Susanne Brenner-Büker

Susanne Brenner-Büker (c) Kindermissionswerk „Die Sternsinger“
Susanne Brenner-Büker
Datum:
Fr. 19. Juni 2020
Von:
Carina Delheit

"Wenn wir uns mit Freundinnen und Freunden aus Kolumbien über unseren Alltag in Corona-Zeiten austauschen, wird offensichtlich, wie sehr sich der Alltag während der Pandemie in Aachen unterscheidet von der Situation in Bogotá oder Tumaco. Großfamilien leben auf engstem Raum zusammen; wochenlang dürfen Kinder ihr Zuhause nicht verlassen. Einkommen sind weggebrochen, es gibt keine soziale Absicherung. Staatliche Hilfe kommt oft nicht an. Rote Tücher an den Fenstern markieren, wo es nichts mehr zu essen gibt. Und die allgegenwärtige Gewalt wird nicht weniger, auch gegen soziale Bewegungen.

Gleichzeitig bin ich beeindruckt von dem, was Menschen in Basisorganisationen auf die Beine stellen, von Engagement und Kreativität: Gitrarrenunterricht über Whatsapp, eine Botschaft zum Tag der Arbeit per Video-Clip, psychologische Beratung über Handy, Masken nähen in Heimarbeit als Einkommen schaffende Maßnahme, das Eintreten für Rechte gegenüber staatlichen Institutionen. Freude und Leid werden geteilt, man leitet wichtige Infos weiter, verabredet sich zum virtuellen Rosenkranzgebet, versendet selbstgeschriebene Gedichte, sucht gemeinsam Hilfe für jene, die noch weniger haben.

Angesicht derselben Krise, aber doch sehr unterschiedlichen Realitäten in Deutschland und Kolumbien frage ich mich: Was bedeutet Solidarität in diesen Tagen? Geld spenden für Hilfsprojekte? Füreinander und miteinander beten? Im Gespräch und in Verbindung bleiben? Die Stimmen für mehr Gerechtigkeit weltweit unterstützen? Auch die Not in Deutschland sehen und solidarisch handeln? Partnerschaft, nicht nur in Corona-Zeiten heißt für mich: hinschauen und zuhören, in Beziehung bleiben, Fragen aushalten, deren Antworten ich mühsam und gemeinsam mit anderen erst suchen muss."

Susanne Brenner-Büker war von 2005 bis 2012 als Fachkraft der AGEH (heute Agiamondo) für die Bethlehem Mission Immensee (heute COMUNDO) in der kolumbianischen Hauptstadt in einem Stadtteilprojekt und als Länderkoordinatorin tätig.