Ps 106,23 „Da sann er darauf,

Ampeln-viele (c) Edith Furtmann
Ampeln-viele
Datum:
Do. 18. März 2021
Von:
Edith Furtmann

sie zu vertilgen,
wäre nicht Mose gewesen, sein Erwählter.
Der trat vor ihn in die Bresche,
seinen Grimm abzuwenden vom Vernichten.“

Die Texte des heutigen Tages machen es mir nicht leicht. Da ist die Rede von einem zornigen Gott, der so wütend auf sein auserwähltes Volk ist, dass er es vernichten will (Ex 32, 7-14): die 40 Jahre in der Wüste haben die Israeliten mürbe gemacht. Sie suchen ihr Heil bei anderen Göttern, bei diesen hier finden sie es nicht mehr, im Gegenteil, sie murren, sie wollen zurück in die ägyptische Knechtschaft, die Rettung erkennen sie nicht mehr als solche. Aber Mose weist auf die Zwischentöne hin und kann die Vernichtung so verhindern.

Seit ziemlich genau einem Jahr hat uns die Coronapandemie fest im Griff. Auch wir sind wütend, auch wir murren, auch wir sind mürbe und wollen oder können nicht mehr. Und wir richten unseren Zorn, unsere Wut ganz oft auf die, die eigentlich nichts dafür können: Herr Lauterbach bekommt Morddrohungen, wer sagt, die Regeln sind wichtig, will die Wirtschaft kaputt machen, wer sie dagegen für Blödsinn hält und ignoriert, der will uns alle töten. Wir sehen nur noch schwarz und weiß, die Grautöne sind uns verloren gegangen.

Wenn ich heute auf Menschen treffe, die über die Situation anders denken als ich, sei es im realen Leben da draußen, an dem ich nur noch so selten teilnehme, sei es am Telefon, im Internet oder im Gespräch mit Mitgliedern meiner Familie, dann nehme ich mir vor, besser zuzuhören. Nachzuhören, welche Argumente, welche Gefühle, welche Gedanken hinter der anderen Meinung stehen. Ich will versuchen, mein Gegenüber mit seiner Meinung, seinen Gefühlen, ernst zu nehmen. Jede und jeder, der im Internet unterwegs ist, wird mir sagen, dass das oft nicht geht. Ja, das stimmt. Aber manchmal, vielleicht sogar häufiger, geht es doch. Wenn ich mich drauf einlassen will.

Erkennen wir also auf unserem Weg die Zwischentöne wieder, und suchen wir Gemeinsamkeiten. So können wir, jeder und jede für sich und doch alle gemeinsam weiter gehen auf das Osterfest zu.