Der Weg ist kein gerader

Am 19. Mai werden drei Männer zu Priestern des Bistums Aachen geweiht. Was führte sie dahin?

Priesterkandidaten Rokitta und Druyen (c) Thomas Hohenschue
Priesterkandidaten Rokitta und Druyen
Datum:
Mi. 18. Apr. 2018
Von:
Thomas Hohenschue
Priesterkandidat Ohagen (c) Thomas Hohenschue
Priesterkandidat Ohagen

Drei Kandidaten, drei Typen, drei Lebensläufe. Ein gemeinsames Ziel. Ihr großer Tag rückt näher. Die Weihe zum Priester. Zu Pfingsten ist es soweit.

Bischof Helmut Dieser legt ihnen die Hände auf und nimmt ihnen ein Versprechen ab, das sie ein Leben lang bindet. Auf diesen Moment bereiten sie sich seit Jahren vor. Im Austausch mit der KirchenZeitung zeigen sie sich aufgeräumt, erzählen offen über den Weg, den sie hinter sich gelegt haben und den sie zukünftig weiter beschreiten werden.

Josef Ohagen spiegelt das wider, was man einen gestandenen Mann nennt. 1959 ist er geboren, wuchs in einem ostwestfälischen Dorf auf. Davon wollte er unbedingt weg. Der Vater war Tischler, also Zimmermann. Die Nachfolge Jesu anzutreten, sei ihm also irgendwie in die Wiege gelegt, könnte man versucht sein zu flachsen. Ohagen geht selbst ironisch mit seiner Geschichte um. Sie ist die Geschichte eines langen Suchens, Strebens, schließlich Findens. Ursprünglich wollte Ohagen etwas mit Medien machen, am liebsten mit Rundfunk. Etwas ziellos irrte er in seiner Studienzeit durch seine Lebensjahre, blickt er zurück. Im Pädagogikstudium lernte er Patres kennen, die ihm Vorbild waren. Festigkeit gewann er, als er sich geistlich übte. Immer mehr entzündete sich in ihm das Feuer, seelsorglich in die Fußstapfen des nächstenliebenden Jesus zu treten. Cityseelsorge, Telefonseelsorge, Gemeindeseelsorge – die Vielfalt der Nachfolge fasziniert ihn bis zum heutigen Tag. Aber städtisch geprägt sollte es schon sein. Das Dorf seiner Kindheit und Jugend liegt hinter ihm, jedoch nicht im Groll.

Die beiden Männer, die mit ihm den Weihejahrgang 2018 des Bistums Aachen bilden werden, sind deutlich jünger als der Ordensmann, der bei den Passionisten in Übach-Palenberg lebt. Michael Druyen, Jahrgang 1987, wuchs in Kempen auf. Dennis Rokitta, Jahrgang 1983, wuchs in Mönchengladbach-Bettrath auf. Sie sind also Eigengewächse der Diözese, im Gegensatz zum Ostwestfalen Josef Ohagen, der zurzeit von seinem Orden aus auch in den Niederlanden aktiv ist. Druyen und Rokitta verbindet eine ausgeprägte Neigung zum frotzeligen Diskutieren. Meinungsstark sind sie beide, und die Lust am Widerspruch treibt sie ein ums andere Mal in die augenzwinkernde Konfrontation. Wären sie nicht so jung, könnte man sie mit den beiden Alten von der Muppets-Show verwechseln, die das Geschehen auf der Bühne von einem Balkon aus kommentieren.

Die Lücke ließ sich nicht schließen

Michael Druyen träumte schon als Grundschüler davon, Priester zu werden. In seiner kindlichen Vorstellung hieß das: am Sonntag eine Messe feiern und den Rest der Woche frei haben. Er machte dann doch zunächst seinen Mechatroniker nach der Realschule. Und startete schließlich richtig durch: Abi am Berufskolleg, vier Semester Elektrotechnik – und dann erst recht eine wissenschaftliche Laufbahn, die ihm früher wenige zugetraut hatten. Theologie geriet in seinen Fokus, weil sie ihm große Fragen beantworten konnte, auf die er bislang keine überzeugenden Antworten gefunden hatte. Die Bekanntschaft mit vielen Priestern während seiner Jugend in der Pfarrei machte den Beruf interessant für ihn. Nach einer Krise platzte der Knoten bei einer Eucharistiefeier – Priester sein wurde das Seinige.

Dennis Rokitta hingegen hatte lange eine freundliche Distanz zur Kirche. Das Religiöse faszinierte ihn, die Geschichten der Bibel fesselten ihn – aber den Bezug zu seinem Leben fühlte er nicht. Bis zu jenem Abend, wo er nach einer Samstagabendshow im Fernsehen plötzlich im Treppenhaus spürte: Morgen könntest du mal in die Messe gehen. Dort packte ihn dann das spirituelle Erleben der heiligen Eucharistie – und ließ ihn nicht mehr los. Bis der Entschluss reifte, Priester zu werden, war es noch ein langer Weg. Zuerst betätigte sich Rokitta vielfältigst in der Kirche, studierte Chemie, machte darin seinen Doktor. Das mit dem zölibatären Leben fanden weder er noch seine Freundin toll, erzählt er. Aber es nagte eine andere Lücke in seinem Alltag. Sie versuchte er mit seinem Ehrenamt in der Kirche zu füllen – aber es reichte nicht. Als er schließlich diesem Gefühl nachgab und in Münster Theologie studierte, fühlte es sich jeden Tag ein bisschen richtiger an. So vielfältig die Zugänge und die Persönlichkeiten, so vielfältig wird auch der künftige Einsatz sein. Ohagen, Druyen und Rokitta schätzen diese Breite, die das kirchliche Leben und ihr Priestersein darin auszeichnen. Sie haben die bunte Palette in den letzten Jahren kennen- und liebengelernt. In der Vielfalt von Situationen, pastoralen Herausforderungen, Menschen, von Stadt und Land, von Zusammenhalt und Eigenständigkeit, liegt für sie die Zukunft: die der Kirche im Bistum Aachen und die ganz persönliche.

Die Priesterweihe von Josef Ohagen, Michael Druyen und Dennis Rokitta findet am Samstag, 19. Mai, um 9.30 Uhr im Aachener Dom statt.

KirchenZeitung für das Bistum Aachen, Ausgabe 18/2018