Ehrenamt:„Entscheidend ist das gemeinsame Tun“

Zwischen kreativen Workshops, Ferienfreizeiten und wachsendem Beratungsbedarf: Das Mobilé in Aachen-Brand ist für viele junge Menschen ein zweites Zuhause – und für die Ehrenamtlichen eine anspruchsvoller werdende Aufgabe. Leiter Karl Simons spricht über veränderte Bedürfnisse, volle Ferienprogramme und die besondere Rolle eines offenen Hauses im Stadtteil.
Herr Simons, wie viele Kinder und Jugendliche kommen pro Woche ins Mobilé – und wie stark schwankt das?
Die Besucherzahlen hängen sehr von der Jahreszeit und der Stabilität unserer Angebote ab, die zum großen Teil von Ehrenamtlichen getragen werden. Zu Beginn des Schuljahres, besonders nach den Sommerferien, sortiert sich vieles neu. Im Schnitt erleben wir 80 bis 100 junge Menschen pro Woche, die das Haus für ganz unterschiedliche Aktivitäten nutzen.
Gibt es Unterschiede zwischen Ferien- und Nicht-Ferienzeiten?
Ja, ein deutliches. Während wir im Alltag vor allem Grundschulkinder sowie Jugendliche ab etwa 14 Jahren erreichen – die Gruppe der 11- bis 14-Jährigen ist schwieriger zu gewinnen – sieht es in den Ferien ganz anders aus. Ferienspiele und Freizeiten sind nach wie vor ausgesprochen beliebt und meist schnell ausgebucht.
Welche Angebote laufen besonders gut?
Klares Ranking? Schwierig. Unsere kreativen Kurse – Malen, Töpfern, Holzarbeiten, Nähen, DIY – sind sehr gefragt. Genauso gemeinsames Kochen und Backen oder sportliche Aktivitäten. Zentral ist weniger was wir tun, sondern dass wir es gemeinsam tun. Dieses Miteinander schafft einen Erfahrungsraum, aus dem Vertrauen wächst – und damit auch persönliche Gespräche. Wir stellen einen stetig steigenden Bedarf an individueller Beratung fest.
Sind die Gruppenstunden inhaltlich sehr unterschiedlich – oder tauchen ähnliche Themen immer wieder auf?
Die Inhalte variieren stark, aber es geht häufig um Gemeinschaft, Orientierung und persönliche Entwicklung. Das entsteht meist nebenbei: im Gespräch, im Tun, im Ausprobieren.
Welche Kooperationen prägen Ihre Arbeit aktuell?
Wir sind im Stadtteil gut vernetzt, stehen im engen Austausch mit Schulen und Institutionen, auch wenn gerade kein festes Kooperationsprojekt läuft. Wichtig sind unsere Partner im Haus, insbesondere die Jugendverbände (BdKJ Brand), sowie Fachpartner wie die LAG Kunst und Medien, mit denen wir themenbezogene Workshops realisieren.
Sie erwähnten steigenden Beratungs- und Betreuungsbedarf. Was beobachten Sie konkret?
Wir erleben mehr Kinder und Jugendliche mit besonderem oder „verhaltensoriginellem“ Bedarf. Das fordert unsere Ehrenamtlichen enorm heraus. Gruppen müssen kleiner werden, der Betreuungsschlüssel müsste eigentlich höher sein. Die Arbeit ist anspruchsvoller geworden, und unser Aufwand für Begleitung und Beratung steigt. Auch Eltern suchen zunehmend Unterstützung – oft mit großem Interesse, aber ebenso mit Unsicherheit. Wir planen daher eine offene Gesprächsgruppe für Eltern, zunächst testweise.
Wie hat sich das Verhalten der Jugendlichen seit der Pandemie verändert?
Wir sehen geringere Besuchsfrequenzen, kürzere Aufenthalte und kleinere Gruppen. Viele gehen heute früher nach Hause als früher. Das verändert die Dynamik im Haus.
Und was motiviert die Ehrenamtlichen, sich weiterhin einzubringen?
Unsere jungen Mitarbeitenden betonen immer wieder: Gemeinschaftserlebnisse, das Gefühl, etwas bewirken zu können, und die Freude an Verantwortung treiben sie an. Daran hat sich wenig geändert. Allerdings ist ihre verfügbare Zeit knapper geworden, und sie bleiben meist nicht mehr so lange engagiert wie früher. Viele orientieren sich nach der Schulzeit schnell neu.
Welche Rolle spielt das Mobilé im Leben der Kinder und Jugendlichen?
Für viele ist es ein verlässlicher Ort, an dem sie einfach sein können – mit Freundinnen und Freunden, mit Erwachsenen, die zuhören, mit Möglichkeiten, sich auszuprobieren. Wir geben Raum, Impulse und Begleitung. Der Antrieb, zu uns zu kommen, entsteht meist aus positiven Erfahrungen: Spaß, Gemeinschaft, Vertrautheit. Genau das macht ein Haus wie unseres aus.