Kreuzwegprozession im Dürener Braunkohlerevier

Einladung im Fastenhirtenbrief 2020 von Bischof Dr. Helmut Dieser

Bischof Dr. Helmut Dieser (c) Bistum Trier
Bischof Dr. Helmut Dieser
Datum:
So. 1. März 2020
Von:
iba

Aachen, (iba) – „Ich lade Sie ein, am Freitag vor Palmsonntag, 3. April 2020, nach Schophoven im Dürener Braunkohlerevier zu kommen. Wir werden um 18.00 Uhr in einer Prozession von der Kirche St. Barbara zum Aussichtspunkt am Rande des Tagebaus Inden ziehen und unterwegs einen Kreuzweg beten, an dem sich verschiedene Gruppierungen am Konflikt um den Braunkohletagebau beteiligen. Wir wollen es wagen, im gemeinsamen Gebet die aufeinandertreffenden Auffassungen vor Gott zu bringen und mit seiner Hilfe nach dem Gemeinwohl zu fragen. Bei unserem Kreuzweg soll uns ein Kreuz begleiten, das mir vom Regionalen Katholikenrat Düren im vergangenen Sommer überreicht worden ist. Es wurde aus dem Holz eines Abbruchhauses aus einem der Dörfer im Braunkohlegebiet gezimmert. Dieser Kreuzweg im Braunkohlerevier soll kein politisches, sondern ein geistliches Zeichen sein. Gott ist größer als unser Begreifen, und er führt uns ins Weite.“

Ausgangspunkt des Fastenhirtenbriefes von Bischof Dr. Helmut Dieser ist die Redensart: „Du kannst es niemals allen recht machen!“ Dahinter stecke die Erkenntnis, dass wir Menschen sehr unterschiedlich seien. „Die Blickrichtungen, Herangehensweisen und die Erfahrungen von Menschen können weit auseinander liegen und manchmal hart aufeinander prallen. Kein Mensch kann als einzelner alle Wahrnehmungen und Erwartungen der anderen Menschen verstehen oder ihnen genügen“, so der Bischof.

Doch am Beginn des digitalen Zeitalters entwickele diese Erfahrung eine bislang unbekannte Wucht. Die Kritik an der Auffassung des anderen Menschen vervielfache sich in den sozialen Medien ins Unabsehbare. „Wir haben das Gefühl: Alles wird immer schneller, heftiger, unerbittlicher, wir erleben eine Empörungs- und Wutwelle nach der anderen, die ganze bisherige Welt unseres Miteinanders gerät aus den Fugen.“

Das Bistum Aachen sei schon seit Jahrzehnten besonders herausgefordert durch die Probleme des Braunkohletagebaus. Beim Thema „Du kannst es niemals allen recht machen!“, bedeutet das, so der Bischof, „dass gefühltermaßen im Braunkohlekonflikt mittlerweile Alle gegen Alle stehen: die Umsiedler gegen die Dorfretter, die Unternehmer und die Arbeitnehmenden gegen die Umweltaktivisten, die Kirchengemeinden, die ihre Immobilien für Wert entäußern, gegen die Idealisten, die ihnen Verrat vorwerfen, schließlich die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten gegen die politisch Verantwortlichen, die Kompromisse und neue Beschlusslagen hervorbringen. Stress, Aggressivität, Empörung und Erschöpfung erfassen alle Beteiligten. Die Einen wollen endlich in Ruhe gelassen werden, die Anderen wollen immer unerbittlicher ihre Lösung jetzt durchsetzen.“

Bischof Dieser: „Wir brauchen den Mut, wie Jesus selbst in die Konfliktsituation und ihre Ratlosigkeit hineinzugehen. Wir wollen als Kirche helfen, geduldig einander zuzuhören, mehr aber noch danach fragen, was über den eigenen Vorteil hinaus auch den Anliegen der Anderen zugute kommt.“ Dazu gehöre, „dass wir uns in unserer Gegensätzlichkeit auch aushalten und ertragen und der Versuchung widerstehen, nur in der eigenen Idee die Lösung für alle zu sehen.“

Die österliche Bußzeit sei keine Selbstkasteiung, sondern eine neue Chance, dem mitgehenden, treuen und barmherzigen Jesus zu begegnen. Denn durch ihn komme Gott zum Zuge und sein Werk dringe erlösend ein in unsere Zeit und ihre Nöte. Bischof Dieser ermuntert alle, sich in dieser österlichen Bußzeit ein Fastenopfer vorzunehmen, das mit Zuhören, Geduld haben und gemeinsamem Überlegen zu tun hat, was das Gemeinwohl sein könnte. So lädt der Bischof zur Kreuzwegprozession ein und bittet die, die nicht unmittelbar teilnehmen können, in der eigenen Kirche oder Kapelle oder zu Hause an diesem Abend einen Kreuzweg zu beten und sich auf diese Weise an dem geistlichen Anliegen zu beteiligen.

Bischof Dieser: „Ich freue mich, wenn Viele am 3. April mitbeten werden, und wünsche Ihnen allen eine gute, vom Heiligen Geist erfüllte Fastenzeit!“. (iba/Na010)

Fastenhirtenbrief 2020