Aachen. Von außen betrachtet ist es ein ganz normaler Schulmorgen an der Bischöflichen Liebfrauenschule in Eschweiler. Doch in einem der Klassenzimmer beginnt ein besonderer Unterrichtstag: In der „Internationalen Klasse“ treffen sich Schülerinnen und Schüler aus acht Nationen – Irak, Syrien, Ukraine, Rumänien, Mazedonien, Thailand, Albanien und Marokko. Was sie eint: der Neuanfang in einem fremden Land, das Lernen einer neuen Sprache und die Hoffnung auf ein besseres Leben.
Begonnen hat alles im Sommer 2024 – mit nur acht Schülerinnen und Schülern. Sieben Wochen später kamen sieben weitere hinzu. Heute sitzen hier junge Menschen zwischen zwölf und 16 Jahren. Einige sind vor Krieg geflohen, andere kamen, weil ihre Eltern nach Deutschland gezogen sind. Einer von ihnen hat noch nie eine Schule von innen gesehen. Seine Kindheit verbrachte er in Flüchtlingslagern. Jetzt lernt er, was es heißt, zu lernen.
Die Stimmung in der Klasse ist ruhig, konzentriert. Oft hört man gedämpfte Gespräche in verschiedenen Sprachen, ein leises Kichern, neugierige Fragen auf Deutsch. Der Unterrichtsalltag ist alles – außer gewöhnlich. Frontalunterricht? Undenkbar. „Wir arbeiten in Kleingruppen, sehr individuell – jeder ist an einem anderen Punkt“, erklärt Lehrerin Ramona Zylus. Mit ihrem Kollegen Kevin Röder bildet sie das engagierte Kernteam der Internationalen Klasse. Unterstützt werden sie von einem ganzen Netz aus Ehrenamtlichen: Winfried Brinkhues, ehemaliger Lehrer und Urgestein der Schule, ist nach 33 Dienstjahren in den Ruhestand gegangen – und nun täglich wieder da. Auch Ioanna Frangoulis, Mutter eines Schülers, sowie Lena Pollak, 17-jährige Schülerin aus der Oberstufe, helfen regelmäßig mit. Letztere sagt: „Für mich war es eine Chance, es aus der anderen Perspektive zu erleben, wie es ist, wenn man kein Wort Deutsch spricht. Ich stelle mir das sehr schwer vor.“