BANANENREPUBLIK

Folge 49 des Blogs "WELTEN - SPRÜNGE. Eifel, Amazonas und zurück" von Friederike Peters

Bananen (c) Friederike Peters
Bananen
Datum:
Mo. 6. Sep. 2021
Von:
Friederike Peters

Alles Banane oder was?

Bananen (c) Friederike Peters
Bananen

Wie viele haben Sie dieses Jahr schon gegessen von der leckeren gelben Frucht? Nach den Äpfeln sind Bananen die zweitliebste Frucht der Deutschen. Etwa 11 kg werden pro Person und Jahr im Durchschnitt verzehrt. Deutschland ist einer der weltweit größten Importeure von Bananen. 2020 wurden ca. 1,3 Millionen Tonnen ins Land geholt. Rund 320.000 Tonnen wurden weiterverkauft, 980.000 hier verspeist. Also doch eine Bananenrepublik?

Ein Drittel der in Deutschland verspeisten Bananen kam aus Ecuador, Deutschlands größtem Zulieferer.
Ecuador ist einer der größten Bananenexporteure weltweit. 3,9 Millionen Tonnen wurden 2020 per Schiff und Flugzeug in die Welt geschickt trotz Coronakrise. 2019 waren es etwa 6,6 Millionen.
Exportiert werden fast nur Bananen vom Typ Cavendish, in Ecuador Guineo genannt, die am ehesten für den Transport geeignet sind und auch entsprechend gezüchtet werden. Niemand kennt jedoch die Zahl der Sorten, die allein in Ecuador existieren, vor allem im Amazonasgebiet.

Die Naporunas essen grüne Kochbananen, weiße Bananen, rote Bananen, Chirus, Hartones, Maduros, Doménicos, Barraganetos und andere. Guineos essen sie nicht! Das ist die Sorte, die von allen anderen am wenigsten Geschmack hat und deshalb nur als Hühner- und Schweinefutter verwendet wird. Sie wundern sich immer wieder über Stadtmenschen und Touristen, die genau diese Sorte essen wollen und oft auch keine andere kennen. Am Napofluss werden Bananen täglich als Grundnahrungsmittel gekocht gegessen, wie in Deutschland die Kartoffel. Außerdem gibt es Bananen als Chips, gebraten, gegrillt, im Blattmantel, als Süßigkeit, als Bier, Schnaps, Saft oder auch einfach roh als Zwischenmahlzeit. Jede Bananensorte eignet sich besonders gut für bestimmte Gerichte. Deswegen werden auf dem Urwaldfeld unter und zwischen anderen Bäumen und Pflanzen verschiedenste Bananensorten gepflanzt und gepflegt. Um eine Bananenstaude zu ernten, schlägt man mit der Machete den viele Kilo schweren Bananenbüschel herunter und schleppt ihn durch den Wald ins Haus. Manche Bananenstauden haben auch zwei oder drei kleinere Köpfe. Der Stamm der Staude wird in Stücke gehauen und auf dem Feld liegen gelassen oder verteilt. Bei guten Bedingungen wachsen aus den Stücken und aus dem Stumpf neue Pflanzen, die etwa ein Jahr bis zur nächsten Ernte benötigen. Wer also mit seiner Familie das ganze Jahr über Bananen essen will, muss ein großes Feld von Unkraut und Schädlingen frei halten. Dann gibt es auch beim nächsten Festessen wieder die leckersten Sorten oder den mehrere Jahre in der Erde gereiften, goldenen Bananenwein.

In Deutschland wird es inzwischen als Verunglimpfung des Staates geahndet, wenn man ein Land als Bananenrepublik bezeichnet und dies auch noch auf der Landesflagge mit entsprechendem Symbol zum Ausdruck bringt. Bananenrepublik wird mit Korruption und Bestechlichkeit in Verbindung gebracht. Bleibt die Frage, warum Ecuador weiter als Bananenrepublik bezeichnet werden darf, wenn es nicht um besonders exquisite Bananensorten geht, sondern um Korruption. Bei Panama-Papers, Masken-Skandalen, Wirecard oder Oedebrecht stehen sich Ecuador und Deutschland in nichts nach.

Also doch - alles Banane?

 

 

 

Quellen Export-Importzahlen:

http://www.fao.org/3/ca7567es/CA7567ES.pdf

https://www.expreso.ec/actualidad/economia/ecuador-numero-2-platano-88497.html