Bischof Dr. Helmut Dieser betont am ersten Feiertag: An Weihnachten beginnt wirklich unsere Erlösung.:Die Freude Gottes an uns und dem Planeten Erde

Aachen. Nach Ansicht des Bischofs von Aachen, Dr. Helmut Dieser, beginnt an Weihnachten wirklich unsere Erlösung. „Sie ist wie ein neuer Ursprung aus dem Logos des Uranfangs, wie eine neue Geburt, ein Neu-Mensch-Werden, Mitgeschöpf-Sein mit den anderen Geschöpfen, nicht gefangen bleiben in der Angst, sondern ähnlich werden dem Sohn Gottes, Jesus Christus“, betonte der Bischof am ersten Weihnachtsfeiertag in seiner Predigt im Aachener Dom. „Wir sollen die Urschönheit und Freude Gottes an uns und unserem Planeten Erde im eigenen Leben entdecken und teilnehmen, wie der Evangelist sagt, an der ,Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ Diese Botschaft richte sich gegen niemanden und trete nicht in Konkurrenz. Sie sei so frei, wie die Schöpfung selbst aus Gottes Freiheit komme, nicht aus Zwang, Kalkulation oder Eigennutz. „Und diese Freudenbotschaft ist offen für alle: Menschen aller Zeiten und Kulturen und Lebensalter finden im Menschen Jesus den Ursprung und den Logos-Sinn für das eigene Leben und für das Gemeinsame Haus.“
In seiner Predigt führte Dieser aus, es gebe nur eine Erde, nämlich die, auf der wir lebten. Und tief in uns wüssten alle Kulturen der Menschheit auch, dass sie wunderschön und selbst wie ein Haus sei, in dem wir Menschen leben könnten, wie für uns gemacht. Aber nicht nur für uns, auch für die Pflanzen und Tiere in ihrer noch immer nicht ganz entdeckten Vielfalt, ihrem wunderbaren Zusammenwirken, so dass alle gut lebten können in dem einen Gemeinsamen Haus, wie Papst Franziskus unseren Planeten benannt habe. „Wer hat denn gewusst, was wir Menschen brauchen? Wer hat denn alles so eingerichtet, dass wir hier als Menschen gut und gern leben und leben wollen?“, fragte der Bischof mit Nachdruck. „Wer hat denn alle diese Ideen gehabt von all dem Schönen und Reichen, das es in diesem Haus zu finden gibt? Ja noch mehr: Wer hat denn gewusst, dass wir Menschen Geist und Kraft haben, diese Schönheit zu spüren, zu staunen und sie sogar noch zu vermehren durch eigene Kunst und Kultur? Wo ist er? Kann man mit ihm in Austausch kommen oder hat er sich für immer zurückgezogen?“ An Weihnachten feierten wir Christen mit ganzem Ernst und mit tiefer Ehrfurcht und Freude, dass dieser Kontakt mit dem, den noch nie jemand gesehen habe, tatsächlich stattfinde, weil er selbst sich unter uns eingereiht habe, erläuterte Dieser. Und wir Menschen seien es, die es erkennen können und sollten, wer er sei und woher er komme. Der, der die Idee und die Macht gehabt habe, unsere Erde als Gemeinsames Haus für uns ins Dasein zu rufen und darüber hinaus den gesamten Kosmos, der sei wirklich damit gemeint. „Der Evangelist nennt ihn ,Logos´, ,Wort´“, hob Dieser hervor. „Man könnte auch sagen: Idee, die verwirklicht ist, Sinn, der ausgedrückt und erkennbar ist, Ausdruck, der Wirklichkeit schafft.“ Das sei nicht wie bei uns Menschen erst irgendwann im Laufe unseres Lebens und Lernens, bis wir alles wieder verlören, wozu unser Geist fähig sei, sondern ganz vom unverfälschten Ursprung her: Gottes Logos, der als Ausdruck in Gott selber Gott sei und aus ihm heraus die Kraft habe, diesen Kosmos hervorzubringen und die Erde als Gemeinsames Haus und darin uns Menschen. „Daraus kommt die Weihnachtsfreude“, unterstrich der Bischof. „Der alles für uns gewusst und eingerichtet hat, der es gerade für uns Menschen so bewohnbar und gut gemacht hat, der ist zu uns gekommen, nicht außerirdisch, sondern indem er wurde, was wir sind: ,Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.´“ Wir seien es Gott wert, dass es diesen Planeten in seiner Schönheit gebe, erklärte der Bischof, und noch mehr: Wir seien es ihm wert, dass er selbst unter uns anzutreffen sei und unsere Sprache spreche und unser Menschsein von innen neu mache.
