Bischof Barreto: Rücksichtsloses Sozialverhalten ist angesichts Covid 19 ein Verbrechen

Bischof Barreto (c) CEC
Bischof Barreto
Datum:
Fr. 26. Juni 2020
Von:
Carina Delheit
Zum Fest des Unbefleckten Herzens Mariä am 20. Juni 2020, dem Patronatsfest des Bistums Quibdó, hat dessen Diözesanbischof Juan Carlos Barreto Barreto in einer schonungslosen Analyse das unzureichende Gesundheitssystem und rücksichtsloses Sozialverhalten während der Pandemie im Departement Chocó kritisiert.

Laut einer Pressemeldung der kolumbianischen Bischofskonferenz prangerte der Bischof das schlechte Gesundheitssystem und das rücksichtslose Sozialverhalten im Departement Chocó an.
In seiner Predigt zum Patronatsfest sagte der Bischof, „dass wir alle gemeinsam das Unbefleckte Herz Mariä um Hilfe in dieser schweren Krise bitten, die den Chocó durch die Pandemie Covid 19 heimsucht. Es gibt knapp 1000 Infizierte im Departement und 35 Menschen sind bereits daran verstorben. Wir haben den Kollaps des Gesundheitssystems bereits erreicht. Unglücklicherweise haben die zuständigen Stellen Prävention und Kontaktsperren so mangelhaft umgesetzt, dass sie nicht greifen. Und das rücksichtslose Sozialverhalten verschärft die Situation noch.“

In seiner Analyse der schwierigen derzeitigen Situation machte er deutlich, dass die Möglichkeit einer Ansteckung weder zu vermeiden noch kleinzureden ist, und erinnerte die Bevölkerung an einige Grundregeln der individuellen Prävention: „Es ist jetzt nicht die Zeit für Partys, sondern für gesundheitsbewusstes Freizeitverhalten und die Zeit der Achtsamkeit für unser Leben und das unserer Lieben sowie unseres Umfeldes.“ Der Bischof bat eindringlich darum, den Lügen und Mythen, die rund um die angebliche Nichtexistenz von Covid 19 kursieren, keinerlei Glauben zu schenken: „es [das Virus] ist traurige Realität, die wir weltweit und täglich mehr erleben. Also werden auch in Kolumbien und im Chocó etwa 5 % der Bevölkerung ernsthaft daran erkranken oder sterben, und wir können zu diesem Prozentsatz gehören. Etwa 15 % der Bevölkerung werden mit deutlichen Krankheitssymptomen zu rechnen haben.“

Bezüglich des Gesundheitssystems in seiner Region klagte der Bischof die Vernachlässigung durch den Staat an, die nicht nur den Chocó, sondern die gesamte Pazifikküste beträfe. Aufgrund der in dieser Region allseits herrschenden Korruption seien die Gesundheitsstationen verwahrlost, und für viele indigene, afrokolumbianische und Mestizensiedlungen gäbe es gar keine Gesundheitsversorgung sowie zu wenig medizinisches und Pflegepersonal. „Das Gesundheitssystem ist in die Hände von Geschäftemachern und Korrupten geraten“, so der Bischof „die Gesundheit sollte aber dem Gemeinwohl in Kolumbien dienen, und wir alle müssen uns dafür einsetzen, dass das auch wirklich geschieht.“ In diesem Zusammenhang richtete er einen dringenden Appell an die Procuradía [staatliche Ombudsstelle in Kolumbien], damit sie die Nationalregierung dazu verpflichtet, angesichts dieser Zustände im Chocó ernsthaft einzugreifen. Ein seriöser und angemessener Notfallplan sei dringend erforderlich und müsse der Bevölkerung bekanntgemacht werden, um die medizinische Versorgung an allen Orten zu gewährleisten.

Darüber hinaus rief Bischof Barreto dazu auf, in der Bevölkerung eine Pädagogik der verantwortlichen Selbstsorge zu stärken und alle Institutionen zu vernetzen, um so die derzeitige Ansteckungswelle in der Region aufzuhalten. „Rücksichtsloses Sozialverhalten ist derzeit ein Verbrechen“, warnte der Bischof, „selbst wenn wir es nicht wollen, können wir zu Feinden unserer Familie und der Gesellschaft werden. Christus, unser Herr, hat uns versprochen, uns auf unserem Weg zu begleiten und gibt uns die nötige Kraft, die aktuellen Schwierigkeiten zu überstehen und die derzeit erlebten Leiden, Nöte und Ängste auszuhalten. Wir vertrauen uns, das chocoanische Volk, dem Unbefleckten Herzen Mariä an, damit wir der Situation, in der wir uns befinden, angemessen begegnen können.“