Wage zu träumen, Mit Zuversicht aus der Krise.

Impuls für Februar von Sr. Juliane Maria Feithen SPSF, Aachen

Sr. Juliane Maria Feithen SPSF (c) privat
Sr. Juliane Maria Feithen SPSF
Datum:
Do. 28. Jan. 2021
Von:
Ordensbüro

In den letzten Wochen habe ich mich intensiv mit dem Buch von Papst Franziskus beschäftigt,

Wage zu träumen, Mit Zuversicht aus der Krise.

Mich hat beeindruckt, wie klar er dort die Pandemie als Krise, d.h. auch als möglichen Wendepunkt beschreibt und deutet:

Ich sehe diese Zeit als eine Stunde der Wahrheit… In dieser Krise werden die eigenen Kategorien und Denkweisen erschüttert, deine Prioritäten und dein Lebensstil werden herausgefordert. Du überschreitest eine Schwelle, entweder durch deine eigene Entscheidung oder zwangsweise, denn es gibt Krisen wie die, durch die wir gerade gehen, die du nicht vermeiden kannst.

Die Frage ist, ob du diese Krise überstehst und wenn ja, wie.

Die Grundregel jeder Krise ist, dass Du nicht genau so herauskommst, wie du hineingegangen bist. Wenn du sie überstehst, dann gehst du besser oder schlechter aus ihr hervor, aber bleibst nicht derselbe.

Wir erleben eine Zeit der Prüfung…. Es ist so, dass wir alle im Leben geprüft werden. Auf diese Weise wachsen wir.

In den Prüfungen des Lebens offenbarst du dein eigenes Herz: wie stabil es ist, wie barmherzig, wie groß oder wie klein. Normale Zeiten sind wie formale Veranstaltungen: Man muss sich selbst niemals zeigen. Du lächelst, du sagst die richtigen Dinge, und du überstehst das alles unbeschadet, ohne jemals zeigen zu müssen, wer du wirklich bist. Wenn du aber in einer Krise bist, ist es das genaue Gegenteil. Du musst wählen. Und in deiner Wahl zeigst du dein Herz. (S.7f)

Manchmal spüren wir sicher alle die Versuchung, den jetzigen Stillstand auf allen Ebenen einfach nur auszusitzen, abzuwarten, dass es vorbei geht. Aber das reicht nicht zum Leben und zum Wachsen.

Ich kann und will mich aus dem Leben nicht raushalten, um ungeschoren durchzukommen. Und wenn ich mich hineingebe, wird mich das etwas kosten. Jeder Augenblick stellt mich vor die Wahl, zu leben, wie in einer „formalen Veranstaltung“ oder mich selbst zu zeigen. Damit mache ich mich verletzbar. Nur wenn ich einen sicheren Stand habe, nur wenn ich weiß, wohin ich mit meinem Schmerz, und sei es ein Wachstumsschmerz, gehen kann, nur dann ist ein solches Risiko möglich.

In der intimen Begegnung mit Christus kann ich mein Herz ganz zeigen, wie es ist: manchmal sehr instabil, unbarmherzig und klein, aber immer voller Sehnsucht nach mehr Leben und Liebe.

Nur aus dieser Begegnung heraus finde ich die Kraft, mich herausfordern zu lassen aus alten Denkweisen und Prioritäten.

Noch mal Papst Franziskus:

Was uns rettet, ist nicht eine Idee, sondern eine Begegnung. (S. 137)

Die Begegnung mit konkreten Menschen (deren Wert durch die Kontaktbeschränkung noch mal spürbarer wird), die Begegnung mit ihrer Freude und mit ihrer Not und vor allem und in allem die Begegnung mit dem menschgewordenen Gott.

Schw. Juliane Maria Feithen SPSF, Aachen