Für Dr. Lioba Buscher sind Leben und Glauben eng verwoben. :„Ich war davon so berührt – also ehrlich gesagt geflasht“

Gemeinschaft und gemeinschaftliches Glauben: beides wird an Pfingsten noch einmal besonders deutlich. Dies ist Dr. Lioba Buscher sehr wichtig. „Wir alle sind geistbegabt. Nicht nur Priester oder Menschen, die im Hauptamt tätig sind. Wir alle haben unser Charisma. Und die Gaben, die ich mitbekommen habe, möchte ich gerne dafür einsetzten, dass andere ihre Gaben entdecken“. Ein spirituelles Leben ist Lioba Buscher dafür existentiell wichtig. Eigentlich leitet die 57-Jährige eine Hausarztpraxis in Langerwehe. Doch ehrenamtlich schlägt ihr Herz für die geistliche Begleitung und ihre Tätigkeit als Exerzitienbegleiterin. Beides hängt für die Ärztin eng zusammen, denn bereits die Berufswahl war schon mit einem spirituellen Prozess verbunden.

Lioba Buscher beschreibt sich selbst als katholisch sozialisiert und seit der Oberstufe spirituell suchend unterwegs. Nach dem Abitur standen ihr alle Möglichkeiten offen. „In der Zeit nach dem Abi habe ich meinen Großonkel im Sterben begleitet. Da habe ich gemerkt: Das kannst du. Und das war für mich ein Fingerzeig, Medizin zu studieren“, erzählt die 57-Jährige. Während des Studiums war sie durch ihr Engagement in der katholischen Hochschulgemeinde und im Dom kirchlich eingebunden. Ein Bruch kam mit Eintritt in den Beruf und den damit verbundenen Schichten und Nachtdiensten. „Da habe ich echt Schwierigkeiten gehabt, in einer Gemeinde Fuß zu fassen“, erinnert sich die Ärztin. „Es kam eine Phase, wo ich nicht spirituell unterwegs und auch nicht mehr bewusst kirchlich gebunden war“. Mit ihrem Umzug nach Langerwehe, dem Aufbau der eigenen Praxis und dem medizinpolitischen Kampf um eine gerechte Bezahlung stellte sich 2008 eine gewisse Erschöpfung ein. „Ich habe da tüchtig mitgejammert, bis mir dann bewusst wurde: Wir werden zwar nicht gerecht bezahlt, aber ich habe genug zum Leben. Das war für mich nochmal ein ganz tiefes Erleben und der Startschuss in die Spiritualität hinein.“

Auf der Suche nach neuen spirituellen Möglichkeiten entdeckte die Ärztin die vielfältigen Angebote der Exerzitienstelle des Bistums Aachen. Auch die Abtei Kornelimünster wurde ein Ankerpunkt in ihrer spirituellen Suche. „Ich habe gespürt, wie wesentlich Spiritualität für mein Leben ist“, erinnert sich Lioba Buscher. Sie lernte ignatianische Schweigeexerzitien kennen, in denen die Gottsuche in allen Dingen des Lebens von zentraler Bedeutung ist.  „Ich war davon so berührt – also ehrlich gesagt geflasht, dass ich seitdem jedes Jahr Einzel-Exerzitien mache“, berichtet sie. In ihr reifte mit der Zeit der Entschluss, sich nach der Rente verstärkt in diesem Bereich zu engagieren. Doch als Bruder Antonius sie fragte, ob sie sich vorstellen könne, Kurse mit ihm zu begleiten, ging alles viel schneller. „Wenn er es mir zutraut, warum dann warten?“, erinnert sich Buscher. Über die Exerzitienstelle absolvierte sie 2018-19 berufsbegleitend die Ausbildung zur geistlichen Begleiterin in Schönstatt.

Die Ausbildung zur Exerzitienbegleitung war natürlich noch umfangreicher. Sie fand bei den Jesuiten in Wien statt und dauerte drei Jahre. Durch ihre Selbstständigkeit konnte Dr. Lioba Buscher sich die Zeit dafür nehmen und ging ihren Patienten gegenüber offen damit um. „Zunächst haben sie überrascht reagiert. ´Schweigen? Sie und Schweigen? ´ war beispielsweise eine der Rückmeldungen. Aber meine Patienten kennen mich als eine Ärztin, die offen ist für die Zwischentöne und haben sich nicht gewundert. Irgendwie profitieren sie ja auch davon.“ Sie sei halt „eine andere Hausärztin als die anderen“. Mit vielen Patientinnen und Patienten kommt Dr. Lioba Buscher durch ihre spirituelle Erfahrung anders und vielleicht auch auf einer anderen Ebene ins Gespräch. „Es ist schon eine spirituelle Sehnsucht, eine Sinnsuche vorhanden. Die findet im Bezug auf meinen Beruf nicht nur am Ende des Lebens oder bei schwerer Krankheit statt“, betont die Ärztin.

Mit ihrer spirituellen Begleitung möchte sie das, was sie selbst als positiv erlebt hat, auch anderen ermöglichen. Lioba Buscher gibt Menschen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens die Möglichkeit, die eigenen Haltung und Gottesbeziehung zu reflektieren, Leben und Glauben zusammenzubringen und auf diese Weise mündige Christinnen und Christen zu werden.