Es gibt aber nach Auffassung von Dieser zweierlei: die Weihnachtsfreude, die aus dem Glauben komme, und die Gleichgültigkeit oder sogar die unsinnige Verachtung, die der Evangelist mit dem Satz meine: „Die Seinen nahmen ihn nicht auf“. Der Logos, von keinem Mann gezeugt, als Mensch aus Maria, der Jungfrau, geboren, lasse uns die freie Wahl: Wir könnten auch bei dem immer Selben bleiben, was wir kennen würden: gezeugt und geboren werden, leben und überleben, kämpfen und schließlich doch sterben; Identität nur aus Blutsverwandtschaft, Abstammung und Generationenfolge. „Ausbeutung des Planeten, blutiges Machtstreben gegeneinander, ja sogar völlige Vernichtung des Planeten bedrohen uns immer tiefer“, warnte Dieser. „Davor haben wir alle zu Recht Angst. Wir leiden gerade in dieser Zeitstunde wieder unter den immer schärferen Gegensätzen in der Welt, unter der Sprache der Diffamierungen, der Falschinformationen und Empörungen, die sich immer mehr hochschrauben, unter Terror und Krieg und neuen Drohungen, den Krieg auszuweiten.“
Gott aber und sein Logos, der in Jesus Christus Mensch geworden sei, machten das Andere möglich und böten es uns allen an, allen Menschen, dem ganzen Planeten („Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben“, wie es im Johannes-Evangelium heiße). Der das ganze Gemeinsame Haus geschaffen und für uns eingerichtet habe, der habe auch die Macht und die gute und schon verwirklichte Idee dafür, dass wir Menschen neu würden durch ihn. Und durch die Taufe und die Sakramente würden wir fleischliche Menschen real in das fleischangenommene Leben des Logos hineingepfropft, führte der Bischof des Weiteren aus. Geschenkt werde uns darin ein Leben wie wiedergeboren und nicht mehr dem Tod und der Logik der Selbstrettung unterworfen, Leben, das über den Tod in dieser Welt hinaus weiter bestehe. „Wer so an seinen Namen glaubt, überwindet alle Angst, zu kurz zu kommen. Will nicht mehr mitmachen bei einem Lebensstil der Ausbeutung des Planeten und zu Lasten der Armen“, umriss der Bischof den neuen Lebensstil. „Will nicht mehr gegen andere leben und handeln, sondern für und mit anderen, freut sich an Begegnung, Austausch, Lernen und Teilen, übt es immer neu, anderen gut zu sein, statt den eigenen Vorteil allem vorzuziehen, nicht Böses mit Bösem zu vergelten und die Spirale nach unten weiter zu drehen.“ Und spüre letztlich, dass der Sinn von allem die Liebe sei. Das sei göttlich im Ursprung und menschlich im Glauben, weil wir Menschen dem Logos glichen und wieder gleich werden könnten trotz allem Bösen, das zwischen uns geschehen sei und geschehe.
Bischof Dieser schloss seine Ansprache am ersten Weihnachtstag mit einem Wort von Papst Leo, in dem es heißt: „Die Erde wird zur Ruhe kommen, die Gerechtigkeit wird sich durchsetzen, die Armen werden jubeln, der Friede wird zurückkehren, wenn wir uns nicht mehr wie Raubtiere, sondern wie Pilger bewegen. Nicht mehr jeder für sich, sondern indem wir unsere Schritte den Schritten der anderen anpassen.“ „Ja, das hat Gott heute für uns getan: Er hat sich uns angepasst, damit wir wieder zueinander und zu ihm passen“, bekräftigte der Bischof. „Und das lernen wir miteinander und lässt uns zu Pilgern der Hoffnung werden. Und das stiftet Frieden und Freude für das ganze Gemeinsame Haus dieser Erde. Frohe Weihnachten!“