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9. Unternehmerdialog des Bistums Aachen:Gekommen, um zu bleiben

Dr. Hans Bellstedt referiert beim 9. Unternehmerdialog des Bistums Aachen im Capitol Lounge Kino vor 90 Unternehmerinnen und Unternehmern.
9. Unternehmerdialog des Bistums Aachen im Capitol Kino
Datum:
12. Nov. 2025
Von:
Abteilung Kommunikation
9. Unternehmerdialog des Bistums Aachen im Capitol Kino

Wir stehen am Abgrund. Die Populisten sind gekommen, um zu bleiben. Und die freiheitliche Demokratie können wir nur selbst retten: Es war ein knackiger und inhaltsstarker Abend, an dem Dr. Hans Bellstedt rund 90 Unternehmerinnen und Unternehmer mit scharfsinnigem Blick im Aachener Capitol Lounge Kino eine Analyse der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Situation lieferte. Seine Diagnose stützte sich auf alarmierende Signale: schwaches Wirtschaftswachstum, steigende Arbeitslosigkeit, demographische Schrumpfung, wachsende Staatsschulden, beschleunigte Erderwärmung und geopolitische Spannungen. Zudem leben nur noch 42,5 Prozent der Weltbevölkerung in Demokratien.

Offener und ernsthafter Dialog 

Der 9. Unternehmerdialog des Bistums Aachen sorgte für einen offenen und ernsthaften Austausch über die Gefährdung unseres freiheitlichen demokratischen Systems. Generalvikar Jan Nienkerke betonte, dass die Katholische Kirche im Bistum Aachen ein unverzichtbarer Player in der Zivilgesellschaft sei: „Wir wollen nicht am Rande stehen, sondern mittendrin im gesellschaftlichen Raum, dort wo es um die großen Fragen unserer Zeit geht.“ Er belebte die Rolle der katholischen Soziallehre, die die Prinzipien Eigenverantwortung, Solidarität, Subsidiarität und Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellt. „Solidarität bedeutet, dass wir für die Schwachen einstehen, dass wir Diakonie – praktische Nächstenliebe – als Kern unserer Mission verstehen.“ Nienkerke sprach auch über den Transformationsprozess im Bistum Aachen: „Wir wollen Hürden abbauen. Wir wollen die Kraft des kirchlichen Angebotes vor Ort unterstützen – nicht reglementieren, sondern ermöglichen.“ Freiheit sei dabei ein zentrales Prinzip: „Ordnung ist nicht das Gegenteil von Freiheit, sondern ihre Voraussetzung.“ Er hob hervor, dass eine funktionierende Wirtschaft die Grundlage für gesellschaftlichen Zusammenhalt sei: „Arbeit ermöglicht Teilhabe in der Gesellschaft. Arbeit ermöglicht gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ohne eine funktionierende Wirtschaft gibt es keine Solidarität.“

Diese Ansicht unterstützte der Hauptreferent Dr. Hans Bellstedt ausdrücklich, indem er als Voraussetzung für die Verteidigung und das Einstehen für eine offene und pluralistische Gesellschaft neben einer starken Wirtschaft (als bester Garant gegen ein Abdriften ins Autoritäre) auch eine breit angelegte Bildung und die Fähigkeit zu einem zivilisierten Dialog anführte.

Gekommen, um zu bleiben 

Trotz dieser Maßnahmen machte Bellstedt deutlich: „Die großen Vereinfacher sind gekommen, um zu bleiben.“ Der Politikberater zeigte auf, wie Populisten in vielen europäischen Ländern und darüber hinaus an Einfluss gewinnen, während die Mitte zunehmend in die Defensive gerät. Als wichtigste Ursachen nannte er neben „Veränderungserschöpfung“ und Verlustängsten ein kontinuierlich sinkendes Vertrauen in den Staat. Populisten würden diese Verunsicherung nutzen, indem sie scheinbar einfache Lösungen anböten und die Sehnsucht nach einem „starken Mann“ schürten. Bellstedt warnte eindringlich vor der Gefahr, dass Populismus in Autoritarismus umschlägt.

Am Ende des Abends blieb die Erkenntnis, dass die Kirche in Zeiten der Unsicherheit Halt und Orientierung bieten kann. Sie ist ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, um Werte zu teilen und sich gegenseitig zu stärken. „Dieses Lagerfeuer sollten wir am Glühen halten“, unterstrich Dr. Hans Bellstedt.

Impressionen vom 9. Unternehmerdialog

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