Synodaler Weg: "Eine große Chance für uns alle"

Bischof Dr. Helmut Dieser nach der ersten Synodalversammlung in Frankfurt

Synodaler Weg (c) Synodaler Weg / Malzkorn
Synodaler Weg
Datum:
Di. 4. Feb. 2020
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Die erste spannende Synodalversammlung in Frankfurt ist zu Ende. Wir haben die Delegierten aus dem Bistum Aachen nach ihren Eindrücken gefragt. Den Anfang macht Bischof Dr. Helmut Dieser.   

Wie haben Sie die Atmosphäre bei der ersten Synodalversammlung in Frankfurt empfunden?

Bischof Helmut Dieser: Obwohl wir gefühlt wirklich viele Menschen am gleichen Ort waren, was immer wieder Wartezeiten und räumliche Nähe, manchmal Enge, mit sich brachte, empfand ich die Atmo­sphäre durchgehend gut gelaunt, stressfrei, geduldig und freundlich miteinander. Es gab viel Gespanntheit und Neugier, viel Dankbarkeit und Zustimmung für die Bereitung des Ortes und der Materialien und den Ablauf der verschiedenen Formen des Miteinanders im Gottesdienst und bei den Gebetszeiten, im Hotel, im Tagungssaal, bei den Mahlzeiten etc. 

Das Programm war sehr dicht getaktet, das dauernde Zuhören und Mitgehen waren sehr an­strengend, aber die positive Motivation blieb durchgehend spürbar.

 

Gab es auch Dinge, die Sie überrascht haben?

Bischof Helmut Dieser: Überraschend war für mich die völlige Stille, die im Saal jedes Mal eintrat, wenn der Ablauf der Tagung für die geistliche Einkehr unterbrochen wurde. Der Name dafür lautete „Ein-Halt“, und das war dann auch so: alle hielten ein. Über 200 Menschen wurden dann jedes Mal zusammen so still, dass zwischen den geistlichen Impulsen fast nichts mehr zu hören war. Jeder ging lauschend nach innen.

Überrascht hat mich aber auch, wie rasch der Synodale Weg seine Form und Gangart gefun­den hat. Es gab kaum Pannen, nichts Destruktives, der Rahmen ist klar und plausibel hervor­getreten, der das noch ausstehende inhaltliche Weiterkommen möglich macht.

 

Wie ist Ihr Fazit nach dieser ersten Versammlung? Ist Kirche auf dem richtigen Weg?

Bischof Helmut Dieser: Dieser gesamte erste Eindruck unterstreicht für mich, dass der Synodale Weg eine große Chance für uns alle in den Ortskirchen in Deutschland darstellt.

Die nötigen Vergewisserungen und Vertiefungen, aber auch die Konflikte, die nicht über­sprungen werden können, sondern fair miteinander ausgetragen werden müssen, haben jetzt wirklich einen guten Ort gefunden.

Ich vertraue darauf, dass das nun auch wirklich stattfinden wird, wenn wir in die Arbeit an den Themen der vier Foren systematisch einsteigen werden.

Ich hoffe, dass dabei das Bewusstsein immer mehr wächst, dass wir alle verantwortlich sind für das Ganze, das heißt: alle Teilnehmer des Synodalen Weges suchen nach der tieferen Ver­ständigung und größeren Einigung in den Themen der Foren. Denn nur so werden die Bi­schöfe die Ergebnisse des Synodalen Weges in den Diözesen mit Überzeugung und unstrittig in Kraft setzen können: wenn sie wirklich zu gemeinsamen Anliegen geworden sind und nicht wie nach einem Wahlkampf die eine Partei über die andere gesiegt hat.

Das aber kann nur mit der Hilfe Gottes gelingen.

Deshalb ist es ja so wichtig, dass wir alle den Synodalen Weg als geistlichen Weg begreifen. Wir hören einander zu. Wir reden unverstellt und freimütig. Und wir erwarten und beten darum, dass der Heilige Geist dabei allen das deutlich einleuchten lässt, was uns als Kirche unseren Weg neu finden lässt.