1947 wollten Krefelder Kriegsheimkehrer ein Zeichen der Buße und des Willens zur Versöhnung setzen. Aus dieser Initiative entstand ein 150 kg schweres Kreuz, mit dem Gesicht des leidenden Christus, geschaffen von Anton Wendling. Mit dem Aachener Friedenskreuz zogen katholische Männer, Gruppen, Verbände durch die Diözese. Bis in die 1960er Jahre hinein überbrachten Dutzende Wallfahrten im In- und Ausland eine kraftvolle Botschaft für Frieden und Verständigung. Das Kreuz war Ausgangs- und Mittelpunkt für zahllose Gebete, Gottesdienste, Versammlungen.
In den 1980er Jahren erlebte das Friedenskreuz einen zweiten Frühling. Pax Christi, die christliche Friedensbewegung, nutzte es als Zeichen für einen umfassenden Frieden. Stärker als zuvor ging es nicht nur um Abwesenheit von Krieg und Gewalt, sondern auch um Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. So wurde der päpstliche Auftrag aus 1950 - tragt das Kreuz überall hin, wo der Frieden in Gefahr ist - zeitgemäß übersetzt. Wallfahrten führten an Kasernen, Raketenstationen, Tagebaue. Die ökumenische Dimension wuchs. 1989 reiste das Kreuz auf dem Rhein von Rotterdam bis Basel, zur Europäischen Ökumenischen Versammlung.
Mit ungewollter Aktualität startet zum Aschermittwoch, 2. März 2022, eine große Aktion zum 75-Jährigen des Aachener Friedenskreuzes: Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind aufgerufen, sich öffentlich zu Frieden und Versöhnung zu bekennen. Das Motto der Aktion, „Gib dem Frieden dein Gesicht“, setzt ein Zeichen der Hoffnung in die Zukunft.
Angesichts der kriegerischen Eskalation in der Ukraine rückt der Menschheitswille nach Abwesenheit von Gewalt in den Mittelpunkt. Aber auch die immer dringlichere Klimakrise und die zunehmende soziale Spaltung sind Entwicklungen, die den Frieden gefährden. Gerechte, faire, nachhaltige Verhältnisse bedeuten die Grundlagen eines friedlichen Lebens.
Seit 75 Jahren haben Hunderttausende Frauen und Männer das Aachener Friedenskreuz getragen und gesehen, haben Zeichen gesetzt für eine friedliche Zukunft. Aus Anlass des Jubiläums sind Menschen, Gruppen, Verbände und Einrichtungen eingeladen, öffentlich zu bekennen, was ihnen Friede, Versöhnung und das Kreuz heute bedeuten.
„Gib dem Frieden dein Gesicht“, lautet der Aufruf der Initiatoren. Mit einer Wallfahrt, vier Aktionswochen in Krefeld, Mönchengladbach, Jülich und Aachen, einer Internetaktion und weiteren Initiativen sollen das Kreuz und seine Botschaft in den Blick gerückt werden. Beginn ist am 9. April in Krefeld, Ende am 21. September in Aachen.
Hintergründe und aktuelle Hinweise auf www.gib-dem-frieden-dein-gesicht.de. Die Aktion wird getragen von Bistum Aachen, Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen und pax christi Diözesanverband Aachen. Vor Ort beteiligen sich bereits heute verschiedene Pfarreien, Schulen und Gruppen. Alle heißen weitere Mitstreiter herzlich willkommen.