Sicherlich kennen Sie diesen Text, der in der lateinischen Fassung Stephan Langton, dem Erzbischof von Canterbury (um 1200) zugeschrieben wird. Im Vorfeld von Pfingsten werden die alten Heilig-Geist-Hymnen in den Gottesdiensten gesungen.
Ich mag die Sequenz. Meine Liebe hat in Exerzitien begonnen, denn am Beginn dieser geistlichen Tage steht in der Regel ein Gebet zum Heiligen Geist, die Bitte um seinen Beistand. Jedes Mal spricht mich eine andere Anrufung an, abhängig von den Geschehnissen des Alltags, meiner Grundstimmung, von vielem halt. Oft ist der Vers, der sich mir dabei in die Meditation drängt genau das, was gerade dran ist und worüber es sich ganz besonders Nachzudenken lohnt.
In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.
Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.
Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.
Endlich mal Pause, raus aus dem Hamsterrad, den Akku aufladen mit dem göttlichen Licht, alles das, was un-heil ist, vom „lebendigen Wehn“ des Geistes heilen zu lassen. Ein bisschen so, wie ein Kind, dass beim Spielen gefallen ist. Der Schmerz, der Schreck ist groß, doch kann kommt die Mutter und pustet den Schmerz weg.
Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.
Ich bin ehrlich. Die „7 Gaben des Heiligen Geistes“ muss ich nachgucken, selten bekomme ich alle 7 auf Anhieb aufgezählt. Aber es lohnt sich: Weisheit, Einsicht, Rat, Erkenntnis, Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht. Papst Franziskus meinte, dass die Weisheit „die Gnade, alles mit den Augen Gottes sehen zu können“ ist. Eben nicht überall das Schlechte sehen und das, was eben nicht passt, sondern das Potential, das in Situationen und besonderen Herausforderungen steckt. Gleiches gilt für die Einsicht. Ich kann mit Klugheit und Verstand auf Dinge und Situationen schauen, zum Verstehen der Tiefe benötige ich die Einsicht. Der Rat hilf mir, Entscheidungen zu treffen, die mich auf dem Lebens-Weg führen. Erkenntnis ist Verstehen und Handeln, Schönheit (z.B. der Schöpfung) wahrnehmen und bewahren. Durch die Gabe der Stärke werde ich be-stärkt, sie hilft, Unsicherheit und Angst zu überwinden. Die Gabe der Frömmigkeit verbindet mich mit Gott, tief aus dem Inneren her, eine Herzensangelegenheit. Die Gottesfurcht ist die Gabe, die mir bewusst mich, dass ich mich Gott voller Hochachtung und Vertrauen zuwenden kann – weil er groß ist.
Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.
Amen. Halleluja.
So sei es.