Dialog ist möglich, nötig und dringlich

Kolumbianische Bischöfe werben für echten Dialog

Logo der kolumbianischen Bischofskonferenz (c) CEC
Logo der kolumbianischen Bischofskonferenz
Datum:
Mi. 2. Juni 2021
Von:
Carina Delheit

In einer am 1. Juni veröffentlichten Botschaft an die Bevölkerung Kolumbiens mit dem Titel "Dialog ist möglich, notwendig und dringlich" werben die katholischen Bischöfe des Landes für echte Dialogbereitschaft auf allen Seiten angesichts der landesweiten Proteste, verbunden mit schweren Menschenrechtsverletzungen v. a. vonseiten staatlicher Sicherheitskräfte.

Der Text beginnt mit einem Zitat aus dem Dialogkapitel der Enzyklika Fratelli tutti von Papst Franziskus: "Einige versuchen, der Realität zu entfliehen, indem sie sich in die Pirvatsphäre zurückziehen, andere begegnen ihr mit zerstörerischer Gewalt. Aber zwischen der egositischen Gleichgültigkeit und dem gewaltsamen Protest gibt es eine Option, die immer möglich ist: den Dialog!'" (Fratelli tutti Nr. 199.)
Getragen sind die neun zentralen Aussagen zu einem gelingenden Dialog auf Basis der Soziallehre der Kirche vom Wunsch, dass der Weg des Dialogs zur dringend erforderlichen Überwindung der extremen Ungleichheit im Land führt.

Die Thesen sprechen folgende Punkte an:
- Der Dialog erfordert einen inneren Wandel und eine von der Suche nach dem Gemeinwohl geprägte Haltung. Diese muss die Achtung der Menschenrechte aller beinhalten.
- Auch in noch so festgefahrenen Positionen gelingt Dialog nur mit dem Glauben, dass er möglich, also keine Utopie ist.
- Im Dialog müssen alle bereit sein, die Position der anderen als ernstzunehmende Meinungsäußerung zur Kenntnis zu nehmen, einschließlich der Berteitschaft, Zugeständnisse zu machen und Kompromisse zu suchen.
- Der Dialog kann nur gelingen, wenn egoistische und parteiische Interessen wegfallen zugunsten der Suche nach dem Wohl aller.
- Der Dialog basiert auf Wahrheit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit und schließt die gegenteiligen Haltungen aus.
- Im Mittelpunkt des Dialogs müssen die Bedürfnisse der Verletzlichsten und am meisten Marginalisierten stehen. Dazu gehören auch die im Gesundheitssystem und Arbeitsmarkt Benachteiligten.
- Der Dialog muss über Oberflächliches hinausgehen und auf die grundlegenden und vorrangigen Fragen zielen.
- Der Dialog erfordert Beharrlichkeit und die Geduld, Vermittlungs- und Schiedsverfahren zu durchlaufen.
Der Dialog muss die gesamte Gesellschaft miteinbeziehen, da es um das ganze Land geht.

Die Bischöfe erinnern die kolumbianischen Katholikinnen und Katholiken daran, dass der Glaube an Jesus Christus auf ein Zeugnis für den Frieden und die Überwindung von Hass verpflichtet. 
Um Kraft für dieses große Vorhaben zu schöpfen und zu bündeln, rufen die Bischöfe für den 11. Juni, dem Herz-Jesu-Fest, erneut zum landesweiten Gebet auf.