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Ralf Schröder engagiert sich ehrenamtlich im Verein Flüchtlingshilfe Nettetal e.V.:„Das ist ein Riesenpfund, was wir haben, dass wir extrem stark vernetzt sind“

Ralf Schröder ist 1. Vorsitzender des Fördervereins Flüchtlingshilfe Nettetal e.V.
Datum:
Mi. 18. Juni 2025
Von:
Abteilung Kommunikation

Ralf Schröder ist seit seiner Jugend in der katholischen Kirche in Hinsbeck aktiv und war viele Jahre Vorsitzender des Pfarreirates. Zur evangelischen Gemeinde vor Ort gab es schon immer einen guten Kontakt. Als 2014 die ersten größeren Flüchtlingsgruppen nach Nettetal kamen, wandte sich die evangelische Pastorenfrau mit der Idee eines Sponsorenlaufs an die katholische Gemeinde, um einen Deutschkurs zu finanzieren. „Wir haben an diesem Sponsorenlauf leider in der Form nicht teilnehmen können, aber daraus hat sich dann ein engerer Kontakt entwickelt“, erinnert sich Ralf Schröder. Der führte schließlich dazu, dass Engagierte beider Kirchengemeinden einen Förderverein für die Flüchtlingshilfe gründeten. Ralf Schröder wurde von katholischer Seite gefragt, ob er nicht Lust hätte mitzumachen. „Und ich dachte: ein Förderverein, da guckt man, dass Gelder reinkommen und auch wieder ausgegeben werden. Das ist dann aber eine ganze Menge mehr geworden“, schmunzelt der Hinsbecker.

 

Denn nachdem der Verein sich im April 2025 gründete, ging im Sommer die große Flüchtlingswelle los und Ralf Schröder war mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern direkter Ansprechpartner für die Stadt Nettetal. Um die Flüchtlingshilfe zu organisieren, lud der Verein zu einem Treffen ins Hinsbecker Jugendheim ein. „Da waren glaube ich damals rund 150 Leute, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren wollten. Wir haben eine Kleiderkammer aufgebaut und das, wofür wir mal angetreten sind, nämlich die Finanzierung und Organisation von Sprachkursen“, erinnert sich Ralf Schröder. Besonders berührt hat den Familienvater, als seine Tochter, die Deutsch als Fremdsprache unterrichtet, sich dort mit zwei Mädchen unterhielt. Die beide waren ca. acht und zehn Jahre alt. Mit Tränen in den Augen erzählten sie, wie sie während ihrer Flucht mit einem Boot auf dem Meer waren, als plötzlich Wasser eindrang, und wie sie schließlich durch Schiff gerettet wurden.

 

Aktuell sind in Nettetal zwischen 700 und 800 Flüchtlinge auf verschiedene Einrichtungen verteilt. Um sie zu unterstützen hat der Verein Flüchtlingshilfe Nettetal e.V. mit 60 Mitgliedern und rund 30 im engeren Kreis Aktiven ein großes Netzwerk aufgebaut. „Und das ist ein Riesenpfund, was wir haben, dass wir extrem stark vernetzt sind“, betont Ralf Schröder.

„Wir sind ein relativ kleiner, interner Kreis. Aber weil wir alle schon lange diese Arbeit machen, sind wir sehr eng mit der Stadt Nettetal, den katholischen und evangelischen Kirchengemeinden, den Schulen, der Tafel, den Maltesern, den Rotariern und vielen weiteren Vereinen und Einrichtungen verbunden. Und da können wir natürlich oft Türen aufmachen.“

 

Neben Deutschkursen bemüht der Verein sich darum, Wohnungen und Arbeitsstellen zu vermitteln. So hat beispielsweise Jutta Schmitz, stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Kontakt zu örtlichen Firmen aufgenommen und diese mit ukrainischen Geflüchteten zusammengebracht. Momentan organisiert die Flüchtlingshilfe Nettetal mit den Grundschulen und der Tafel Auch eine Tornister-Aktion. Von den Schulen gespendete Schulranzen werden vom Verein mit neuem Schulmaterial bestückt und über die Tafel an bedürftige Familien weitergegeben. Außerdem beteiligt sich die Flüchtlingshilfe gemeinsam mit der Integrationsgruppe "All-in" der Gesamtschule Nettetal an den Nette-Spielen 2025. “Denn wir wollen Integration nicht nur auf geflüchtete Menschen beschränken, sondern auch weitere Gruppen einbeziehen und auf ihre Situation aufmerksam machen“ erläutert der Ehrenamtler.

 

Mit einer gewissen Sorge schaut Ralf Schröder auf die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation und muss sich angesichts einer ausgeprägten „Ich-Bezogenheit“ im Bekannten- und Kollegenkreis für sein Engagement in der Flüchtlingshilfe und der Katholischen Kirche zunehmend rechtfertigen. „Erstmal ich, dann nochmal ich und dann das dritte Mal ich und dann schauen wir mal auf den Nächsten. Das erfahre ich auch bei Menschen, wo ich es nicht erwarte hätte und das tut weh“, beschreibt er seine Wahrnehmung nachdenklich.

 

Und trotzdem setzt der Hinsbecker sich ehrenamtlich weiter ein. „Ich bin davon überzeugt, dass es uns verdammt gut geht und dass wir alle dankbar sein dürfen. Denn wie man am Beispiel der Ukraine sieht, kann das von jetzt auf gleich plötzlich zu Ende sein. Mit vielen Leuten kann ich gemeinsam etwas bewegen. So bin ich groß geworden. Das ist mein christliches Weltbild. Und ich bin sehr dankbar, dass meine Frau und meine Familie das so mittragen“.

 

Außerdem hat Ralf Schröder mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern noch eine große Vision, die er in Nettetal gemeinsam mit vielen weiteren Playern gerne umsetzten möchte: ein Zentrum der Hilfe. Mit einer Kleiderkammer, einem Café und Beratungsangeboten. Ein Konzept gibt es bereits, es fehlen nur die geeigneten Räumlichkeiten.