Mt 5,20 „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist

Sackgasse (c) Edith Furtmann
Sackgasse
Datum:
Fr. 26. Feb. 2021
Von:
Edith Furtmann

als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer,
werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“

Ich bin ein Mensch, der sich an Gesetze hält – für manche in meinem Umfeld schon teilweise nervig, die gerne den Rand ausloten. Ich finde es auch nicht falsch, sich an Regeln zu halten, die wir Menschen im Zusammenleben erprobt haben, auch wenn sie nirgends in Stein gemeißelt sind. Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben genau das getan: sie haben sich an Regeln und Gesetze gehalten. Was soll daran falsch sein?

Jesus war Jude. Und er hat sich an jüdische Gesetze gehalten: dann, wenn es niemandem schadet. Und er hat gesagt: die Gesetze sind für die Menschen da, nicht die Menschen für die Gesetze. Das heißt: da, wo das Einhalten eines Gesetzes oder einer Regel dem Mitmenschen schadet, da sollte man überprüfen, ob man sich jetzt wirklich daran halten will und muss. Und bezogen auf die Bibelstelle bedeutet es ganz einfach: Wer sich ohne Sinn und Verstand an Gesetze hält und seine Gerechtigkeit daran misst, wer seine Religion nur ausübt, in dem er entsprechende Regeln befolgt, ohne den Sinn und Zweck zu verinnerlichen, wer dem Nächsten dann nicht dient, wenn es die Regel gerade nicht vorsieht, der macht alles falsch, so jedenfalls interpretiere ich das heute.

Sophie Scholl und viele Widerstandskämpfer:innen haben das vorgemacht: wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.
Aber es gibt diese Dinge auch im Kleinen, wie die Beispiele von gestern zeigen:
wenn wir uns mit jemandem zerstreiten, dann erwarten wir, so will es „die Regel“, dass der, der angefangen hat (im Zweifel der andere), als erster einen Schritt auf uns zumacht. Wenn wir zu einer Freundin immer nur Kontakt haben, wenn wir uns melden, erwarten wir irgendwann, so will es „die Regel“, dass sich die andere auch mal meldet. Aber ist das immer richtig?

Ich möchte heute aufmerksam durch meinen Tag gehen und gucken, wo ich mein Herz öffnen kann für einen Mitmenschen, unabhängig von der Frage, was regelgerecht wäre. Gehen wir, jede und jeder für sich, aber doch gemeinsam auf Ostern zu.