Frauen für Frauen weltweit

Das Frauenmissionswerk engagiert sich seit fast 130 Jahren für bessere Lebensumstände von Frauen

Präsidentin Margret Dieckmann-Nardmann zu Besuch in Ruanda. Die Arbeit lebt von den engen Kontakten zu den Frauen vor Ort. (c) Frauenmissionswerk
Präsidentin Margret Dieckmann-Nardmann zu Besuch in Ruanda. Die Arbeit lebt von den engen Kontakten zu den Frauen vor Ort.
Datum:
Do. 23. Feb. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 44/2022 | Andrea Thomas

Kleinere kirchliche Hilfswerke wie das „Päpstliche Missionswerk der Frauen“ verfügen nicht über die Finanzen der großen und auch nicht über deren Personal. Dennoch leisten sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten Großes für die Menschen in den Projekten, die sie betreuen.

Das Frauenmissionswerk hat seine Zentrale in Koblenz in der Villa Franziska. Hier hat auch Elisabeth Steffens ihr Büro. Die Aachenerin arbeitet seit 2021 als Referentin für das Frauenmissionswerk. Als eine der wenigen hauptamtlichen Mitarbeiterinnen kümmert sie sich um „alles, was in der Verwaltung anfällt, vom Sekretariat über Projekte bis zu PR und Fund-raising“, beschreibt sie selbst ihre Stelle.

Ehrenamtlich und weiblich sind zwei Kennzeichen des Missionswerkes von „Frauen für Frauen weltweit“. Selbst Präsidentin Margret Dieckmann-Nardmann versieht diese Position ehrenamtlich. In zwölf deutschen Bistümern gibt es eigene (ehrenamtliche) Diözesanleiterinnen. Männer bekleiden in einigen dieser Bistümer die Positionen als geistliche Beiräte, auf Bundesebene ist auch das eine Frau. Deutschlandweit engagieren sich rund 3000 Ehrenamtliche, auch hier mit hohem Frauenanteil. Dazu kommen Unterstützer in den Projekten in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa.

Frauen, die brennen für das, was sie tun

Elisabeth Steffens ist über ein Projekt für traumatisierte Frauen in Sri Lanka in Kontakt mit dem Frauenmissionswerk gekommen. „So jemanden wie Sie würden wir ja suchen…“ Ein Stellenangebot, das die promovierte Lateinamerikanistin mit Erfahrung in der Entwicklungsarbeit gereizt hat. Alles sei etwas kleiner, und die Zahl der Projekte sei überschaubar, „nur so viele, wie finanziell zu stemmen sind“. Hier machten alle ihre Arbeit mit großer Leidenschaft. „Das beste Beispiel ist unsere Präsidentin Margret Dieckmann-Nardmann. Sie macht das neben einer halben Stelle als Pastoralreferentin, und sie brennt für das, was sie tut.“ Aufgrund ihrer Größe bräuchten sie immer Menschen vor Ort, mit denen sie kooperierten, erläutert Elisabeth Steffens. Was zu einer intensiven Zusammenarbeit mit den projektverantwortlichen Frauen vor Ort führe. Starken und begeisterungsfähigen Frauen, die sich dafür einsetzen, die Lebenssituation ihrer Geschlechtsgenossinen zu verbessern.

Schon Gründerin Katharina Schynse, eine katholische Lehrerin, war eine für ihre Zeit mutige und tatkräftige Frau. Die Schwester eines in Afrika tätigen Missionars gründete 1893 den „Verein katholischer Frauen und Jungfrauen zur Unterstützung der Missionen Zentralafrikas“, der zunächst Priestergewänder und Altartücher für die Mission fertigte. Doch schon bald richtete sich ihr Augenmerk auf das Schicksal von Mädchen und Frauen, die in der patriarchalen Gesellschaft der Kolonialzeit unterdrückt und versklavt wurden. Sie begann Spenden zu sammeln, um sie aus der Sklaverei zu befreien. 1942 wurde ihr Missionsverein von Papst Pius XII. in den Rang eines päpstlichen Werkes erhoben.

Unterstützung für Teeniemütter

Viel hat sich seitdem verändert, manches nicht. Noch immer werden Mädchen und Frauen wegen ihres Geschlechts unterdrückt und benachteiligt. Ihnen zu helfen, sie zu stärken und zu ermutigen, ist Schwerpunkt der Arbeit des Frauenmissionswerks heute. In Ruanda hat das Hilfswerk ein Hausbauprojekt und ein Frauenzentrum gegründet, um Witwen, die durch den Völkermord im Land ihre Männer verloren haben und damit zu Ausgestoßenen geworden sind, ein eigenständiges Leben für sich und ihre Kinder zu ermöglichen. In Kigali, ebenfalls in Ruanda, kümmert es sich um Teeniemütter. In Selbsthilfegruppen tauschen sie sich über ihre Erfahrungen aus, lernen sich vor sexualisierter Gewalt zu schützen und werden in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt. Außerdem werden sie in Säuglingspflege, Erziehung und medizinischer Versorgung ausgebildet und dabei unterstützt, ihre beruflichen Pläne zu verwirklichen.

Seit 2022 ist das Frauenmissionswerk in der Demokratischen Republik Kongo tätig. Vor Ort hat Irene Kithulu Kandundu  mit anderen Frauen und eng unterstützt von Margret Dieckmann-Nardmann aus Deutschland, das Haus Martha und Maria von Magdala aufgebaut, ein Zentrum für Frauen von der Teeniemutter bis zur Seniorin. Die ausgebildete Krankenschwester und tiefreligiöse Katholikin pflanze mit den Frauen selbst Maniok, Mais und Gemüse an und baue Möbel mit ihnen, berichtet Elisabeth Steffens. Ein mobiler Krankendienst für Frauen, die sich keinen Arzt leisten können, sei im Aufbau. „Es ist beeindruckend, wie sie das in die Hand nimmt.“ Weitere Projekte gibt es in Lateinamerika und Asien, mal ist das Frauenmissionswerk in größerem, mal in kleinerem Umfang Projektpartner.

Wichtig ist, sowohl für die Arbeit vor Ort als auch in Deutschland, immer auch die spirituelle Seite, die Unterstützung über Gebet und Gottesdienst. Die Villa Franziska in Koblenz habe eine sehr schöne Kapelle, erzählt Elisabeth Steffens, in der sie einmal im Monat Gottesdienst feierten. Ihr eigener Glaube und die daraus erwachsende kirchliche Verantwortung sind Triebfeder für ihr Tun in ihrer Arbeit für das Frauenmissionswerk und ihrem ehrenamtlichen Engagement in ihrer Gemeinde in Aachen-Richterich. „Menschen möchten sich würdig fühlen, gerade für Frauen ist das wichtig“, sagt sie, und es sei toll zu sehen, wie sich das erreichen lasse auch ohne das ganz große Geld.

Mehr Infos: www.frauenmissionswerk.de

Der Originalartikel der KirchenZeitung