Zum Inhalt springen

Impuls für August von Sr. Jordana Schmidt OP, Krefeld:Sommer - gemischt!

Sr. Jordana
Datum:
15. Juli 2025
Von:
Ordensbüro

Es ist ein wunderbarer, lauer Sommerabend und ich sitze im Grün meines Gartens und genieße. Der Verkehr der Straße ist zur Ruhe gekommen und auch die Vögel stellen ihr Gezwitscher langsam ein. Die Kinder schlafen und ich komme zur Ruhe. Wie ich das liebe. Es ist so ganz anders als in anderen Jahreszeiten, in denen ich drinnen bin, der Fernseher vielleicht läuft oder ich mit irgendwas beschäftigt bin. Jetzt, mitten im Sommer, ist die Zeit zum Auftanken und zur Entdeckung der Dankbarkeit. Doch wenn ich zur Ruhe komme, ploppen auch all die Dinge auf, die ich täglich in den Nachrichten höre oder lese. Ich kann sie auch bei dem herrlichen Vogelgezwitscher nicht ausblenden: Gewalt und Krieg, Naturkatastrophen und Verbrechen. Menschen werden in sinnlosen Kriegen der Macht getötet. In Gaza und Israel, in der Ukraine und Russland, in Myanmar, Sudan, Äthiopien - um nur die großen Kriege zu nennen. Diese Gewalt ist so ein Kontrast zu meinem sommerleichten Leben hier und jetzt. Meine Gedanken werden zum Gebet.

Ich bete zu einem Gott, der dort ist – in Gaza und Israel, in der Ukraine und Russland - überall. Ich spüre den leidenden und mitleidenden Gott, aber ebenso den Gott der Fülle und der Freude, der Liebe und des Friedens. Obwohl ich hier so friedlich und dankbar sitze, spüre ich Angst, Mitleid und Ohnmacht in mir, weil ich dieses Gefühl zulasse, im Gedanken an diejenigen, denen dies nicht vergönnt ist.

Ich weiß um diesen Gott, der da ist. Und ich weiß um die Gemeinschaft derer, die mit mir an diesen Gott glauben, damit ich nicht allein bin mit meiner Ohnmacht, so wenig tun zu können. Gerade als Ordensfrau weiß ich mich in diese Gebetsgemeinschaft eingebunden. Wir sind viele – hier im Bistum, in Deutschland und auf der ganzen Welt. Wir sind alt oder jung, leben in Gemeinschaften oder alleine. Aber wir sind Familie – in allen Hautfarben und Nationalitäten. Und es ist unsere Aufgabe wachsam im Leben zu stehen. Mit offenen Augen auf die Welt schauend und mit weitem Herzen den Menschen und Gott gegenüber. Das Schöne des Sommerabends und das Schreckliche des Leides, mit in unser Gebet und unser Herz zu nehmen. Und jeder und jede die mit uns zu Gott (wie auch immer ER genannt wird) betet, ist Teil davon. Ich glaube an diese Kraft, die verändern kann. Und Dankbarkeit füllt mein Inneres. Mir geht es gut. Ich bin sicher, satt und versorgt. Welch ein Luxus! Danke, Gott. Also machen wir den Mund auf zum Gebet und zum Benennen von Unrecht. Tun wir das, was wir tun können um zu helfen und zu verändern.

Fürs Erste genieße ich dankbar diesen Abend und verinnerliche den Leitspruch unseres Ordens „hoffen wider aller Hoffnung“. Dieser Satz wandelt den Anflug von Angst und Ohnmacht in Zuversicht. Zumindest jetzt, an diesem lauen Sommerabend.

Sr. Jordana Schmidt OP