Mit Vertrauen und Neugierde

Kirchliche Träger wie der Diözesanrat der Katholiken entsenden Freiwillige ins Partnerland Kolumbien

35_Kolumbien (c) privat
35_Kolumbien
Datum:
Fr. 26. Aug. 2011
Von:
Stephan Miethke
Eine wichtige Voraussetzung für Partnerschaft ist gegenseitiges Vertrauen, das aus dem Kennenlernen erwächst.

Um die Menschen, zu denen eine partnerschaftliche Beziehung entwickelt werden soll, kennenzulernen, bedarf es der Neugier: Wer sind die Menschen zum Beispiel in Kolumbien, wie leben sie? Wenn ich an meine eigenen Erfahrungen mit Kolumbien denke, so haben diese beiden Komponenten – Vertrauen und Neugier – immer eine große Rolle gespielt.

Vor unserer ersten Reise nach Kolumbien (1988) haben wir Menschen unseres Vertrauens hier in Deutschland gefragt, mit wem wir auf der anderen Seite des Atlantiks in Kontakt treten könnten. Damit wurden Brücken aus Vertrauen begonnen, die sich bis ins Heute verlängert haben und an denen auch zukünftig noch zu bauen sein wird.

Es ist Empfehlungen einer Referentin bei Misereor von 1988 zu danken, wenn heute junge Leute einen Freiwilligendienst in Líbano leisten. Sie empfahl ein Gespräch mit Monseñor José Luis Serna Alzate, der später als erster Bischof des Bistums Líbano-Honda sich bereit erklärte, Freiwilligen in seinem Bistum eine Einsatzmöglichkeit anzubieten. Davor gab es andere tastende Schritte in den Jugendverbänden DPSG und KJG sowie beim Diözesanrat der Katholiken, Freiwilligendienste als eine Möglichkeit zur Vertiefung der Partnerschaft mit Kolumbien zu nutzen.

 

Die Erfahrungen vor Ort führen zu neuem Bild

Dabei hat sich in einem Fall herausgestellt, dass die Brücke aus Vertrauen noch nicht tragfähig war. Dem Ansprechpartner auf kolumbianischer Seite war mehr zugetraut worden, als er selbst zu verantworten bereit war. Eine Erfahrung, die deutlich die Notwendigkeit

unterstrich, einander gut kennenzulernen, bevor so weitreichende Verabredungen getroffen werden, wie sie zur Durchführung von Freiwilligeneinsätzen erforderlich sind.

Diese wie andere, vor allem positive Erfahrungen in der Durchführung von Freiwilligeneinsätzen bis Mitte der 90er Jahre haben zur Entwicklung einer Konzeption des „Sozialen Dienstes für Frieden und Versöhnung“ (SDFV) geführt, nach der beim Diözesanrat bis heute junge Leute nach Kolumbien entsandt werden.

Ein Freiwilligenzyklus beginnt im Herbst mit der Ausschreibung; bis Januar haben junge Leute Gelegenheit, ihre Bewerbung beim Diözesanrat einzureichen. Im Februar erfolgt die Auswahl in einem Bewerbungsgespräch. Bis zur Aussendung im August werden die Jugendlichen intensiv vorbereitet, fortgesetzt im ersten Monat in Kolumbien durch einen Kurs. Es folgt die Einführung in die Arbeit im Projekt, bei der es darum geht, die Tätigkeitsfelder kennenzulernen. Im Januar stehen dann Zwischenauswertungen an.

Sicherlich ist Neugier auf eine andere Welt ein wichtiges Motiv, warum junge Leute sich für einen Freiwilligendienst in Kolumbien interessieren. Dazu müssen sie häufig ihre eigene Beklemmung und Befürchtungen in Familie und Freundeskreis überwinden, denn der Ruf Kolumbiens als unsicheres Land hält sich hartnäckig. Doch gerade die Erfahrungen des Freiwilligendienstes führen bei Freiwilligen wie deren Familien und Freunden zu einer völlig neuen Einschätzung des Landes und vor allem seiner Bewohner.

Das wird für die Frauen und Männer in der Begleitgruppe des Diözesanrats für den Freiwilligendienst besonders deutlich beim sogenannten Elternabend. Bei diesem Treffen der Eltern der aktuellen Freiwilligen mit denen, deren Kinder sich gerade auf den Einsatz vorbereiten, erzählen erstere den Neuen von dem, was sie gehört und gesehen haben. Denn tatsächlich lassen sich Eltern (und Geschwister und Freunde) von der Neugierde anstecken und machen sich ebenfalls auf den Weg nach Kolumbien – und kommen begeistert wieder. Spätestens an diesen Erzähl-Abenden wird hautnah spürbar, dass die Durchführung der Freiwilligeneinsätze längst ein wichtiger Bestandteil der Bemühungen um die Vertiefung der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Menschen aus dem Bistum Aachen und Kolumbien geworden ist.

 

Der Autor war bis Juli 2011 Referent beim Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen.