale Gedanken haben oder geistigen und sexuellen Missbrauch erleben. Diese so zu begleiten, dass sie wieder Lebensmut schöpfen und eventuell weitere Hilfen in Anspruch nehmen, ist ihr ein großes Anliegen. Außerdem erreichen die Seelsorgerin auch Anfragen, die therapeutisch begleitet werden sollten. Dies dann klar zu benennen und auf psychologische Hilfen zu verweisen, ist nicht immer einfach. Da ist es für die Gemeindereferentin gut, selbst in einer Supervision zu sein, um Kontakte dort noch einmal zu besprechen.
Auch jenseits von akuten Krisensituationen können Menschen den Internetseelsorgerinnen und -seelsorgern Fragen per E-Mail oder im Chat stellen, für die sie sich besonders pastorale Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner wünschen. „Und da finde ich, ist die Internetseelsorge ein weiterer Ort von Kirche, wo Menschen Hilfe finden können“, betont Elke Schnyder.
Aktuell sind aus dem Bistum Aachen vier Seelsorgerinnen und Seelsorger in der Internetseelsorge tätig. Drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen an einem Fortbildungskurs dazu teil. Ab Dezember 2024 sind dann sieben Internetseelsorgerinnen und -seelsorger des Bistum Aachen auf der Plattform zu finden. „In den letzten zehn Jahren war immer eine Kollegin oder ein Kollege aus unserem Bistum online. Aachen ist ganz stark in der Internetseelsorge engagiert“, blickt Elke Schnyder als Koordinatorin des Angebots dankbar zurück.
Statistik:

Im Jahr 2023 meldeten sich 220 Ratsuchende neu an. Die Zahl der Maildialoge (jeweils eine zusammengehörige Mail von Ratsuchenden und Internetseelsorgern) lag bei rund 2.200. Rund 100 Chattermine fanden statt. Im Vorjahr 2022 noch unter Corona-Bedingungen, waren es 285 Ratsuchende mit 2.700 Maildialogen und rund 190 Kontakte in der Chat-Seelsorge.